Illegales Straßenrennen in der Herforder Innenstadt: Fahrer geben Vollgas

Herford. Ein zufälliges Treffen zweier Bekannter an der Ampel entwickelte sich spontan zu einem Rennen auf dem Berliner Straße. Beide drückten die Gaspedale ihrer rund 170 PS starken Autos komplett runter und beschleunigten immens. Doch nach nur sieben Sekunden war das Rennen beendet: Der Mercedes-Fahrer - ohne Führerschein - verunglückte mit seinem Sohn und kam im Juni 2020 von der Fahrbahn ab. Das Herforder Amtsgericht hat nun die beiden 30 und 48 Jahre alten Fahrer verurteilt. Während für den älteren Angeklagten der Gerichtssaal komplettes Neuland war, musste sich der 30-Jährige bereits mehrmals verantworten und ist auch der Richterin Kathrin Heldt-Andreas kein Unbekannter. Er fiel schon wegen Raubs, Körperverletzung, Beleidigungen auf und weist bereits eine Freiheitsstrafe vor. Doch ob er vor dem Rennen tatsächlich Drogen konsumiert hat, blieb bis zum Schluss offen. Cannabis und Kokain im Blut nachgewiesen Der 30-Jährige, Goldkettchen um den Hals und Kurzhaarschnitt, gab sich direkt zu Beginn des vierstündigen Prozesses impulsiv. Dem fünffachen Familienvater war nicht ganz klar, dass er den Führerschein bis spätestens Ende Mai 2020 wegen Drogen am Steuer in einem anderen Fall hätte abgeben müssen. Ein offizieller Bescheid habe gefehlt, deswegen habe er sich auch ins Auto gesetzt, um Brötchen zu holen. Der Unfall sei dann für ihn ein Schock gewesen. Ein Rettungswagen brachte ihn ins Mathilden-Hospital, das er danach verließ, "weil es mir besser ging". Umgehend danach organisierte er sich Drogen, Cannabis und Kokain, um runterzukommen. Auch der Bluttest nach dem Crash schlug an. Doch der Gutachter konnte nicht eindeutig festlegen, wann der 30-Jährige die Substanzen zu sich nahm. Vorher oder nachher - beides war theoretisch möglich, da dem Angeklagten offenbar erst auf der Polizeiwache das Blut entnommen wurde. Die Beamten fanden ihn etwa vier Stunden nach dem Unfall und der Flucht aus dem Krankenhaus und nahmen ihn dann in der Innenstadt fest. Bei Grün Vollgas Keine Zweifel dagegen hatte der zweite Gutachter. Er berechnet, dass der 30-Jährige mindestens 76 km/h eher sogar 80 bis 90 km/h auf dem Tacho hatte, als er die Kontrolle über die C-Klasse verlor und über die Mittelinsel flog. Der BMW-Fahrer musste in einem ähnlichen Tempo unterwegs gewesen sein, da beide laut einer Zeugin im gleichen Moment an der Ampel der Kreuzung Berliner Straße/Lübberstraße standen und bei Grün Vollgas gaben. Der 48-Jährige fuhr zunächst weiter, wendete dann, holte dann den Sohn des 30-Jährigen ab und brachte ihn zur Mutter. Der Staatsanwalt wertete das erst als Unfallflucht. "Ich entschuldige mich für die dumme Aktion", sagte der 30-Jährige, als beide ihr Geständnis ablegten. Die Richterin verwies darauf, dass die Angeklagten zur Mittagszeit ein illegales Rennen mitten in der Innenstadt veranstalteten, was außer Kontrolle geriet: "Das war nicht irgendwo in der Walachei, auf dem Abschnitt sind viele Fußgänger, auch Schüler. Ihnen hätte durchaus etwas passieren können." Beide dürfen nun tief in die Brieftasche greifen. Der arbeitslose 30-Jährige muss 1.800 Euro zahlen und den Führerschein für 18 Monate abgeben. Bevor er ihn zurückbekommt, muss er noch den MPU-Test bestehen. Für den Kontrahenten beim Rennen hat die Strafe wohl auch Folgen bei der Arbeitsstelle. Neben der Geldstrafe in Höhe von 2.400 Euro darf sich der 48-jährige Berufskraftfahrer für insgesamt 15 Monate nicht ans Steuer setzen.

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