„Hier schlug einst das Herz der Stadt“: Wie das Herforder Gebäude am Gehrenberg Stadtwandel erlebte

Herford. Wo einst auf der Leinwand Geschichten zum Leben erweckt wurden und später Deko-Träume verkauft wurden, herrscht jetzt Stille: Die Depotfiliale am Gehrenberg hat ihre Türen Mitte März 2025 geschlossen. Ein Rückblick auf die bewegte Vergangenheit dieses stadtbekannten Gebäudes. Stadtführer Mathias Polster kennt Details: Carl Hölscher betrieb um 1900 in dem Gebäude auf der Ecke Gehrenberg/Brüderstraße ein Kaffeegeschäft. Zum Zeitpunkt der Aufnahme (gr. Foto) hatte Herzfeld (heute Klingenthal) das Eckgeschäft gemietet. Wenig später wurde das Haus umgebaut. Das Spezial-Fischgeschäft Nordsee zog dort ein. Im Zweiten Weltkrieg wurden große Flächen im Umfeld des Gehrenbergs bei einem Luftangriff zerstört. Auch das Eckgebäude wurde stark beschädigt. Das Hochwasser vom 9./10. Februar 1946 gab ihm den Rest. Das Gebäude musste später abgerissen werden. Sechstes &bdquo;Lichtspielhaus“ in Herford Mehr dazu: Schließt Depot? Totalräumungsverkauf in Herforder Deko-Geschäft Am 17. Januar 1957 wurde am Gehrenberg nach sechs Monaten Bauzeit das sechste Lichtspielhaus in Herford eröffnet. Im folgenden Jahr wurde die höchste Besucherzahl in den Herforder Kinos gezählt. Mehr als eine Million Kinokarten wurden verkauft. 1962 waren es nur noch 500.000, denn der Fernseher hatte in den Wohnstuben Einzug gehalten. Das &bdquo;Filmstudio“ bot Platz für 270 Besucher. Nach Bielefeld und Paderborn war es das dritte seiner Art in Ostwestfalen. Dominiert wurde der moderne Bau durch große Fensterflächen, schräge Betonsäulen und die Glasplattenvertäfelung. Heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Die Betreiber hatten sich zum Ziel gesetzt, nur künstlerisch wertvolle Filme aufzuführen. Im Eröffnungsprogramm lief der Walt Disney Zeichentrickfilm &bdquo;Susi und Strolchi“. Nach der Schließung um 1990 wurde der Kinosaal zur Verkaufsfläche umgebaut. Leserinnen und Leser erinnern sich Zum Hintergrund: Deko-Kette Depot beantragt Insolvenz Die Nw hatte für ihr &bdquo;Mittwochsrätsel“ auch Leserinnen und Leser gebeten, etwas zu dem markanten Gebäude am Gehrenberg zu schreiben. Rita Frentrup aus Herford blickt zurück: Ich kann mich an &bdquo;Kaiser’s Kaffee Geschäft“ nur am Gehrenberg erinnern, wo heute &bdquo;New Yorker“ ist. Später wurde es dann &bdquo;Hill“, aber da bin ich nicht sicher, da ich eine &bdquo;Zugezogene“bin. Mein Mann, Günter Frentrup, Jahrgang 1943, kann sich noch erinnern, dass dort, wo auf dem Foto &bdquo;Kaiser’s Kaffee Geschäft“ ist, nach dem Krieg ein großes Loch von einem Bombenangriff klaffte. Auch war das Geschäft &bdquo;Herzfeld“, heute &bdquo;Klingenthal“ , den Bomben zum Opfer gefallen. Ganz am Ende des Bildes beginnt die Höckerstraße. Detlev Piekenbrock hat das Foto genau untersucht: Das ist unzweifelhaft der Gehrenberg! Denn man sieht im Hintergrund den Linnenbauer, der damals noch rauchen durfte. Dahinter das Geschäft &bdquo;Kremeyer“, der auch schon Uhren verkaufte. Aber an Kaiser’s Kaffeegeschäft an dieser Stelle kann ich mich nicht erinnern. Das muss eine Fotomontage sein. Sportgeschäft neben dem Kino Ulrich Stille identifiziert auch eindeutig den Gehrenberg: Ganz im Vordergrund weist das Schild auf das jüdische Kaufhaus Herzfeld hin, das später &bdquo;arisiert“ wurde, wie es damals hieß. Heute befindet sich dort Klingenthal. Kaiser’s Kaffee-Geschäft auf der rechten Seite zur Einmündung in die Brüderstraße hat den Bombenkrieg leider nicht überlebt. Ich erinnere mich gut, dass dort Ende der Fünfziger Jahre ein Bombenloch war, das als &bdquo;Rattenkuhle“ bezeichnet wurde. Doch dann fingen die Bauarbeiten an und es wurde das Film-Studio gebaut, ein modernes Gebäude, das zu der Zeit in Herford einmalig war. In diesen Tagen ging man noch häufig ins Kino und am Dienstagnachmittag sogar zu ermäßigten Eintrittspreisen. Hier lief Anfang der 1960er Jahre &bdquo;Das Schweigen“, ein Skandalfilm; natürlich erst &bdquo;ab 18“, über den wir heute nur müde lächeln können. Neben dem Kinoeingang hatte Hans Fenn sein Sportgeschäft eröffnet, wo ich alles für Spiel und Sport bekam und das war mir damals sehr wichtig. Welches Geschäft künftig den Leerstand füllen könnte, ist bisher nicht bekannt. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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