OWL-Forum am Theater-Standort wird immer wahrscheinlicher

Herford. Die Stadt wird das Projekt OWL-Forum in Herford weiter vorantreiben - am Standort des Stadttheaters. Für die weitere Planung stellt der Stadtrat 200.000 Euro zur Verfügung. Mit der mehrheitlichen Entscheidung vollzog die CDU einen Schwenk: Sie hatte immer betont, die Sanierung von Stadttheater und Schützenhof zu wollen. Weiterhin ermittelt werden die Sanierungskosten. Erinnerung ans Theater Meike Voßmerbäumer (CDU) erklärte, dass ein OWL-Forum mit Baukosten von 100 Millionen Euro nie verhältnismäßig gewesen sei. Sie sprach von einem Umbau, bei dem Teile des denkmalgeschützten Theatergebäudes erhalten bleiben könnten, etwa das Treppenhaus. Bürgermeister Tim Kähler zufolge, hat der mit dem Abrissgutachten betraute Architekt auch die Aufgabe erhalten, eine Kultur der Erinnerung an das Theater zu berücksichtigen. Janup als Standort Die FDP hatte immer für einen maximal 60-Millionen-Euro teuren Neubau auf dem Janup plädiert. Dort seien die Besucher in der Innenstadt und würden nach den Vorstellungen auf dem Gänsemarkt alles finden, damit sie noch einen schönen Abend in Herford verbringen könnten. Am Standort des Stadttheaters seien sie zu weit außerhalb. Für Kähler war es hingegen nie eine Option, die Besucher, die auf dem Gänsemarkt draußen an Tischen sitzen, auf die Mauern der zentralen Veranstaltungsstätte für Philharmonie, Schauspiel, Kongresse und Tagungen gucken zu lassen. Parkplatz-Probleme Andreas Jotzo (Herforder Bürger Bündnis, HBB) hielt den Standort des Stadttheaters für nicht geeignet. Der habe Mängel, die sie nicht aus den Augen verlieren dürften. Darin gab ihm Herbert Even recht. Sie müssten eine kreative Parkplatzlösung finden, sagte der Bündnisgrüne. Das wäre auch am Gänsemarkt ein größeres Problem gewesen, das sagten ihm seine Bauexperten, entgegnete Kähler. Während der Bauzeit Wichtig seien alternative Spielstätten für die Dauer der Bauzeit, sagte Voßmerbäumer: Marta, Schulaulen oder auch Kirchen. Auch Even betonte, dass der Theaterbetrieb nicht abreißen dürfe. Ansonsten werde es schwierig, die Besucherzahl wieder von 0 auf 100 hochzufahren. Andreas Kornacki, Geschäftsführer der Kultur Herford gGmbH, gehe der Frage nach, wie die Stadt Theater ohne Theatergebäude haben könne, sagte Kähler. Darum habe er ihn gebeten. Herfords Vorteil sei, dass es kein eigenes Ensemble habe, deshalb seien auch Stücke in kleiner Besetzung denkbar. Ravensberger Schulaula Thomas Besler betonte, dass sich der Theater-Standort für ein OWL-Forum auch deshalb anbiete, weil damit das Problem der Schulaula für das Ravensberger Gymnasium gelöst sei. Darin liegt laut Voßmerbäumer eine wirtschaftlich vernünftige Lösung. Der Name OWL-Forum Voßmerbäumers Kritik am Namen "OWL-Forum" gab Kähler unumwunden Recht: Das sei ein Arbeitstitel gewesen. Wenn sie das Forum eröffnen würden und das in Berlin in der Zeitung stehe, dann sollten die Leute schon beim Blick auf den Namen denken: Das ist interessant, das muss ich mir mal ansehen, sagte Kähler. Er zieht deshalb in Erwägung, einen Wettbewerb durchzuführen. Förderung des Neubaus Ende 2019 wurde bekannt, dass Bund und Land Förderzusagen von je einem Drittel der damals kalkulierten Projektkosten von 97 Millionen Euro in Aussicht gestellt haben. Kähler sagte jetzt, dass es in den Beschlüssen des Bundes- und Landtages Luft gebe. Er sei in sehr konstruktiven Gesprächen. Mit anderen Worten: Bund und Land scheinen bei ihrer Drittel-Förderung bleiben zu wollen. Theater-Sanierung Ein Brandschutzgutachten, dass die Stadt in Auftrag gegeben hat, liegt noch nicht vor. Wenn man erst einmal an einen Altbau rangehe, fänden sich immer weitere Probleme, sagte Kähler. Das liege in der Natur der Sache, zumal in Theater und Schützenhof über viele Jahre nicht investiert worden sei. Wenn das Theater jetzt saniert würde, so wäre trotzdem der Orchestergraben nicht erweiterbar, sagte Kähler. Auch mit Blick auf Kultur und Kunst bezweifelte er, dass ein saniertes und umgebautes Stadttheater den heutigen Erfordernissen genüge. "Ich habe immer gesagt, dass ich es für keine gute Idee halte zu sanieren", sagte er. Denn das Verhältnis von Investition und dem, was die Stadt dafür bekomme, stimme nicht, prognostizierte er. Wie es weitergeht Kähler will im November eine Grundsatzentscheidung - Neubau am Standort des Stadttheaters oder Sanierung von Stadttheater und Schützenhof - herbeiführen. Die Fraktion Die Linke lehnt einen Neubau ab und fordert die Sanierung. Widerstand gegen den Abriss des Theaters kündigte Günther Klempnauer (FDP) an: "Ich werde alles tun, um den Abriss des Theaters zu verhindern." Hintergrund Ziel ist, das kulturelle Angebot ist mit dem Theaterbetrieb und der Nordwestdeutschen Philharmonie (NWD) langfristig zu sichern. Weil Stadttheater und Stadtgarten Schützenhof einen hohen Sanierungsstau aufweisen, soll alternativ ein Neubau als nachhaltige Kulturstätte geprüft werden. Noch steht allerdings das Theater-Gebäude unter Denkmalschutz. Die Stadt stellt nun einen Abrissantrag. Die Vorgabe für den Neubau wäre dann ein durchdachtes Betriebskonzept und ein möglichst geringer CO2-Fußabdruck in Bau und Betrieb sowie ein nachhaltiges Management. Dafür soll die neue Veranstaltungsstätte auch neue Zielgruppen für Kongresse und Tagungen erschließen.

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