Marta-Nachfolge: Die kleinen Parteien fühlen sich übergangen

Herford. Nur auf den ersten Blick geht es bei der Suche nach einer Nachfolge des scheidenden Marta-Direktors Roland Nachtigäller allein um eine Personalie. Das wurde in der vergangenen Ratssitzung deutlich. Denn auf den zweiten Blick wird die künftige Ausrichtung eines weithin bekannten Leuchtturmprojekts behandelt. Damit einher gehen finanzielle und programmatische Fragen. Auf dem Weg zu dieser für Herford wichtigen Neubesetzung verlangt deshalb die Opposition mehr Einbindung, Mitsprache und Repräsentation. Das machten Vertreter von Bündis90/Die Grünen, Linke, FDP, Bürger für Herford (BfH) und dem Zusammenschluss aus Herforder Bürger Bündnis (HBB) und Liste 2004 deutlich. Von der Entscheidung, dass Roland Nachtigäller nach 13 Jahren zum 31. Dezember dieses Jahres seine Arbeit nicht mehr weiterführt, seien alle überrascht worden, so Herbert Even von den Grünen. "Wir sind nicht gefragt worden." Even bezeichnete den Abschied Nachtigällers im Angesicht von dessen Verdiensten als "nicht angemessen". Für den weiteren Prozess bemängelte er eine "äußerst geringe Repräsentation des Rates" und forderte eine stärkere Beteiligung. Zumindest in diesem Punkt scheinen sich die Oppositionsfraktionen einig zu sein. "Allein mit der Besetzung entscheiden wir, wo die Reise hingeht" "Keine Beteiligung der Fraktionen im Vorlauf, keine Beteiligung des Kulturbeirates und das bei einem immer wieder in Rede stehenden Projekt, das allen Herforder Bürgern bekannt ist", resümierte der Liberale Eckhart Klemens. Mit der Ernennung der Mitglieder des Auswahlkuratoriums durch Bürgermeister Tim Kähler und Professor Markus Hilgert werde die Ausrichtung des Marta bereits vorgegeben. Ähnliche Bedenken äußerte Andreas Jotzo vom Herforder Bürger Bündnis: "Wir brauchen ein Auswahlgremium. Aber allein mit der Besetzung entscheiden wir, wo die Reise hingeht." Es gehe um das Verfahren und die Einbindung, kritisierten Inez Déjà (Die Linke) und Udo Gieselmann (BfH). "Wir maßen uns nicht irgendeine Besserwisserei an. Wir wollen nur dabei sein", so Gieselmann. So weit der Konsens in der Opposition. Unterschiedliche Auffassungen über die finanzielle Ausstattung des Museums werden künftig wohl ein Thema sein, das vielstimmigere Reaktionen hervorruft. Herbert Even verwies in dem Zusammenhang auf eine von SPD und CDU ins Spiel gebrachte Deckelung des Marta-Budgets auf 2,3 Millionen Euro, obwohl ein Mehrbedarf von 200.000 bis 400.000 Euro benötigt werde. "Kann mit einem derart gekürzten Budget das Marta national und international erfolgreich sein? Dieser Frage muss man sich stellen", sagte Even. Die CDU möchte keine Grundsatzdiskussion über das Marta führen Vertreterinnen von SPD und CDU konnten den Ansichten der Opposition nicht so recht viel abgewinnen - wohlwissend, dass sie in Koalition eine komfortable Mehrheit im Rat besitzen. "Es gab viele Spekulationen über das Marta. Das hat die CDU sehr verwundert", sagte Christdemokratin Meike Voßmerbäumer. Denn ihre Fraktion habe nicht die Absicht, eine Grundsatzdiskussion über das Museum zu führen. "Die Entscheidung, dass es ein Auswahlgremium geben soll, sehen wir sehr positiv", erklärte sie mit Verweis auf die hohe Expertise der Mitglieder. Sarah Heitkemper (SPD) sah immerhin einen positiven Aspekt: "Eins ist schön an der Diskussion: Der Stellenwert der Kunst wird sichtbar." In einem Jahr werde die Kulturlandschaft neidisch auf Herford schauen. Die Programmatik des Marta allerdings sollte dann der neuen Leitung obliegen, so Heitkemper. Eine geforderte interfraktionelle Strategieklausur wird es nicht geben Nach dieser angeregten Diskussion stimmten die Ratsmitglieder über das weitere Vorgehen ab. Eine von der Opposition geforderte "interfraktionelle Strategieklausur" wird es danach nicht geben. Ziel des Antrags war es, unter Begleitung von Experten über Profil und Perspektiven des Marta zu beraten. Zudem wurde eine höhere Beteiligung der Ratsfraktionen eingefordert. Die Fraktionen von SPD und CDU allerdings wiesen das Vorhaben mit ihrer Mehrheit ab. Stattdessen soll nun das neue Auswahlkuratorium einen Vorschlag zur Nachfolge von Roland NachtigällerNachtigällererarbeiten. Ein ähnliches Vorgehen gab es, als Nachtigäller selbst vor 13 Jahren auf Jan Hoet folgte. Die Opposition hat nun die Möglichkeit, ein weiteres beratendes Mitglied für die Auswahlkommission zu benennen. Die Fraktionen werden sich darüber abstimmen und gegebenenfalls im Laufe der Woche eine Person bestimmen.

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