Herford Wie der Herforder EV den Tabellenführer besiegte

Mit Superlativen sollte man bekanntlich nicht verschwenderisch umgehen, aber der 8:6 (3:3, 3:1, 2:2)-Sieg des Herforder EV in der Eishockey-Oberliga gegen Tabellenführer und Meisterschaftsfavorit Hannover Scorpions ist nicht weniger als eine Sensation. Der schöne Nebeneffekt an den nicht eingeplanten drei Punkten: Die Ice Dragons übernehmen mit dem zehnten Tabellenrang vorerst einen Pre-Play-Off-Platz. Psychologischen Rucksack vom Tilburg-Spiel abgelegt Genauso überraschend wie der Sieg am Sonntagabend in der imos Eishalle auch war, so verdient war dieser auch. Der HEV, angeführt von der überragend aufspielenden ersten Angriffsreihe Björn Bombis, Christophe Lalonde und Ralf Rinke, zeigte von der ersten bis zur letzten Sekunde eine sowohl spielerisch als auch kämpferisch erstklassige Leistung. Den psychologischen Rucksack nach dem desaströsen letzten Drittel gegen die Tilburg Trappers abgelegt, verdaute die Mannschaft von Trainer Jeff Job auch während des Spiels den einen oder anderen Rückschlag und ergriff kurz vor Ende des Spiels die Möglichkeit zum dreifachen Punktgewinn gegen den Deutschen Meister von 2010. Traumstart erwischt Der HEV erwischte einen Traumstart: Nicht einmal eine Minute war gespielt, als es nach Toren von Chris Lalonde und Ralf Rinke bereits 2:0 stand. Euphorie brach bei den Verantwortlichen jedoch nicht aus, zu frisch war die Erinnerung an das Tilburg-Spiel, als man einen 5:1-Vorsprung noch leichtfertig verspielte. So schien es auch diesmal gegen Hannover zu kommen: Mario Valery Trabucco erzielte in der 8. und 10. Minute schnell den 2:2-Ausgleich, davon einmal in Überzahl. Doch die Ice Dragons hielten mit und kamen durch den Ex-Hannoveraner Björn Bombis in Unterzahl zum 3:2 (18.). Die Gäste konnten aber ihr eigenes Überzahlspiel durch Tomi Wilenius noch selbst zu einem Torerfolg nutzen. Der 3:3-Zwischenstand nach dem ersten Drittel war leistungsgerecht. Tore aus dem Eishockey-Lehrbuch Im zweiten Drittel liefen die Gastgeber zu großer Form auf und steckten auch den 3:4-Gegentreffer durch Christoph Koziols Überzahltreffer in der 22. Minute erstaunlich gut weg. Mit einem humorlosen Schlagschuss von der blauen Linie sorgte Verteidiger Lukas Gärtner in der 26. Minute für den 4:4-Ausgleich. War dieser Treffer schon schön anzusehen, entsprang der 5:4-Führungstreffer in der 29. Minute nach einer herrlichen Kombination von Bombis, Lalonde und Torschütze Rinke direkt dem Eishockey-Lehrbuch. Pausenansprache mit nicht ganz druckreifen Wörtern Kurz vor der zweiten Pause sorgte Rinke dann im einzigen Herforder Überzahlspiel der ganzen Partie für den 6:4-Zwischenstand. Hannovers Trainer Tobias Stolikowski sah sich zu einer lautstarken Pausenansprache genötigt, bei der selbst Herfords nicht minder schüchterner Coach Jeff Job blass vor Neid geworden wäre. Jedoch verfehlten die nicht ganz druckreifen Worte Stolikowskis ihre Wirkung zunächst nicht: 33 Sekunden waren im letzten Drittel gespielt, als Roman Pfennings zum 5:6 verkürzen konnte. Fünf Minuten später hieß es dann durch Fedor Kolupaylo folgerichtig 6:6 – ein zweites Tilburg schien sich anzubahnen. Doch im Unterschied zum Spiel gegen den Tabellenzweiten setzten die Herforder ihrerseits immer wieder Nadelstiche in der Offensive. Glück und Geschick in dramatischer Schlussphase Ohne Drama sollte es dann aber natürlich nicht gehen: Lukas Gärtner musste in der 56. Minute auf der Strafbank Platz nehmen und die Scorpions versuchten sich in ihrem vierten Überzahlspiel. Herford überstand die Phase mit Glück und Geschick, kam kurz vor Ablauf der Strafzeit Gärtners selbst in den Angriff und der erneut überzeugende Kanadier Lalonde erzielte den 7:6-Führungstreffer. Kurz vor dem Ende sorgte Rinke für den 8:6-Endstand, als Hannovers Torwart Brett Jaeger das Tor zugunsten eines sechsten Feldspielers verlassen hatte. &bdquo;Das war ein verdienter Sieg gegen eine Top-Mannschaft der Liga. Wir haben ein tolles Spiel gesehen“, sagte Herfords Trainer Jeff Job. Dem war nichts hinzuzufügen. Tore: 1:0 (1.) Lalonde, 2:0 (1.) Kovacs, 2:1 (8.) Trabucco (8.), 2:2 (11.) Trabucco, 3:2 (18.) Bombis, 3:3 (19.) Wilenius, 3:4 (22.) Koziol, 4:4 (26.) Gärtner, 5:4 (29.) Rinke, 6:4 (40.) Rinke, 6:5 (41.) Pfennings, 6:6 (46.) Kolupaylo, 7:6 (58.) Lalonde, 8:6 (60.) Rinke. Strafminuten: Herford 8 – Hannover 2.

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