Wilhelmsplatz: Der Boulevard wartet auf Flaneure

Herford. "Das ist ja schön, dass der Wilhelmsplatz noch vor Weihnachten freigegeben wird", rief eine Radfahrerin am Freitagmittag Tim Kähler zu. Der Bürgermeister hörte das Lob für die Umgestaltung, das spontan auch von anderen Passanten kam, gern. Denn es hatte immer wieder auch Kritik an den Umbauplänen gegeben, die sich insbesondere gegen die Aufgabe von Parkplätzen und das Fällen alter Bäume richtete. Auch der Wunsch, ein Stück der historischen Stadtbefestigung zu rekonstruieren, wurde nicht erfüllt. Kähler war mit dem Bauausschussvorsitzenden Werner Seeger und dem Technischen Beigeordneten Peter Böhm auf den Platz gekommen, um das Ergebnis der Umgestaltung zu loben und den Beteiligten zu danken. "Bäume gerodet und Bäume gepflanzt" "Ja, es wurden 16 geschützte Bäume gerodet, aber es wurden auch 44 Bäume nachgepflanzt, die so ausgewählt wurden, dass sie im Klimawandel besser bestehen können", meinte Kähler. Der Wall sei ein Vorzeigebereich der Stadt und er freue sich, dass im Vertrag zwischen CDU und SPD über die weitere politische Zusammenarbeit auch eine Fortsetzung der Sanierung festgeschrieben worden sei. "Im Sommer wird auf dem Platz richtig Leben einziehen", ist sich Kähler sicher. "Und es geht genau darum, Leben in der Stadt zu haben. Irgendwann ist Corona schließlich auch wieder vorbei." Er hob hervor, dass es mit den Trampolinen und den grünen Wippepferden auch Spielmöglichkeiten für Kinder gebe. Werner Seeger erinnert sich gern an die vielen Gespräche mit Bürgern und betonte, wie gut es an dieser Stelle auch gelungen sei, das Wasser erlebbar zu machen. Am Werreufer wurden Bänke und breite Sitzflächen aus Holz installiert, auf denen sich die Herforder bei wärmeren Temperaturen lümmeln können. An die Schillerbrücke, die noch in Arbeit ist, wurde ein Balkon mit beleuchtbarem Geländer angebaut, der zum Verweilen einlädt und von dem aus sich ein Blick auf die Aa erschließt. Blaue Lichter markieren den Verlauf des Walls Peter Böhm lieferte Daten und Zahlen. Demnach hat die Stadt 2014 einen Ideenwettbewerb für die Gestaltung der Achse vom Marta in die Innenstadt ausgelobt. Das Kölner Büro Club 94 gewann mit seinem Entwurf. Da die Schillerbrücke aus Sicherheitsbedenken ohnehin erneuert werden musste, hat man sich zunächst darauf und auf Straße und Parkanlage des Wilhelmsplatzes konzentriert. Er war vor dem ersten Weltkrieg auf Initiative des Verschönerungsvereins als Park mit Promenade angelegt worden. Die Promenade als Boulevard neu zu erschaffen war eine Leitidee der Planung. Auf dem Platz stehen die vom Wall bekannten Leuchten. Die Leuchten, die gleichzeitig den Verlauf des Walls markieren, haben blaue Lichter an der Spitze. Der Wilhelmsplatz hätte eigentlich schon im letzten Sommer fertig gestellt sein sollen. Zu Verzögerungen führten Kanäle im Untergrund, die in Plänen nicht verzeichnet waren, und coronabedingte Lieferschwierigkeiten bei den Pflasterplatten. Die Kosten bezifferte Böhm auf rund 2,35 Millionen Euro. Davon bezahlen Bund und Land 1,6 Millionen Euro. Die Straße an der Nordseite des Platzes ist schon länger fertiggestellt und und kostetet weitere 370.000 Euro. Die Brücke und der Anschluss an Wilhelmsplatz und Schillerstraße sollen im März fertiggestellt sein. Die Brücke kostet 1,65 Millionen Euro zuzüglich 350.000 Euro Planungskosten. Ein Parkplatz hinter dem alten Standort des Schillerdenkmals soll auch im neuen Jahr für 165.000 Euro angelegt werden. Auf dem Platz selbst haben die Landschaftsgärtner noch Restarbeiten vor sich, die wie das Einsäen von Rasen erst im Frühjahr durchgeführt werden können.

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