Corona-Fall im X: So unterschiedlich handeln die betroffenen Kreise

Kreis Herford. Kreisübergreifende Folgen hat die Corona-Infektion einer jungen Frau. Nur kurze Zeit nach ihrem Besuch in der Herforder Diskothek X am Freitag, 23. Juli, hatte sie wie berichtet Symptome entwickelt. Bei einem PCR-Test bestätigte sich der Verdacht: Die Disco-Besucherin, die auf einer Veranstaltung mit insgesamt 1.200 Feiernden gewesen war, ist nur kurz nach der Party an Corona erkrankt. Beim Besuch der Diskothek, in der an diesem Abend gemäß der Corona-Schutzmaßnahmen ausschließlich Geimpfte, Genesene und Getestete mitfeiern durften, hatte sie noch ein gültiges negatives Testergebnis vorweisen können. Nach Bekanntwerden der Infektion hatten der Kreis Herford und auch umliegende Kreise die Menschen, die am vergangenen Freitag im X gefeiert hatten, zum Testen aufgerufen. Beim weiteren Vorgehen unterschieden sich die Kreise Lippe, Gütersloh und Herford aber voneinander. Während im Kreis Herford das Gesundheitsamt lediglich die engen Kontaktpersonen der infizierten Person unter Quarantäne stellte, wurden in Lippe zunächst alle 100 Disco-Besucher aus dem Kreis in Quarantäne geschickt. Auch der Kreis Gütersloh, in dem die genaue Anzahl der Personen, die in Herford mitgefeiert hatten, nicht bekannt gegeben wurde, schickte alle Menschen, die am 23. Juli im X waren, in Quarantäne. Auch beim Kreis Herford hat man erwogen, alle in Quarantäne zu schicken Der Kreis Herford äußerte sich zu seinem speziellen Vorgehen in einer Mitteilung wie folgt: Zu den engen Kontaktpersonen der Infizierten "zählen die Kontaktpersonen aus der Veranstaltung und dem familiären Umfeld. Die RKI-Richtlinien definieren eine enge Kontaktperson als eine Person, die sich mit dem oder der Infizierten länger als zehn Minuten ohne adäquaten Schutz in einem Gespräch befand". Natürlich habe man sich auch beim Kreis Herford die Frage gestellt, ob alle Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung in Quarantäne müssen, so der Krisenstabsleiter beim Kreis Herford, Markus Altenhöner. Dabei habe man geprüft, was verhältnismäßig und geboten ist und was nicht. Ein potenzielles Ansteckungsrisiko müsse hier zu den Grundrechten der Personen, bei denen man über eine Quarantäne nachdenke, ins Verhältnis gesetzt werden. Da das Hygienekonzept für die Veranstaltung, die Belüftung der Räumlichkeiten und die Zugangskontrollen für Geimpfte, Getestete und Genesene in enger Abstimmung mit dem Kreis-Gesundheitsamt umgesetzt worden seien und es auch im Nachgang keine Beanstandungen gegeben habe, habe der Kreis Herford so entschieden. "Für die Krisenstabsarbeit wäre es sicherlich einfacher gewesen, wenn das Land im Blick auf die zu dem Zeitpunkt bereits steigenden Inzidenzwerte Großveranstaltungen untersagt hätte", so Altenhöner. Andererseits werde man lernen müssen, verantwortungsvoll mit dem Virus umzugehen. "Grundsätzlich haben wir uns im Kreis Herford immer dafür ausgesprochen, im verantwortlichen Rahmen Öffnungsschritte zu versuchen", so der Krisenstabsleiter des Kreises Herford. Für den Kreis Lippe war die Zeitspanne, die die infizierte Person im X war, entscheidend Eine einstellige Anzahl an Personen musste im Kreis Herford in Quarantäne, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Im Nachbarkreis war die Anzahl der Personen, für die die Partynacht in Herford direkte Folgen hatte, größer: Rund 100 junge Lipper mussten zunächst vorsorglich in Quarantäne. Da sie am Freitagabend gleichzeitig mit einer infizierten Besucherin in der Herforder Diskothek "X" waren, müssen sie nun mindestens zwei Wochen zu Hause bleiben, hatte Steffen Adams, Pressesprecher des Kreises Lippe, in der Woche nach der Party erklärt. Am vergangenen Mittwoch folgte in Lippe der erste PCR-Test für die 100 Disco-Besucher. Zusätzlich wurde danach geschaut, welche Lipper am Freitagabend direkten Kontakt zur Infizierten hatten. Bei der Ermittlung der Kontaktpersonen habe das Gesundheitsamt des Kreises Lippe individuelle Bewertungen vorgenommen, sagt Adams weiter. Insbesondere habe man den Blick auf die Zeit gerichtet, innerhalb derer die Frau zu Gast in der Disco an der Bünder Straße war. Dem Kreis Herford zufolge hat es die Erkrankte lange ausgehalten – sie war demnach von 23.30 bis 6 Uhr in der Früh vor Ort. Außer der Uhrzeit war für den Kreis Lippe relevant, ob Gäste bereits ein Genesenen- oder Impfzertifikat vorlegen konnten. "Dies kann dazu führen, dass die Person nicht in Quarantäne bleiben muss", sagte Adams Mitte vergangener Woche. Die Quarantäne dauert noch bis zum 7. August, am 5. August gibt es noch einmal PCR-Tests Die Folge der genauen Überprüfungen in Lippe: 57 Personen müssen noch bis zum 7. August zu Hause bleiben - also deutlich mehr als in Herford. Ein zweiter PCR-Test ist für alle Menschen, für die nach dem Disco-Besuch die Quarantäne angeordnet wurde, für Donnerstag, 5. August, vorgesehen. Anders als in Lippe sei im Kreis Herford, mit dem man sich natürlich abgestimmt habe, nicht die Uhrzeit als Hauptkriterium für eine Quarantäne herangezogen, sondern ein Kreis enger Kontaktpersonen gezogen worden. Unterschiedliche Bewertungen seien aber gängig, sagt Steffen Adams. Auch wenn die genaue Anzahl der Menschen, die aus dem Kreis Gütersloh im X waren und anschließend in Quarantäne mussten, nicht bekannt ist, so gibt es hier noch eine weitergehende Folge der Partynacht: Eine Borgholzhausenerin, für die das Gesundheitsamt des Kreises Gütersloh offenbar eine Quarantäne angeordnet hatte, wehrt sich nun juristisch dagegen, wie das Verwaltungsgericht Minden auf NW-Nachfrage bestätigt. Am vergangenen Mittwoch, 28. Juli, sei in Minden ein Eilantrag eingegangen, in dem sich eine Antragstellerin gegen die Quarantäne, im Amtsdeutsch: Absonderungsverfügung genannt, des Kreises Gütersloh wende, gibt Pressesprecherin Amrei Stocksmeyer Auskunft. Die Besucherin gehe mit der Begründung gegen die Maßnahme vor, keinen direkten Kontakt mit der infizierten Person gehabt zu haben.

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