Kreis Herford

Zerstörungen der Brutkästen: Eulen-Kümmerer hofft auf mehr Rücksicht

Die Population der Schleiereulen blieb 2020 im Kreis Herford auf stabilem Niveau. Zerstörungen der Brutkästen bereiten Peter Franzeck und seinen Kollegen aber zunehmend Probleme.

Schleiereulen im Eulenloch einer Scheine
in Eickum. Links die seltenere weiße, rechts die häufigere beigebraune
Farbvariante. | © Peter Franzeck

05.01.2021 | 05.01.2021, 15:00

Kreis Herford. Etwas Licht ins Dunkel der heimischen Nachtgreifvögel versucht seit Jahren der Herforder Peter Franzeck zu bringen. Seit etwa 25 Jahren ist er im Artenschutz für Eulen und Greifvögel aktiv, verfolgt seitdem die Bestandsentwicklungen der einzelnen Arten, schafft Brut- und Lebensraum und ist Ansprechpartner für verletzte oder gefundene Vögel.

Um einen möglichst lückenlosen Überblick zu bekommen, ist Franzeck auch auf Meldungen und Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.

Obwohl Peter Franzeck schon viele Eulen-Reviere kennt, ist es nach seinen Angaben trotzdem nicht leicht, deren Vorkommen einzuschätzen. Einige Arten, wie beispielsweise die Waldohreulen, sind manchmal nur wenige Jahre am gleichen Brutplatz und tauchen dann woanders wieder auf. Der Verlust eines Partners oder größere Störungen können ebenfalls dazu führen, dass das bisherige Revier verlassen und ein neues gesucht wird. Maßgeblich beeinflusst wird die Bestandsdichte natürlich auch vom Nahrungsangebot, das oft aus Mäusen besteht.

Noch im Hellen ist eine fliegende Waldohreule

im niedrigen Such- und Jagdflug zu beobachten - © Peter Franzeck
Noch im Hellen ist eine fliegende Waldohreule
im niedrigen Such- und Jagdflug zu beobachten | © Peter Franzeck

Dominanz der Turmfalken

Trotz vier Meldungen über tote Schleiereulen war deren Population im Jahr 2020 auf einem stabilen Niveau. Schwierigkeiten gab es in den letzten Jahren immer wieder mit der Vielzahl und Dominanz der Turmfalken, die die Eulen aus ihren Nistkästen vertrieben haben. Das gab es zwar schon immer, aber in diesem Ausmaß war es jetzt sehr kritisch. Durch das Anbringen von weiteren speziellen Nistkästen wurde bereits 2018 versucht, gegenzusteuern, was in einigen Fällen auch gelungen ist.

Eulen - © Peter Franzeck
Eulen | © Peter Franzeck

Die Anzahl der Jungvögel lag mit drei bis vier bei einigen Bruten unter dem Durchschnitt. In einem Eulenloch einer Scheune in Eickum konnten die fast flüggen Jungvögel noch im Hellen und von der Straße aus beobachtet werden.

Der robuste Waldkauz, dessen unheimliche Rufe in den meisten Krimis im Fernsehen zu hören sind, ist im Kreis durchgehend verbreitet und zählt zu den häufigsten Eulen. Auch wenn der Eulenkenner 2020 keine Brut zu Gesicht bekam, gab es zahlreiche Hinweise auf Waldkauz-Reviere.

Waldohreulen wurden an verschiedenen Stellen ausgemacht

Peter Franzeck kennt sich mit der Eulenpopulation im Kreis aus. - © N.N.
Peter Franzeck kennt sich mit der Eulenpopulation im Kreis aus. | © N.N.

Ein Höhepunkt im Eulenjahr war die wochenlange Beobachtung von Waldohreulen, wie sie noch bei ausreichend Tageslicht am frühen Abend im niedrigen Such- und Jagdflug zu sehen waren, über die Schulter abkippten und vom Boden mit Beute immer im gleichen Baum verschwanden. Kurze Zeit später konnten die Jungvögel ausgemacht und deren Entwicklung verfolgt werden. Für dieses herausragende und faszinierende Erlebnis dankt Peter Franzeck einem Bekannten aus Oetinghausen.

Die zierlichen Uhu-ähnlichen Waldohreulen wurden auch an verschiedenen anderen Stellen im Kreis festgestellt. Somit gibt es auch bei dieser Art einige Paare und Reviere. Uhus, die größten Eulen der Welt, sind auch im Kreis Herford heimisch. Da es Ende 2019 und Anfang 2020 je einen Totfund gegeben hat und die Partner der Vögel wahrscheinlich die angestammten Reviere verlassen haben, ist deren Bestand aber schwer abzuschätzen. Doch aufgrund von Beobachtungen der letzten Jahre hat sich das Vorkommen gut entwickelt und liegt vorsichtig geschätzt bei zehn bis zwölf Paaren, vielleicht auch mehr.

Bei der jährlichen öffentlichen Führung zur Herbstbalz hielt sich der Uhu auch zurück und war weder gut zu hören noch zu sehen. „Wahrscheinlich, um wegen Corona Kontakte zu vermeiden", so Peter Franzeck mit einem Lächeln.

Bebauung macht Probleme

Die seltenste und kleinste Eule, der Steinkauz, konnte einen leichten Anstieg verbuchen, da mindestens einer von zwei neuen Brutplätzen angenommen wurde. Das Vorkommen dieses Kauzes beschränkt sich allerdings auf ein kleineres Gebiet im Kreis, wo die Landschaftsstrukturen, wie niedrig gehaltene Obstwiesen, Viehhaltung und größere Freiflächen noch halbwegs gegeben sind.

Probleme gibt es hier jedoch auch mit der Bebauung und neuen Siedlungen. Erhebliche Schwierigkeiten bereiten zunehmend Zerstörungen der Brutkästen. Nachdem 2019 ein Obstbaum mitsamt Steinkauzröhre und Jungvögeln darin gefällt wurde, wurde 2020 ein anderer Kasten mutwillig beschädigt und vermutlich mindestens ein Vogel dabei verletzt oder getötet.

Für dieses Jahr wünscht sich der Eulen-Kümmerer weniger Verluste und mehr Rücksicht sowie Toleranz gegenüber Wildtieren.