Verkehr wird gezählt: Straßenplaner auf diskreter Datensuche in Herford

Herford. Von wegen &bdquo;Big Brother". Kein großer, ein kleiner Bruder ist es, der zumeist unbemerkt Fahrzeuge, nicht aber deren Insassen oder Lenker erfasst. Bis Ende Oktober lässt der Landesbetrieb Straßen NRW auf Bundes- und Landesstraßen den Verkehr zählen. In Herford sind es zwölf Straßenzüge im gesamten Stadtgebiet. Zuletzt war einer dieser grauen Video-Kästen, etwa in Größe einer Kuckucksuhr, am Geländer der über die B 239 führenden Lockhauser Straße angebracht gewesen. Standorte sind aber auch die Autobahn2oder neun Landesstraßen, wie die Füllenbruchstraße an der Grenze zu Hiddenhausen und die Senderstraße als Verbindung zwischen Vlothoer sowie Mindener Straße. Und zwei Bundesstraßen, wie die B 61 und die besagte B 239. Dort gar an drei Stellen. Händisch wird vor allem in Ortsdurchfahrten gezählt &bdquo;Das ist eine ganze Menge", sagt Sven Johanning als Sprecher der Bielefelder Niederlassung des Landesbetriebs. Insgesamt seien es in Herford 37 Stellen. Gezählt wird an allen Straßen – aber an verschiedenen Standorten, zu unterschiedlichen Zeitpunkten und mehrfach. &bdquo;Zum einen an normalen Werktagen, also Dienstag bis Donnerstag, zusätzlich am Freitag und am Sonntag. Teilweise haben wir Dauermessstellen. Und wir haben an einigen Stellen Mitarbeiter sitzen, die den Verkehrsfluss aufnehmen. Händisch wird vor allem in Ortsdurchfahrten gezählt, wo zum Beispiel ein parkendes Auto schnell das System verwirren kann", sagt Johanning, der darauf verweist, dass im Jahr 2015 letztmalig Daten in dieser Größenordnung erhoben wurden. Mit Erfassung und Aufarbeitung ist das Ingenieurbüro PVT in Essen beauftragt worden. Auswertung und Plausibilitätsprüfungen seien, so Johanning, komplex. &bdquo;Darin muss alles berücksichtigt werden. Umleitungen, Sperrungen, Baustellen." Unterm Strich solle das durchschnittliche tägliche Verkehrsaufkommen übers Jahr stehen. Und ein Vergleich mit der letzten Zählung. &bdquo;Die Daten werden nicht vor 2022 vorliegen", erwartet der Sprecher des Landesbetriebs. Ein beladener 40-Tonner entspricht 100.000 Pkw-Einheiten Besonderes Gewicht legt die Bielefelder Behörde dabei auf große Lkw, die schweren Brummer. Ein beladener 40-Tonner belastet die Fahrbahn einer Straße so, wie 100.000 Pkw, die nacheinander darüber fahren. Mit diesem Wissen entscheiden Fachleute, wo Straßensanierungen mit welchem Material und in wie vielen Schichten notwenig sind." Aber nicht nur das: &bdquo;Für Lärmschutzberechnungen oder Verkehrsbelastungen und darauf resultierenden Umgehungsstraßen oder andere Entlastungen sind die Zahlen ebenfalls wichtig", erklärt Sven Johanning. Die jetzt erhobenen Daten für die Bundesstraßen 239 und 61 fließen auch in die seit Jahren geplante Umgestaltung des sogenannten Nordrings im Füllenbruch inklusive Mc-Donalds-Kreuzung (Bünder Straße/Umgehungsstraße) und Bahnunterführung ein (die NW berichtete). &bdquo;Da sind wir in der Ausführungsplanung. Die Detailplanung wird Ende 2021/Anfang 2022 abgeschlossen sein. Gebaut wird ab 2023", teilt Sven Johanning mit. Bis dahin ist das jetzt ermittelte Verkehrsaufkommen ausgewertet und in künftige Planungen eingeflossen. Die Zahlen bleiben intern. Die Sorgen vor einem &bdquo;Big Brother" dürften nachrangig sein. Auch wenn sich die Datensammler diskret geben. PVT verzichtet auf der Homepage im Internet auf eine Telefon-Nummer. Viele Kontrollpunkte zur Datenerhebung finden sich auf den ersten Blick an Herfords Straßen ebenfalls nicht. Sven Johanning: &bdquo;Es gibt Messstellen, die sind gut in Leitpfosten versteckt, damit sie nicht geklaut oder umgefahren werden."

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