Stiegelmeyer streicht 70 von 400 Stellen in Herford

Herford. Die Stiegelmeyer-Gruppe mit Stammsitz und Produktion in Herford und einer weiteren Fertigung im thüringischen Nordhausen wird in Herford 70 von 400 Stellen streichen, vor allem in der Betten-Montage. Es werde betriebsbedingte Kündigungen geben, so Geschäftsführer Georgios Kampisiulis Kemmler in einer Mitteilung des Unternehmens. Gleichzeitig kündigt der Hersteller von Krankenhaus- und Pflegebetten an, in den nächsten drei Jahren an beiden Standorten 12 von insgesamt 20 Millionen Euro zu investieren. Beschäftigte und Betriebsräte in Herford und Nordhausen, wo 18 von 120 Stellen gestrichen werden, sind am Mittwoch über die Entscheidung informiert worden. Man beginne jetzt mit Verhandlungen über Interessenausgleiche und Sozialpläne, heißt es in der Mitteilung. Mit der Corona-Pandemie hänge der Stellenabbau demnach nicht zusammen. Grund seien vielmehr die gestiegenen Löhne in der Metallindustrie bei gleichbleibenden Marktpreisen für die Produkte, der Abbau von Betten in deutschen Krankenhäusern und der internationale Wettbewerb. Zahlreiche Wettbewerber produzierten in Niedriglohnländern und erhöhten damit den Preisdruck. Sein Unternehmen könne sich der Marktentwicklung nicht entziehen, so Kampisiulis Kemmler. Anzahl der Krankenhausbetten sinkt, die Konkurrenz fertigt in Niedriglohnländern Die Löhne in der Metallindustrie hätten sich seit 2010 auf ein Plus von 35 Prozent summiert. Zudem sei nach den Daten des Statistischen Bundesamtes die Anzahl der Krankenhäuser in Deutschland zwischen 1991 und 2018 von 2.411 auf 1.925 gesunken. &bdquo;Mit der Zahl der Häuser sank auch die Bettenzahl um etwa ein Viertel auf knapp 500.000." &bdquo;Wir gehen davon aus, dass sich der Krankenhausmarkt in Deutschland trotz kurzfristiger Einmal-Effekte durch Corona konsolidieren und der Bedarf an Krankenhausbetten weiter sinken wird", sagt Kampisiulis Kemmler. Deshalb wolle sich Stiegelmeyer in der Bettenmontage in Herford auf eine feste Kapazität von etwa 150 Premium-Betten pro Woche konzentrieren. Die saisonal stark schwankenden Auftragsspitzen soll das Werk im polnischen Stolno übernehmen. Außerdem soll auch die Nachttischmontage in diesem Jahr dorthin verlagert werden. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, sei eine grundsätzliche Neustrukturierung der Produktionsstandorte unumgänglich, so Kampisiulis Kemmler. Das bringe es mit sich, dass arbeits- und kostenintensive Tätigkeiten nach Stolno verlagert werden. Die damit verbundenen Arbeiten in Herford würden ebenfalls angepasst - in der Vorfertigung, im Werkzeugbau, im Lager und in der Konstruktion. Die Nordthüringer Werkstätten verlieren einen großen Teil ihrer Aufträge Das führe auch dazu, dass die "Nordthüringer Werkstätten", ein Lebenshilfe-Verein, Aufträge verlieren: Die Beschäftigten bereiten Bauteile für die weitere Montage vor. &bdquo;Wir haben unsere langjährigen Partner heute darüber informieren müssen, dass sie etwa drei Viertel der bisherigen Aufgaben für das Werk Nordhausen in Zukunft nicht mehr leisten können", so Betriebsleiter Rainer Marsoun. Die Stiegelmeyer-Gruppe hat seit 2010 nach eigenen Angaben 60 Millionen Euro in moderne Produktionsanlagen, Digitalisierung, Vertrieb sowie Konstruktion und Entwicklung investiert. Bei der jetzt geplanten Umstrukturierung in der Produktion und im Produktportfolio sollen Kampisiulis Kemmler zufolge die Standorte Herford und Nordhausen weiterhin eine Schlüsselrolle spielen. Stiegelmeyer wolle "mit Investitionen die Grundlage für nachhaltiges Wachstum" schaffen. Für 2021 plant das Familienunternehmen neue Bettenmodelle, Investitionen von 10 Millionen Euro in Fertigungsanlagen in Nordhausen und den Bau eines zentralen Logistik-Hubs, mit dem gut 20 Arbeitsplätze erhalten oder neu geschaffen werden könnten. Die neue Fertigungsanlage soll dem Unternehmen ermöglichen, auf geänderte Kundenanforderungen einzugehen. Er werde auch zukünftig die Weichen stellen, kündigt der Geschäftsführer an Die Stiegelmeyer-Gruppe entwickelt und produziert seit 120 Jahren Produkte für den Krankenhaus- und Pflegebereich sowie für die Pflege zuhause. Von Herford aus agiert die Gruppe nach Unternehmensangaben als einer der führenden Hersteller von Medizinprodukten in Deutschland, Europa und der Welt. Mit weltweit 1.200 Mitarbeitern – davon 570 in Deutschland – erzielte Stiegelmeyer 2019 einen Umsatz von 162 Millionen Euro. Die Umstrukturierung soll die Position der Stiegelmeyer-Gruppe als Markt- und Technologieführer im Bereich der hochwertigen Produkte und Dienstleistungen für Krankenhäuser, Pflegeheime und die Pflege zuhause sichern. &bdquo;Der Mix aus wettbewerbsfähigen Produktionskosten, kurzen Lieferzeiten und innovativen Produktentwicklungen eröffnet zusätzliches Potenzial für den Vertrieb", sagt Kampisiulis Kemmler. Er will den Exportanteil des Unternehmens bis 2025 von 20 auf 30 Prozent steigern. &bdquo;Als Umsatzziel nehmen wir 200 Millionen Euro ins Visier", sagt Kampisiulis Kemmler. "Wir werden auch zukünftig die erforderlichen Weichen stellen, um unsere Ziele zu erreichen, unsere Marktposition zu verteidigen und unsere Zukunft aktiv zu gestalten."

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