Herford Verstorbene mit Coronavirus: "Normale" Bestattung ist nicht möglich

Herford. Heinrich Stranghöner ist seit 30 Jahren Bestatter. Er hat nicht das Gefühl, dass seit Ausbruch der Coronapandemie mehr Menschen als vorher gestorben sind. Dennoch musste er die Alltagsroutinen seines Bestattungsinstituts komplett umstellen. Denn Bestattungen unter Einhaltung der Hygienevorschriften ist eine Herausforderung, aber vor allem neu ist die Bestattung von Corona-Toten. Heinrich Stranghöner muss seit Monaten mehr organisieren. Sitzpläne müssen geschrieben und ein Hygienekonzept entwickelt werden. Die Trauernden können nicht mehr einfach in das Bestattungsinstitut kommen, sondern die Beratung findet häufig via Telefon und Internet statt. Persönliche Gespräche sind seltener geworden, vieles wird per E-Mail oder Brief vereinbart. Und wenn doch ein Treffen stattfindet, dann nur mit Registrierung, Maske und genügend Abstand. "Uns ist es trotzdem sehr wichtig, persönlichen Kontakt zu den Angehörigen zu haben, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen", betont der Bestatter. Besonderer Umgang mit am Coronavirus verstorbenen Personen Doch nicht nur die Begleitung der Trauernden hat sich verändert. Vor allem der Umgang mit oder am Coronavirus verstorbenen Personen ist komplex. Eine "normale" Bestattung ist nicht möglich. Wie das Pflegepersonal in Krankenhäusern, brauchen auch die Bestatter Schutzkleidung. Dazu gehört nicht nur eine FFP-2-Maske, sondern auch Handschuhe und Augenschutz sowie ein Schutzkittel und eine Einmalschürze. Erst dann können sie beginnen, den Verstorbenen "einzubetten". Dem Toten wird eine mit Deinfektionsmittel getränkte Maske auf Mund und Nase gelegt. Danach wird der Verstorbene in ein desinfiziertes Leinentuch gehüllt und schlussendlich in einen sogenannten, ebenfalls desinfizierten Bodybag, eine Bergungshülle, gebettet. "Särge und Urnen mussten wir nicht mehr vorrätig halten, als sonst üblich. Aber der Bedarf an Masken und an Bergungshüllen ist angestiegen", erklärt Heinrich Stranghöner. Alles muss desinfiziert werden Auch der Sarg, in dem der Verstorbene nun liegt, sowie der Bodybag müssen nun ebenfalls von außen desinfiziert werden. Damit auch nach Verschließen des Sarges deutlich ist, dass sich in diesem eine infizierte Person befindet, wird noch eine extra Kennzeichnung angebracht. Erst nach der Desinfektion des Sarges und aller anderen benutzten Gegenstände können die Bestatter ihre Schutzkleidung wieder ablegen. Trotz der Pandemie sind weiterhin Beerdigungen erlaubt. Allerdings deutlich kleiner, als das bisher der Fall war. "Das richtet sich nach der Raumgröße und dem Hygienekonzept", erklärt Heinrich Stranghöner. Gesang ist allerdings unabhängig davon verboten, zudem darf es kein anschließendes Trauerkaffeetrinken geben. "Insgesamt sind weniger Gäste bei den Trauerfeiern, also auch weniger, als grundsätzlich zulässig wären." Beerdigungen lassen sich nur in Ausnahmefällen verschieben Und Beerdigungen lassen sich auch nur bedingt verschieben. Auch wenn der Wunsch existiert, die Trauerfeier zu verschieben, um mit mehr Personen Abschied nehmen zu können, ist eigentlich nicht möglich. Maximal zehn Tage darf es bis zur Bestattung oder Einäscherung dauern. Und selbst eine Urnenbeisetzung muss in den danach folgenden sechs Wochen bestattet werden. "Ausnahmen können nur mit dem zuständigen Ordnungs- und Gesundheitsamt abgesprochen werden", betont Stranghöner.

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