Fliegender Fischliebhaber: Diese seltene Vogelart ziert den Himmel Bielefelds

Bielefeld. Für viele ist es die Top-Art der Bielefelder Vogelwelt – und die erste Begegnung mit einem Eisvogel ist den meisten Menschen in bleibender Erinnerung. Außerhalb der Brutzeit sind die bunten Vögel scheue Einzelgänger, die an fischreichen Bächen und Teichen um die besten Plätze konkurrieren. Die Anzahl dieser attraktiven Reviere ist jedoch begrenzt und die diesjährigen Jungvögel sind nun überall auf der Suche nach geeigneten Stellen, an denen sie ungestört auf Nahrungssuche gehen können. Dabei besuchen sie auch kleinere Gartenteiche oder Bäche, wo sie bisher nur selten oder nie gesehen wurden. Es lohnt sich in diesen Tagen also besonders, ufernahe Bäume und Sträucher genau zu inspizieren. Überall könnte ein Eisvogel auf seinem Ansitz auf Beute im Wasser lauern. Beobachtungstipp: Genau hinsehen, Geduld haben Ist er satt, kann er auch längere Zeit regungslos den Tag verträumen. Dann ist er trotz seiner Farbenpracht erstaunlich leicht zu übersehen. Die prächtigen Blautöne sehen im Schatten eher dunkel aus und die rostrote Unterseite könnte auch eines der letzten trockenen Blätter sein, die noch vereinzelt am Baum hängen. Nicht selten kann es so passieren, dass man den Eisvogel ungewollt aufscheucht. Mit zwei, drei schimpfenden Rufen sucht er dann das Weite und zeigt dem überraschten Beobachter kurz seinen kobaltblauen Rücken mit dem leuchtend türkisfarbenen Streifen in der Mitte. Nur ein kurzer Augenblick, der aber einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen kann. Manchmal landet ein Eisvogel sogar auf der Angelspitze Kennt man einen Bereich, in dem ein Eisvogel sich gelegentlich aufhält, lohnt es sich, etwas Geduld mitzubringen. Verhält man sich ruhig, nähert sich vielleicht der Gesuchte und wählt einen Sitzplatz in der Nähe. Manche Angler haben schon erlebt, dass ein Eisvogel die Rutenspitze als Ansitz ausgewählt hat. In Bielefeld hat man die besten Chancen rund um den Obersee, besonders im Bereich der Staumauer und im Mündungsgebiet der Jölle. Auch der Johannisbach, etwa im Bereich der Stiftsmühle ist eine gute Adresse. Im innerstädtischen Bereich findet man Eisvögel an den Stauteichen, im Süden der Stadt oft in den Rieselfeldern Windel. Gern folgen Eisvögel den Bachläufen in den städtischen Grünzügen oder fischen an Parkteichen wie dem Meierteich. Aber: Etwas Glück gehört schon dazu, um die besonderen Vögel live zu erleben. Brutbiologie: Die Kleinen rutschen fair zur Seite Neben sauberen Gewässern mit ausreichendem Fischbestand benötigen Eisvögel geeignete Steilwände, in denen sie ihre Brutröhren anlegen können. Gelegentlich werden dazu auch die Wurzelteller umgestürzter Bäume genutzt. Am Ende der Röhre, die von den Partnern gemeinsam errichtet wird, befindet sich ein Kessel, in dem bis zu acht Jungvögel Platz haben. Unter den Geschwistern geht es fair zu: Hat ein Jungvogel einen Fisch erhalten, macht er Platz für den Nachbarn und im Rotationsverfahren kommt jeder an die Reihe. Unermüdlich tragen die Altvögel einen kleinen Fisch nach dem anderen herbei und schaffen in guten Jahren bis zu drei Bruten. Diese hohe Reproduktionsrate ist aber auch erforderlich, um den Bestand zu erhalten, denn auf der anderen Seite gelingt es nur wenigen Jungvögeln, bis zum folgenden Jahr zu überleben und selbst für Nachwuchs zu sorgen. Nestlinge sind durch Hochwasser, Nahrungsmangel und Räuber wie etwa Ratten oder Waschbären bedroht. Auch menschliche Störungen am Brutplatz können zur Aufgabe der Brut führen. Sollten in einer Frostperiode die Gewässer für einige Tage zugefroren sein, kommt es regional zu Totalverlusten. Zum Glück werden die freien Reviere aber schon bald durch Zuwanderer aus der Umgebung wieder besetzt. Ganz aktuell haben Vogelbeobachter den Eindruck, dass in diesem Jahr besonders erfolgreich gebrütet wurde, denn schon lange gab es bei uns nicht mehr so viele Sichtungen wie in diesem Herbst. Da bleibt zu hoffen, dass sie den kommenden Winter gut überstehen! Eisvögel und ihre ebenso bunte Verwandtschaft Rackenvögel mögen es bunt. Innerhalb dieser Ordnung findet man die Familien der Eisvögel, Bienenfresser und Racken. Sie sind weltweit verbreitet und besonders in den Tropen bestechen sie durch ihre unerschöpfliche Arten- und Farbenvielfalt. In Europa ist jede Familie nur jeweils mit einer einzigen Art vertreten, die aber zu den ganz besonderen &bdquo;Hinguckern“ unserer Vogelwelt gehören. Neben dem Eisvogel handelt es sich um die Blauracke und den wärmeliebenden Bienenfresser, der neuerdings sogar in Ostwestfalen an wenigen Stellen als Brutvogel vorkommt. In diesem Fall hat die besorgniserregende Klimaerwärmung also auch einen positiven Nebeneffekt.

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