Herford. Einen geliebten Menschen zu verlieren ist niemals einfach. Besonders schwer trifft es jedoch Eltern, die sich von einem Kind verabschieden müssen, auch wenn es noch nicht geboren wurde. Seit 2006 gibt es auf dem Erika-Friedhof daher eine Grabstätte für Sternenkinder, also für Kinder die während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Zu den bereits zwei vorhandenen Bestattungsplätzen „Morgenröte“, kommt nun eine dritte Stätte, die „Neue Morgenröte“, hinzu. Beim jährlichen Gedenkgottesdienst für Sternenkinder am zweiten Advent am Sonntag, 6. Dezember, soll diese zusammen mit einem Engelsdenkmal eingeweiht werden.
An einer ruhig gelegenen Stelle, umgeben von Bäumen, steht eine Engelsfigur. Um ihr Handgelenk hängt ein Kranz und die Hand liegt auf einem abgebrochenen Baumstamm. „Das Symbol eines gebrochenen Baumes hat eine längere Tradition und steht für ein kurzes Leben. Die Statue selbst ist bereits über 100 Jahre alt“, erklärt der Pfarrer der Marienkirche Gerald Wagner. Das Denkmal stand früher auf einem anderen Grab, wurde jedoch durch die Stiftung Meilenstein des Kirchenkreises aufgearbeitet und wacht nun über die Grabstätte „Neue Morgenröte“.
„In der Morgenröte sind die Engel der Erde nah“
„Der Engel passt gut und der Name Morgenröte wurde gewählt, da es man sagt, dass die Engel in der Morgenröte der Erde und den Verstorbenen besonders nah sind und sie zum Himmel führen“, erzählt die Pfarrerin der Frauenarbeit im Kirchenkreis Eva-Maria Schnarre. Seit dem Sommer ist die „Neue Morgenröte“ auf dem Erika-Friedhof als Grabstätte in Benutzung, zweimal im Jahr – jeweils im März und September – gibt es eine Sammelbeisetzung, individuelle Bestattungen sind immer möglich. Finanziert wurde die neue Stätte für Sternenkinder vom Mathilden Hospital, dem Herforder Klinikum und der Mariengemeinde. Initiator dieser Art von Gedenkstätte war vor rund 20 Jahren Gemeindereferent Holger Schirk.
Pfarrerin Schnarre betont, wie wichtig eine Gedenkstätte dieser Art für viele Menschen ist: „Es muss einfach eine Möglichkeit für Eltern geben, sich von ihren Kindern zu verabschieden, aber sich auch an sie erinnern zu können. Auch Menschen, die so eine Möglichkeit niemals hatten, können hier ihrer Kinder gedenken.“ Zum jährlichen Gedenkgottesdienst am 2. Advent und der darauf folgenden Lichterprozession zu den Grabstätten kommen daher nicht nur Menschen, die erst kürzlich ein Kind verloren haben. „In der Vergangenheit gehörte die Beisetzung von Sternenkindern und die dazu gehörige Seelsorge leider nicht zur christlichen Kultur.
Eine wichtige Möglichkeit, sich zu verabschieden
Wir haben bei den Gedenkgottesdiensten manchmal Mütter und Väter dabei, die bereits in den 60ern oder noch früher ein Kind verloren haben, sich aber nie richtig verabschieden konnten und immer noch großes Leid verspüren. Es wurde nie wahrgenommen, dass die Menschen einen Abschiedsort brauchen. Mir sagte einmal eine 80-jährige Dame, dass sie durch den Gedenkgottesdienst den Abschied von ihrem Kind nun nachholen konnte“, erzählt Pfarrer Gerald Wagner. Besonders die Mitarbeiter auf dem Friedhof haben sich der „Morgenröte“-Stätten angenommen und pflegen und schmücken diese regelmäßig.
Am zweiten Advent wird beim Gedenkgottesdienst auch die Engelsstatue eingeweiht, auf welcher dann der Psalm „Birg mich im Schatten deiner Flügel“ stehen wird. Die Gedenkfeier und die anschließende Lichterprozession sind öffentlich und alles beginnt am 6. Dezember um 15.30 Uhr in der Friedhofskapelle des Erika-Friedhofs.
Um Einhaltung der Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln wird gebeten. Bei einer Änderung der Coronavorschriften und der Versammlungsregelung werden weitere Informationen folgen, für eine alternative Gedenkmöglichkeit wurde bereits vorgesorgt.