Corona, die Konjunktur im Kreis Herford und eine überaus alarmierende Zahl

Kreis Herford. Wenn es um Corona und die Konjunktur geht, dann ist das Wittekindsland zweigeteilt. Viele Industrieunternehmen sind für das laufende Wirtschaftsjahr 2021 optimistisch und erwarten zumindest stabile oder sogar steigende Umsätze. Dagegen zeigt sich im Handel und bei den Dienstleistern ein sehr differenziertes, teils sogar alarmierendes Bild. Das ist das Ergebnis der neuen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer für das Frühjahr 2021. &bdquo;Im Gegensatz zur Industrie ist die wirtschaftliche Lage im Handel und bei den Dienstleistern höchst heterogen. Es gibt etliche Gewinner, aber deutlich mehr Verlierer", skizziert Oliver Flaskämper, Herforder Unternehmer und Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld die Situation. Gerade die Situation im Handel könne Auswirkungen auf die Innenstädte haben. Gedämpfte Erwartungen des Handels &bdquo;Die Erwartungen der Händler an die kommenden zwölf Monate bleiben stark gedämpft. Die Unsicherheit gegenüber der Pandemie und den Folgen ist deutlich spürbar. 13 Prozent erwarten eine bessere Geschäftslage, 34 Prozent eine schlechtere ", zitiert Oliver Flaskämper aus dem Umfrage-Ergebnis. 87 Unternehmen mit 1.700 Beschäftigten aus dem Kreis hatten an der Befragung teilgenommen. 25 Prozent sprechen von einer guten, 21 Prozent von einer schlechten aktuellen Geschäftslage. Für 75 Prozent der Einzelhandelsunternehmen sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit den Coronamaßnahmen das größte Risiko der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung. Nur 18 Prozent der Händler erwarten eine Umsatzsteigerung gegenüber 2020, 35 Prozent gehen von konstanten Umsätzen aus. Jedoch 35 Prozent rechnen mit einem Rückgang. Finanzierung und Forderungen Die Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Finanzierungssituation, also die Möglichkeit der Unternehmen, Kredite aufzunehmen. Immerhin 42 Prozent berichten, dass es für sie keine Auswirkungen gibt. Rund 22 Prozent verzeichnen Forderungsausfälle und einen Liquiditätsrückgang. 7,2 Prozent der Unternehmen berichten, dass es eine erhöhte Fremdkapitalbelastung bei ihnen gibt – sie also mehr Kredite aufgenommen haben. Und der gleiche Prozentsatz vermerkt, dass das Unternehmen Probleme habe, Kredite zu erhalten. Rund 3,6 Prozent sprechen sogar von einer Insolvenzgefahr. Die Situation werde sich möglicherweise auch auf die Innenstädte auswirken, so Flaskämper. Viele zunächst skeptische Kunden hätten während des Lockdows erstmals online eingekauft – und würden dies wohl auch weiter tun. Das heiße, der Handel in den Innenstädten müssen neue Konzepte entwickeln um attraktiver zu werden und um die Menschen dazu zu bewegen, in der City einzukaufen. Schlechte Geschäftslage Ein differenziertes Bild zeigt auch der Dienstleistungssektor. In der diesjährigen Umfrage unter 127 Unternehmen mit 3.070 Beschäftigten wurden erstmals auch das Gast- und das Reisegewerbe befragt. Aktuell ist die Geschäftslage der Dienstleister weiterhin negativ. 26 Prozent beschreiben ihre wirtschaftliche Situation als gut, 34 Prozent melden eine schlechte Geschäftslage. &bdquo;Auch die Erwartungen bleiben sehr gedämpft. Wie auch im Handel ist die Unsicherheit in manchen Branchen groß. 22 Prozent erwarten eine bessere Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten, 32 Prozent eine schlechtere", so Flaskämper weiter. 29 Prozent prognostizieren einen Umsatzrückgang, davon 11 Prozent sogar ein Minus von mehr als 25 Prozent. Rund 40 Prozent melden Eigenkapitalverluste und knapp ein Drittel Engpässe bei der Liquidität. Die alarmierendste Zahl ist hingegen die Möglichkeit einer Insolvenz. Knapp 10 Prozent der befragten Unternehmen sehen diese Gefahr. Industrie geht es vergleichsweise gut Gerade zu paradiesisch zeigt sich dagegen die Situation in den meisten der 71 befragten Industrieunternehmen des Kreises mit ihren 9.782 Beschäftigten. Auch wenn hier vielfach noch unklar ist, wie sich die Märkte entwickeln, so die IHK. Die heimischen Betriebe haben oft von der schnellen Erholung der asiatischen Märkte profitiert. Darüber hinaus konnte auch die Küchenmöbelindustrie in der Pandemie leichte Zuwächse verbuchen. &bdquo;7 Prozent der Unternehmen erwarten eine bessere Geschäftslage, 16 Prozent eine schlechtere. Zwei Drittel der Befragten gehen von einer gleichbleibenden Geschäftslage in den kommenden Monaten aus", beschreibt Klaus Bockermann, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer sowie Unternehmer in Enger, die derzeitigen Einschätzungen. Für das Gesamtjahr erwarten 38 Prozent der Industriebetriebe aber eine Steigerung ihrer Umsätze im Vergleich zum Vorjahr, 44 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Erträgen. &bdquo;Sollte sich dieses Bild am Ende des Jahres bewahrheiten, ist die Industrie im Wittekindkreis, mit einigen Blessuren, gut durch die Pandemie gekommen", so der IHK-Vizepräsident weiter. In den kommenden Monaten sei auch wieder mit einem moderaten Beschäftigungsaufbau zu rechnen.

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