Gespanntes Warten auf entwickelte Urlaubsfotos

Herford. Das Mittwochrätsel vom 10. März zeigte das Eckhaus Höckerstraße/Linnenbauerplatz – damals Photo Porst. Hans-Peter Pahmeyer schreibt: &bdquo;Die Adresse lautet Höckerstraße Nr. 13. Wir sehen hier das Eckhaus des Juweliers Kremeyer. Das Ehepaar Kremeyer war im Grün Gold Tanzclub ein Meisterpaar. An der Hausseite floss früher die Bowerre unter der Brücke zur Bexten Mühle. Auf der Brücke stand das Denkmal des Linneweber. Heute steht er etwas versetzt vor dem Linnenbauer-Platz und schmunzelt immer noch über die Münzen in seiner Hand. In den sechziger Jahren zog mit großem Tam-Tam die Firma Photo Porst in die Geschäftsräume ein. Alles, was mit Fotografie zusammen hängt, wurde hier in fast unüberschaubarerer Vielfalt angeboten. Unsere Urlaubsfotos, die heute nach rund 40 Jahren ziemlich vergilbt sind, wurden bei Porst entwickelt. Schön war, dass man Fotos, die nicht gut waren oder nicht gefielen, nicht bezahlen oder mitnehmen musste. An die Schmierereien an der linken Hauswand kann ich mich nicht erinnern. Zu dieser Zeit war das noch kein Alltagsgeschehen. Die Verursacher sind mir nicht bekannt und mit ihnen hatten wir damals auch keinen Kontakt. Auffallend ist noch hierzu, dass hinter dem vergitterten umschmierten Fenster vor der Porst Übernahme die besonders wertvollen Stücke des Juweliers Kremeyer auslagen.“ Alexander Pörschke erinnert sich: &bdquo;Dort haben wir immer unsre Urlaubsfotos vom Gardasee entwickeln lassen.“ Michael Stachowskimeint: &bdquo;Heute hat dort der Juwelier ,Hungeling sein Ladenlokal. Die Farbbilder bei Photo Porst waren mit 29 Pfennig wirklich unheimlich günstig. Digitale Fotographie (wie heute) gab es noch nicht. Wenn man sehen wollte, wie das Bild geworden ist, musste man warten, bis es entwickelt war. Besonders nach Urlaubsreisen ging dann der erste Weg sofort ins Fotogeschäft. Und das war im Vergleich zu heute sehr teuer. Normalerweise kostete das Entwickeln eines 36er Films um die 30 D-Mark.“ Wolfgang Brakmannschreibt: &bdquo;Das Photogeschäft Photo Porst war immer für mich ein schöner Anlaufpunkt wenn wir in der Innenstadt waren.“ Einfache Kamera mit Auslöser und zwei Wetter-Einstellungen Rita Frentruphat erkannt: &bdquo;Es ist die Höckerstraße, Ecke zum Linnenbauerplatz. Heute ist dort Juwelier Hungeling und als ich meinem Mann sagte, das ist die Ecke zum Linnenbauerplatz, meinte er: Das kann gar nicht sein, dort war immer ein Juweliergeschäft. Aber der Balkon, der noch im Bild ist, ist unverkennbar.“ Christoph Olheideerinnert sich: &bdquo;Um 1975 herum hatte ich als Foto-Anfänger eine ganz einfache Kamera, eine Agfamatic 100, in einer orangefarbenen Box als Geschenk bekommen und war sofort begeistert von dem Gerät. Die Ausstattung der Kamera war zwar recht spartanisch, als Bedienelemente gab es nur den Auslöser und zwei Wetter-Einstellungen am Objektiv für die Belichtungszeit, aber dafür konnte man nichts verkehrt machen und sofort zur Tat schreiten. Nun kommt Photo Porst ins Spiel. Auf dem Schulweg kam ich täglich an dem Fachgeschäft an der Ecke Linnenbauerplatz / Höckerstraße vorbei, und um knipsen zu können, brauchte man entsprechendes Material wie Filmkassetten und Blitzwürfel, das man dort bekam. Zum anderen konnten dann die vollgeknipsten Filme zum Entwickeln abgegeben und einige Tage später die fertigen Bilder wieder abgeholt werden. Mit dem wenigen Taschengeld, von dem man sich diesen Spaß finanzieren musste, war sparsam umzugehen, denn Filme und Entwickeln waren nach meiner Erinnerung recht teuer. Meist nutzte ich die 24-Bilder-Filmkassetten, die ungefähr 10 DM gekostet haben dürften, die Entwicklung war deutlich teurer, mit rund 20 DM war man dabei. Das Abholen der entwickelten Filme bei Porst war immer ein spannender Vorgang. Zunächst war man ja nicht sicher, ob die Bilder was geworden waren, so dass vor dem Bezahlen immer erst am Tresen der aufgeregte Blick in das Kuvert mit den Abzügen stand. Man konnte dann entscheiden, ob man sie nahm, was aber fast immer der Fall war. Bei den hohen Kosten hieß es also gut überlegen, was abgelichtet werden sollte. Viele Filme habe ich daher nicht verbraucht, meist wurde die Kamera im Urlaub verwendet. Dank des immer präsenten Handys ist das Fotografieren glücklicherweise zum preiswerten Allgemeingut für Jedermann geworden, wovon in allen Lebenslagen reichlich Gebrauch gemacht wird. Dass man sich früher mit Rücksicht auf seinen Geldbeutel beim Fotografieren zurückhalten musste, dürfte bei jüngeren Menschen heute nur ungläubiges Staunen hervorrufen.“ Elisabeth Reitemeyererinnert sich: &bdquo;Ein weiteres Photogeschäft in der Brüderstraße 34 war Foto Arnold – ein Spezialist für Hochzeitsfotos. In den 50/60er Jahren fuhren dort an Freitagen im Halb-Stunden-Takt die Brautpaare mal per Kutsche oder in schön geschmückten Autos vor. Dann gab es noch das Studio ,Ganzemüller in der Mönchstraße. Im Gebäude des Rätselfotos befand sich in den 1950er Jahren das Juweliergeschäft ,Kremeyer. Das Ehepaar war ein den Herfordern sehr bekanntes und erfolgreiches Amateurtanzpaar. Auf der Seite des heutigen Spielplatzes befand sich das Wehr ,Bexten Mühle. Als damals die Altstadt plötzlich unter Wasser stand, war einer der Gründe: Die enormen Wassermassen bedingt durch die Schneeschmelze, die damals keiner erahnen konnte, drückten so gegen die Schütten, dass sie nicht mehr hochgezogen werden konnten, per Muskelkraft natürlich. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses, heute Telekom und schon Höckerstraße lag ein schrecklich kleiner Friseurladen ,Eifert eine Ecke des Hauses ragte über den ,Fluten der Bowerre. Der Salon ,Eifer war ein Muss, wenn es um Haareschneiden ging. Wir Kinder machten oft Kontrollgänge, ob nicht ein Teil es Hauses in den Fluten verschwunden sei -aber nein.“ Ulrike Poerschke schreibt: &bdquo;Als Farbfotos spottbillig wurden, 0,29 DM. Vom Fotoapparat zur Kamera im Handy, damals war die Sofortbildkamera das absolute Highlight – das Foto kam sofort aus der Kamera – heute schließe ich mein Handy an den Fernseher, um mir meine Bilder anzuschauen. Der technische Fortschritt der Digitalisierung. Meine Fotoalben habe ich auch alle eingescannt. Ich hatte die Filme bei Porst gekauft.“ Als die Höckerstraße eine Schüler-Allee war Anja Maschmannschreibt: &bdquo;Der abgebildete Laden war Teil einer Kette – ein früher Filialist in der Innenstadt also. Ich selbst ließ mein Fotos auch dort entwickeln.“ Annette Schmidt schreibt: &bdquo;Nachdem die Photo-Porst-Zeit zu Ende war, zog Hungeling ein. Gegenüber war Anfang der 1970er Jahre ein gut sortierter Plattenladen, ein Treffpunkt aller Schüler. Überhaupt war die Höckerstraße, besonders samstags quasi eine ,Schülerallee, denn man traf sich vom Ravensberger und der Mathilde Schule mit den Friederizianern (die allerdings aus Richtung Brüderstraße kamen) auf dem Gehrenberg vor Klingenthal. Dort war dann kein Durchkommen mehr, sehr zum Unwillen derer, die einkaufen wollten.“ Klaus-Dieter Storkerinnert sich: &bdquo;Bei Photo-Porst habe ich damals einen Dia-Projektor und eine aufrollbare Leinwand gekauft“. Holger Kremeyerkennt sich aus: &bdquo;Es ist das denkmalgeschützte Haus Höckerstraße 13, das sich seit 1916 im Familienbesitz der Familie Kremeyer befindet. Mein Großvater Wilhelm Kremeyer, der 1892 nach Herford kam, kaufte das Haus 1916, nachdem er sich 1905 in der Radewiger Straße 18 als Uhrmacher und Juwelier selbstständig gemacht hatte. Mein Vater Werner Kremeyer trat 1934 als Mitinhaber in das Geschäft ein und übernahm es 1937. Nach zwei Bombenangriffen wurde das Haus zu 65 Prozent zerstört und mein Vater baute mit viel Eigenleistung (man fand zur Abstützung im Keller verbaute Eisenbahnschienen, die mein Vater &bdquo;organisiert“ hatte) das Haus wieder auf und eröffnete 1949 erneut das Geschäft. 1965 wurde das Geschäft zum 100-jährigen Bestehen, das 1966 gefeiert wurde, umgebaut und bis zum Eintritt meines Vaters in den Ruhestand bis zum 31. 3. 73 betrieben. Danach wurden die Geschäftsräume an die Fa. Photo Porst vermietet, die es kurz vor ihrer Insolvenz im Frühjahr 1999 schloss. Seit 1. 10. 99 ist nach erneutem Umbau die Fa. Hungeling der Mieter. Im zweiten Geschäft im Haus betrieb mehr als 53 Jahre Tchibo bis 31. 12. 2012 eine Filiale. Nachmieter wurde die Fa. Leder Berensen. In der 1. Etage ist seit mehr als 30 Jahren die Mädchenberatungsstelle Femina Vita. Nach dem Tod meines Vaters 2003 konnte ich, nachdem einige Miterben das Haus verkaufen wollten, alle Anteile erwerben und habe das Haus in den Jahren 2004/5 komplett restauriert und ihm zu alter Pracht verholfen. INFOBOX: Die Gewinner Herford. Drei Mal gab es beim Rätselbild eine historische Zeitungsseite per Email zu gewinnen. Den Gewinn senden wir in den nächsten Tagen zu. Die Gewinner sind Erika Aschoff, Anja Jäckel und Holger Kremeyer. Herzlichen Glückwunsch!

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