Millionen für Brandschutz: Stadt muss massiv investieren

Herford. Er ist ein wahres Wortmonster: der Brandschutzbedarfsplan für die Stadt Herford wurde nun vorgelegt. Und auch der Inhalt klingt zunächst erschreckend: Neu definierte Schutzziele, wie dass die Einsatzkräfte in der Innenstadt innerhalb von 8 Minuten und in den Außenbezirken innerhalb von 10 Minuten an der Brandstelle eintreffen sollen, werden nur in 80 Prozent der Fälle erreicht. Das Personal in der hauptamtlichen Wache muss von 7 auf 9 Funktionsstellen – das entspricht zehn zusätzlichen Kräften – aufgestockt werden. Und auch ob die Gebäude – sowohl der hauptamtlichen Wache als auch des Standortes Elverdissen – in ihrer jetzigen Form ausreichen, ob umgebaut, ertüchtigt oder gar neu gebaut werden muss, steht auf dem Prüfstand. Ziel - in 10 Minuten am Brandort Beispiel Stedefreund: Das erklärte neue Schutzziel besagt, dass die Einsatzkräfte bei einem Brand innerhalb von 10 Minuten vor Ort sein sollen. Man brauche in vielen Fällen ein bis zwei Minuten zu lange, also 11 bis 12 Minuten. Die vorgegeben 8 Minuten in der Innenstadt Herford werden auch in 20 Prozent der Fälle nicht erreicht. &bdquo;Dass in der Innenstadt lediglich 8 Minuten vorgegeben sind, liegt daran, dass wir in Außenbereichen nur mit einer ein- bis zweigeschossigen Bebauung rechnen, aus der sich Menschen fast immer selbst retten können", erklärt Feuerwehr-Chef Michael Stiegelmeier. Die Brandbekämpfer kämen dann sozusagen nur noch, um zu löschen. Im innerstädtischen Bereich sei dagegen – aufgrund der mehrgeschossigen Bebauung und dadurch einer größeren Bevölkerungsdichte eher mit Einsätzen zur Menschenrettung zu rechnen. &bdquo;Da müssen wir schneller sein", erklärt Stiegelmeier. Jede Kommune organisiert Brandschutz selbst Aber zurück zum Beispiel Stedefreund: In diesem Außenbezirk gibt es nicht – wie beispielsweise in Elverdissen – ein Feuerwehrgerätehaus für die freiwilligen Kräfte. Die Bielefelder Feuerwache Nord allerdings sei deutlich schneller bei einem Brand in Stedefreund vor Ort, als die Herforder Wache. &bdquo;Es gab bereits Gespräche mit der Feuerwehr Bielefeld, und uns wurde interkommunale Hilfe in Aussicht gestellt", erklärt Bürgermeister Tim Kähler. Da stellte sich jedoch die Bezirksregierung in Detmold quer: &bdquo;Jede Kommune ist für ihren Brandschutz selbst zuständig. Deshalb hieß es, wir dürften das so nicht einplanen", sagt Kähler. Im Einsatzfall dürfe man sich zwar helfen, aber man dürfe die interkommunale Hilfe eben nicht in einem Brandschutzbedarfsplan fest einplanen. &bdquo;Da sind allerdings noch Gespräche mit der Bezirksregierung nötig", so Kähler. Es könne schließlich nicht sein, dass eine Kommune wie Herford aufgrund eines so starren Vorgabenkorsetts gezwungen sei, seine Hauptwache an einem anderen Ort neu zu bauen oder in eine zweite kleine Feuer- und Rettungswache in Stedefreund zu investieren. Auf derartige Lösungen würde es nämlich im &bdquo;worst case" – also im schlimmsten anzunehmenden Fall – hinauslaufen, wie der Bürgermeister und auch der Baudezernent der Stadt, Peter Böhm, im Pressegespräch skizzierten. Mehr hauptamtliche Feuerwehrleute notwendig Die nötige Aufstockung der hauptamtlichen Kräfte um zehn zusätzliche Stellen resultiere übrigens in erster Linie daraus, dass nicht ausreichend ehrenamtliche Feuerwehrleute zur Verfügung stünden. &bdquo;Das ist letztlich ein gesellschaftliches Problem", so Kähler. &bdquo;Herford hat sozusagen eine freiwillige Feuerwehr mit professioneller Unterstützung, und es wollen sich eben heute immer weniger Menschen ehrenamtlich dauerhaft verpflichten." Dazu komme das Aussetzen der Wehrpflicht, die der freiwilligen Feuerwehr über Jahren Nachwuchs verschafft habe. &bdquo;Man konnte sich früher 10 Jahre bei der freiwilligen Feuerwehr engagieren als Ersatzleistung für die Wehrpflicht – diese Leute fehlen uns jetzt – das waren früher 50 bis 60 Prozent des Nachwuchses", so der stellvertretende Feuerwehr-Chef Karsten Buschmann. 500.000 Euro für zusätzliches Personal Die logische Konsequenz sei, so der Bürgermeister, dass man mehr Hauptamtlichkeit brauche. Allein die zehn zusätzlichen Kräfte, die der neue Brandschutzbedarfsplan vorsieht, kosten die Stadt künftig eine halbe Million Euro pro Jahr. Und die Gebäude? Was Entscheidungen über eine Erweiterung in Elverdissen oder gar einen Neubau, über eine in jedem Fall nötige Ertüchtigung der Hauptwache oder einen Neubau an anderer Stelle oder auch über den Bau einer Feuerwache in Stedefreund angehe, solle erst der neue Bedarfsplan für den Rettungsdienst abgewartet werden. &bdquo;Der wird zurzeit von Kreis erstellt und soll im Sommer vorliegen – vielleicht ergeben sich Synergien", so Kähler, der am Ende ein Fazit zieht: Dass nach den Vorgaben des neuen Brandschutzbedarfsplanes investiert werden müsse, stehe außer Frage. Wie umfangreich das Ganze werde, müssten die Anforderungen an den Rettungsdienst und das noch ausstehende Gespräch mit der Bezirksregierung zeigen. Aber: &bdquo;Im schlechtesten Fall – wenn wir also neben der Personalaufstockung nicht nur um- und anbauen, sondern neu bauen müssen, sind wir schnell im zweistelligen Millionenbereich."

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