Die Herforder kaufen Weihnachtsbäume extrem früh

Herford. "So etwas Extremes hab ich auch noch nicht gehabt. Ich schätze, dass ich schon 70 Prozent der Weihnachtsbäume dieser Saison verkauft habe", sagt Till Moerkerk, der mit seinen Weihnachtsbaumkulturen wohl der größte Anbieter im Kreis Herford ist. "Das Geschäft ist in diesem Jahr mindestens ein Adventswochenende früher losgegangen", hat er beobachtet. In anderen Jahren hätten die meisten Verkaufsstellen überhaupt erst am 10. Dezember eröffnet. Noch ist nicht Heiligabend, aber Moerkerk meint, dass er in diesem außergewöhnlichen Corona-Jahr auch insgesamt mehr Bäume verkauft, als in anderen Jahren. Womöglich kommen jetzt noch Kunden zusätzlich hinzu, die sonst im Baumarkt gekauft hätten. In diesem Jahr gibt es keinen Glühwein Der Siekmanns Hof an der Löhner Straße in Falkendiek ist das Herz des Familienbetriebes, den er von seinen Eltern übernommen hat. Hier ist derzeit ein Kommen und Gehen von Kunden und Fahrzeugen. Besonders betriebsam war es am zweiten Adventswochenende. "Vor drei Monaten hab ich mir noch Existenzsorgen gemacht, ob und wie wir überhaupt Weihnachtsbäume verkaufen können", sagt der 34-Jährige. "Dann hieß es, wir könnten sogar weiterhin Glühwein anbieten, wie wir es seit Jahren machen." Daraus ist aber nichts geworden. Kunden und Verkäufer tragen auch auf dem Hofgelände im Freien Maske. Die Kunden verweilen auch deutlich kürzer, weil eben der vertraute Plausch beim Heißgetränk nicht möglich ist. "Wir hatten jetzt auch schon zehn Kunden, die aus der häuslichen Corona-Quarantäne heraus anrufen", berichtet Moerkerk. "Da liefern wir dann den reservierten oder einen von uns entsprechend den Wünschen ausgewählten Baum kontaktfrei nach Hause." Erstmals war es auch möglich, einen Baum per Whatsapp zu bestellen. Bis auf wenige Ausnahmen ist der Baum der Wahl eine Nordmanntanne. Firmenkunden verschenken Gutscheine "Wir waren auch eigentlich ausgebucht mit Firmenweihnachtsfeiern auf dem Hof, die wurden wegen Corona alle abgesagt", berichtet Moerkerk. "Aber die Unternehmen haben ihren Mitarbeitern und Kunden dennoch die Gutscheine für einen Weihnachtsbaum zukommen lassen. Daher haben wir in diesem Bereich keine großen Verluste." "Es ist derzeit schwierig zu planen, wie viele Bäume wir schlagen müssen, weil wir nicht einschätzen können, wie viele Kunden noch kommen", sagt Till Moerkerk. Extrem hoch sei in diesem Jahr auch die Zahl der Familien gewesen, die schon ab September kamen, um sich in den Kulturen einen Baum auszusuchen und vorzureservieren: "Das waren bestimmt 100 mehr Kunden als sonst. Wir hatten manchmal eine ganze Völkerwanderung in den Feldern." Moerkerk führt das darauf zurück, dass viele andere Freizeitbeschäftigungen nicht möglich waren. Die geplante Hochzeit wird nachgeholt Moerkerk verkauft auch bis zu 14 Meter große Tannenbäume, die meist von Firmenkunden und Kirchen bestellt werden. "Bei den ganz großen Bäumen stecken über zwanzig Jahre Arbeit drin und ich hatte schon Befürchtungen, dass die Bestellungen in diesem Jahr ausbleiben", berichtet Moerkerk. Die Sorge erwies sich als unberechtigt. Dennoch ist das Verhältnis Aufwand zu Erlös hier für ihn ungünstiger als bei kleinen Bäumen - insbesondere weil es beim Aufstellen zu unkalkulierbaren Problemen mit Mehraufwand an Arbeitszeit und Maschinen kommen kann. Viele Firmenkunden haben wie gewohnt den Baumschmuck einschließlich Dekoration gleich mitbestellt. Für Till Moerkerk und seine Lebenspartnerin Annika Flagmeyer hatte die Pandemie mit ihren Einschränkungen auch privat Folgen. Die für Oktober geplante Hochzeit konnte nicht so gefeiert werden, wie erträumt. Da hat das Paar sie gleich ganz ins nächste Jahr verschoben. Der gemeinsame Sohn Wim ist ein Jahr und vier Monate alt und trägt schon den zukünftigen Familiennamen. Dann brauchen sich die Kunden nicht umstellen, wenn eines Tages die dritte Generation in den Betrieb einsteigen sollte.

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