Neuer Chefdirigent der NWD gibt sein Debüt in Herford

Herford. Das Herforder Publikum wird am kommenden Freitag, 28. Februar, im Schützenhof erstmals Bekanntschaft machen mit Jonathon Heyward und seiner Art, ein Orchester zu führen. Der 27-jährige US-Amerikaner aus South Carolina tritt am 1. Januar 2021 die Nachfolge von Yves Abel als Chefdirigent der Nordwestdeutschen Philharmonie (NWD) an und gibt schon jetzt ein vor seiner Verpflichtung vereinbartes Gastkonzert. In den Tagen zuvor ist Probe im Studio auf dem Stiftberg. Heyward gibt seine Instruktionen auf Englisch. Doch das ist kein Problem für ein international besetztes Orchester. "Ich möchte Deutsch lernen", sagt er noch in seiner Muttersprache. "Da habe ich bisher nur Babyschritte gemacht." "Schön zu wissen, dass jemand kommt, der das Orchester herausfordert" Locker ist sein Auftreten im ersten Pressegespräch mit örtlichen Journalisten. Bestimmt ist aber sein Umgang mit dem Orchester, wenn die Musik noch nicht ganz so klingt, wie er es sich vorgestellt hat. Die Musiker begrüßen das. "Es ist schön zu wissen, dass wir weiter voran kommen, dass da jemand kommt, der das Orchester herausfordert", sagt etwa Dan Townsend, der zusammen mit seinem Kollegen Aron Leijendeckers die Gelegenheit nutzt, auf das unterhaltsame Sonderkonzert "Drum Twins - Beat that rhythm" der beiden Percussionisten am Sonntag, 10. Mai, hinzuweisen. "Es ist gut, wenn Musiker herausgefordert werden, das Beste von sich zu geben. Und das tut er." Schon im Frühjahr 2019 haben NWD und Dirigent den Vertrag unterschrieben, nachdem klar war, wann die Ära Yves Abel enden würde. Wie ist man zusammen gekommen? "Das war im besten Sinne Zufall", sagt Intendant Andreas Kuntze. "Man muss das Eisen schmieden, so lange es noch heiß ist. Wir hatten zwei erfolgreiche Konzerte mit ihm in Amsterdam, als die Diskussion um die Nachfolge begann, und das Orchester mochte ihn gleich." - "Er hat schwierige Stücke zügig mit uns einstudiert", erinnert sich Aron Leijendeckers. Als unter den Musikern abgestimmt wurde, erzielte er eine klare Mehrheit. Dann sind Intendant und Geschäftsführer Christian Becker zu einem Konzert nach Ludwigsburg gefahren und haben den Kandidaten direkt gefragt. Das kam für Heyward unerwartet, doch: "It was easy to answer for me - die Antwort fiel mir leicht." Als die Nachricht von der Verpflichtung publik wurde, stieg auch das Interesse anderer Orchester an Gastkonzerten mit Jonathon Heyward. Das Leben in der Kleinstadt gewohnt Der Musiker lebt derzeit in der englischen Kleinstadt Deal an der Küste nordöstlich von Dover. Auch sein Geburtsort im amerikanischen Süden war nicht groß und die klassische Musik war ihm nicht in die Wiege gelegt. Heyward ist als Cellist ausgebildet und studierte Dirigieren in Boston. Er gewann internationale Wettbewerbe und dirigierte namhafte amerikanische und europäische Orchester. Mit Andris Nelsons war es den Herfordern schon einmal gelungen, einen Dirigenten am Beginn einer großen Karriere zu verpflichten. Sein erster Eindruck vom Herforder Orchester? "Es arbeitet hart, um das beste Ergebnis zu erzielen", sagt Heyward: "There is an amazing connection to the orchestra - that doesn't happen all the time." Es gebe eine großartige Verbindung zwischen ihm und dem Orchester - das ergebe sich nicht immer. Er will den typischen Klang des Orchesters stärken. Sein erster Eindruck von Herford? Abermals großartig - besonders die Geschichte hat es ihm angetan: "Die muss ich studieren." Das Marta mag ihn an einen großen Erfolg mit dem Orchester "Los Angeles Philharmonic" in der auch von Frank Gehry gebauten Walt Disney Concert Hall erinnern. Als Chefdirigent will Heyward im Januar mit der 6. Symphonie von Mahler starten. Am Freitag um 20 Uhr beginnt im Schützenhof das Abonnementkonzert mit Jonathon Heyward am Pult und dem Solisten Bram van Sambeek am Fagott. Werke unterschiedlichster stilistischer Herkunft werden zu hören sein: Eine spritzige Ouvertüre von Giacchino Rossini aus &bdquo;Die seidene Leiter", das selten gespielte Fagottkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart, Zoltan Kodaly funkensprühende &bdquo;Tänze aus Galanta" und die oft unterschätze aber virtuose Sinfonie Nr. 4 von Ludwig van Beethoven, die eine große Herausforderung für ein Orchester darstellt.

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