Zwei neue Leerstände: So läuft es derzeit in der Markthalle Herford

Herford. Erneut reißen seit dem 1. April zwei leere Stände Löcher in die Markthalle. Die Westfälische Wildkammer hat sich für einen Auszug entschieden. Achim Valentin und sein Team waren von der ersten Minute an dabei, doch der Jäger und Geschäftsmann müsse jetzt wirtschaftlich denken. &bdquo;Die Frequenz ist zu gering", sagt Valentin. &bdquo;Wir haben Geld drauf gelegt." Personal und die Miete müsse er schließlich dennoch zahlen, auch wenn Kunden ausbleiben. Der eigene Stand ist zwar dicht, doch die Wildprodukte bleiben den Besuchern erhalten. Und auch der einstige Wildkammerstand soll ab Dienstag wieder belebt werden. Dafür gibt es einen weiteren Auszug im Gastroteil. Das Café Kleine verabschiedet sich ebenfalls von der Markthalle. Hans Kleine begründet den Auszug mit dem Fachkräftemangel. &bdquo;Das trifft uns jetzt. Ich suche schon seit einem Jahr nach Personal für die Backstube", sagt Kleine. Vor allem gute Konditoren seien rar gesät. Aufgrund des Personalengpasses haben sich die Kleines nun für den Weggang entschieden. Die Doppelbelastung gehe sonst nur auf &bdquo;meine Kappe und die meiner Frau, sagt er: &bdquo;Das geht nicht." Mit Corona sank die Frequenz Der Gastronomiebereich der Markthalle ist seit November komplett geschlossen. Für die Markthallengastronomen zählen die gleichen Regeln wie für alle anderen Gastronomen auch – mit den gleichen Konsequenzen. Das trifft Björn Laffontien ebenso wie Markthallen-Neuzugang Timo Hinkelmann. Der Gastronom nutzt jetzt den Leerstand im vorderen Bereich (ehemals Wildkammer) und zieht dort für knapp drei Monate um. Zwischen 20. April und Ende Juli wird Hinkelmann hier Bowls, Frühstücke und Mittagessen anbieten. Alles ausschließlich zum Mitnehmen. Derweil nutzen die Westfälische Wildkammer und die Biozeit einen Synergieeffekt. &bdquo;Alle müssen sparen", sagt Achim Valentin zu der Idee. Seine Produkte werden nun beim Stand der Biozeit in der Markthalle auf der linken Seite mit vermarktet. &bdquo;Das ergänzt sich gut", findet Valentin. Er habe auch die Möglichkeit gehabt, auf den Wochenmarkt zu ziehen. &bdquo;Doch wir probieren es jetzt erstmal mit dieser Idee." Das Konzept scheint aufzugehen. Der Stand der Biozeit ist samstagmorgens gut besucht. Doch unter der Woche sei deutlich weniger los, heißt es von einer Verkäuferin. Viele Kunden scheinen mit dem Indoor-Einkaufen ein Problem zu haben. &bdquo;Die Markthalle lief super an, doch mit Corona sank die Frequenz. Die Leute trauen sich nicht rein", sagt Valentin. Das bemerkt auch die Markthallenmanagerin Bettina Harre. &bdquo;Viele Kunden bevorzugen momentan den Außenwochenmarkt", sagt sie. &bdquo;Wochenmarkt und Markthallen gehören zusammen" Dort ist am Samstagmorgen eine Menge los. Die Schlange am Spargelstand wird immer länger und viele Taschen füllen sich mit frischem Obst und Gemüse. Einige neue Kunden drehen ihre Runden auf dem Parkplatz, ohne eine freie Lücke zu finden. Gleichzeitig wird am Samstag nämlich auch geheiratet. Rote und weiße Herzluftballons vor dem Rathaus zeugen davon. Margarita Karvouni ist mittendrin im Geschehen. Sie bietet an einem kleinen Stand griechische Produkte aus ihrer Heimat an. &bdquo;Ich verkaufe hier ein bisschen Urlaub", sagt Karvouni, die seit Juli auf dem Wochenmarkt ist. Angefangen hat sie mit ihrem flüssigen Gold, dem Olivenöl Omiros. Mittlerweile hat sie auch verschieden Oliven, Kräuter, Tee und Balsamico im Angebot. &bdquo;Der Anfang lief super. Doch die Winterzeit war hart", sagt Karvouni, die auch Kochkurse bei der VHS anbietet – normalerweise. &bdquo;Das ist ja alles abgesagt." Kerstin Liebmann ist am Stand der Griechin auf der Suche nach Balsamicoessig mit Granatapfel. &bdquo;Das hat super geschmeckt", sagt die Herforderin, die jeden Samstag einen Gang über den Wochenmarkt macht. &bdquo;Das gehört zum Samstag dazu", sagt Liebmann, die aber auch die Markthalle toll findet. &bdquo;Ich mag es drinnen und draußen. Das gehört einfach zusammen." Die Stimmung ist "gedämpft" In der Markthalle verkauft Italienerin Concetta Orto Auberginen, verschiedene Tomatensorten, aber auch Olivenöl und kann sich über Kunden nicht beklagen. &bdquo;Es läuft gut", sagt Orto und widmet sich dem nächsten Besucher. Gegenüber bindet Peggy Föste am Stand der Lebenshilfe frische Blumensträuße und Kränze. Sie ist froh, dass der Stand der Herforder Werkstätten überhaupt öffnen darf. Föste beschreibt die aktuelle Stimmung als &bdquo;gedämpft". Das Leben, der Trubel, für den auch die Gastronomie sorge, fehle. &bdquo;Dass die Gastro zu ist, ist richtig blöd", sagt auch Markthallenmanagerin Harre. Die Idee der Markthalle fuße ja auf viel mehr als den reinen Einkauf von Lebensmitteln. &bdquo;Es geht um ein Erlebnis. Erst einkaufen, dann bei Prosecco oder einem Bier entspannen, eine Kleinigkeit essen", beschreibt es Harre. Und eben dieser &bdquo;Verweilcharakter" fehle momentan. Das ist schade. &bdquo;Aber, der Charakter der Halle und des Marktbesuchs ist ja nicht schlechter geworden.", sagt Harre, die wie alle Händler auch auf bessere Zeiten hofft.

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