Neuapostolische Kirche lädt zu Präsenz-Gottesdiensten ein

Herford. Die Inzidenzwerte schnellen in die Höhe, seit gestern gelten in NRW verschärfte Lockdown-Regelungen und bei vielen Herfordern ist noch der Schreck über den von der Polizei aufgelösten Gottesdienst einer freikirchlichen Gemeinschaft äußerst präsent – da lässt eine Mitteilung der Neuapostolischen Kirche aufhorchen: Ab dem 17. Januar ist geplant, dass in allen sechs Gemeinden des Kirchenbezirks Herford sonntags wieder Präsenzgottesdienste stattfinden werden. Diese sollen allerdings ausschließlich nach einem Schutzkonzept durchgeführt werden, das seit Anfang Juni bereits verwandt wird und seitdem &bdquo;mehrfach nachgeschärft“ wurde, wie der Herforder Bezirksälteste Michael Block betont. &bdquo;Wir haben seit mehr als einem halben Jahr Gottesdienste nach unserem Schutz geführt, davon gut zwei Monate unter Hotspot-Bedingungen“, stellt Block fest. Dennoch habe die Gemeinde dadurch zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Weise zum Infektionsgeschehen beigetragen. &bdquo;Dafür sind wir sehr dankbar und werten das als Erfolg.“ Im Dezember habe man dann allerdings mit Blick auf die Inzidenz-Höchstwerte von deutlich über 240 freiwillig auf die Durchführung von Gottesdiensten verzichtet, um den &bdquo;Druck auf die Gesundheitsämter und die Kirche zu verringern“. Inzwischen sei der Wert aber deutlich niedriger, weshalb mit dem &bdquo;selbst bei höchsten Inzidenzen sicher funktionierenden Schutzkonzept“ wieder Präsenzgottesdienste durchgeführt werden könnten. &bdquo;Ein weiterer, freiwilliger Verzicht ist gerade im Hinblick auf die Mitglieder, die ihre Kirche jetzt besonders brauchen, nicht angebracht“, sagt Block. »Jetzt geht es in erster Linie um Kontaktvermeidung« Mit ihrer Ankündigung ist die Neuapostolische Kirche in Herford die erste, die offen wieder zu Gottesdiensten einlädt. Andere Glaubensgemeinschaften verzichten weiterhin darauf – weshalb der Vorstoß auch auf ein verhaltenes Echo stößt. &bdquo;Ich sehe das eher kritisch“, sagt der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Herford, Olaf Reinmuth. Auch die evangelische Kirche habe ein Hygienekonzept entwickelt, das funktioniert habe. &bdquo;Doch jetzt geht es in erster Linie um die Kontaktvermeidung.“ Entsprechend habe er auch die am Samstag veröffentlichte Corona-Handlungsempfehlung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) mit der &bdquo;dringenden Bitte um Beachtung“ an die Gemeinden weitergeleitet. Darin wird empfohlen, vorerst bis einschließlich dem 31. Januar auf alle Präsenzgottesdienste und andere kirchliche Versammlungen zu verzichten. &bdquo;Das ist schade und wir hätten uns das auch anders gewünscht. Doch im Augenblick sehen wir keine Möglichkeit für Lockerungen“, so Reinmuth. Wann und wie wieder Gottesdienste angeboten werden können, wird voraussichtlich heute Thema einer Video-Konferenz der Superintendenten der EKvW sein. &bdquo;Wenn wir mit den Einschränkungen auf die lange Strecke gehen, müssen wir uns ja überlegen, wie wir da wieder raus kommen“, so Reinmuth. In mehreren evangelischen Freikirchen wird ebenfalls auf Präsenzgottesdienste verzichtet. Die Gemeinde &bdquo;Lebendige Hoffnung“ an der Hohen Warth hat sich dazu entschieden, die Gottesdienste bis auf Weiteres per Livestream zu übertragen. &bdquo;Die weitere Planung hängt von den weiteren Corona-Maßnahmen ab“, sagt Gemeindepastor Peter Janzen. Mit Blick auf die Entscheidung der Neuapostolischen Kirche, wieder zu Gottesdienste einzuladen, verweist er darauf, dass diese nie gesetzlich verboten waren. &bdquo;Unter bestimmten Hygienemaßnahmen durften und dürfen Präsenzgottesdienste durchgeführt werden.“ Ob und wie weit das auch umgesetzt wird, liege in der Verantwortung der Gemeinden selbst. Entscheidung für oder gegen Gottesdienste ist ein &bdquo;Dilemma“ Auch Sören Steinmann von der Christus-Gemeinde will nicht über die Entscheidungen anderer Gemeinden urteilen. In seiner Gemeinschaft an der Jungfernstraße wird allerdings mit Blick auf die Inzidenzwerte und den Lockdown bewusst auf Gottesdienste verzichtet. &bdquo;Die Situation stellt uns vor Herausforderungen wie jede andere Gemeinde auch – und letztlich auch jeden Menschen.“ Aktuell würden die in verschiedenen Haushalten aufgenommenen und anschließend zusammengeschnittenen Gottesdienste per Video übertragen. Kleingruppen würden sich nur noch innerhalb eines Haushalts oder über die Online-Plattform Zoom treffen. Auch die katholischen Gemeinden im Pastoralen Raum Wittekindsland haben angekündigt, bis zum 31. Januar auf Präsenzgottesdienste zu verzichten – gleichwohl die Entscheidung ein Dilemma sei, wie Pfarrer Gerald Haringhaus betont. &bdquo;Gottesdienste sind wesentlicher Bestandteil unseres Glaubens, das lässt sich nicht einfach mal so für sich zu Hause machen.“ Andererseits sei auch die katholische Kirche Teil einer Gesellschaft, in der gerade noch einmal massivere Einschränkungen beschlossen worden seien. Daher habe man sich – auch einer Unterschriften-Aktion für die Wiederaufnahme von Präsenzgottesdiensten zum Trotz – in Rücksprache mit den Pfarrgemeinderäten und dem Pastoralteam für eine weitere Aussetzung entschlossen. &bdquo;Kontaktreduzierung hat gesellschaftlich aktuell oberste Priorität“, sagt Haringhaus, der in diesem Kontext aber auch kritisch anmerkt, dass die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung manchmal hilflos wirkten und dass die ihnen zugrunde liegende Faktenlage &bdquo;zu einigen Fragestellungen dünn“ sei.

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