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Weihnachtsgänse sind in Herford beliebter denn je

Auf dem Hof Storck wachsen Gänse und Enten unter freiem Himmel auf. Warum bei der großen Bauernfamilie aber an Heiligabend Rinderbraten auf den Tisch kommt.

Die Tage sind gezählt: In knapp vier Wochen werden die Gänse vom Hof Storck geschlachtet. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Frank-Michael Kiel-Steinkamp
23.11.2020 | 23.11.2020, 11:00

Herford. Schnatternd und erhobenen Hauptes laufen an die hundert Gänse aufgeregt über die Wiese des Hofes Storck, wenn sich neugierige Zaungäste nähern. Es wird ein vergleichsweise schönes Leben unter freiem Himmel gewesen sein, das die selbstbewusst auftretenden, weißen Vögel zum Weihnachtsfest der Menschen lassen müssen.

Aber lassen sich die stattlichen Weihnachtsbraten überhaupt vermarkten, wo in Zeiten von Corona noch unklar ist, wie groß der Kreis der Familie zum Fest sein darf? "Ja, durchaus", sagt Ulrike Storck, die zusammen mit ihrem Mann Volker und Schwiegermutter Hanna den Hof an der Lübbecker Straße in Laar führt.

Wertschätzung für Produkte des Hofes ist gestiegen

Das ganze Jahr über hat sie schon festgestellt, dass die Leute mehr zu Hause kochen wollen und die Nachfrage in ihrem Hofladen gestiegen ist. "Ich stelle auch mehr Wertschätzung für unsere Produkte fest", freut sich die 39-Jährige. "Das ist ein schöner Trend." Viele Kunden kommen aus dem benachbarten Bielefeld. Mancher weiß gerade jetzt zu schätzen, dass es im Laden nicht so voll ist wie im Supermarkt.

Ulrike Storck kocht zu Weihnachten Tafelspitz von eigenen Rindern. - © Frank-Michael Kiel-Steinkamp
Ulrike Storck kocht zu Weihnachten Tafelspitz von eigenen Rindern. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Die Storcks verkaufen nur an Privatleute, weil sie den sonst üblichen Bedarf der Gastronomie gar nicht decken könnten. In Zeiten geschlossener Restaurants ist die Nachfrage bei Storcks auch in Sachen Weihnachtsgans gestiegen. Eine schlachtreife Gans bringt bei ihnen zwischen drei und fünf Kilogramm auf die Waage. Die hundert Enten, die einige Kunden bevorzugen, wiegen je zwischen zwei und vier Kilo, haben aber einen höheren Fleischanteil. "Das sind Braten, die man auch im engeren Kreis der Familie noch essen kann", meint Ulrike Storck.

Gänse können auf sich selber aufpassen

Im Hofladen verkauft Hanna Storck Gemüse und Obst, das je nach Saison vom eigenen Hof stammt, Kartoffeln, Freilandeier, Geflügelfleisch und feinfaseriges Rindfleisch von den eigenen Angusbullen. Die freilaufenden Hühner werden neuerdings an ihrem Hühnermobil von Ziegen geschützt, die besonders im Herbst den Habicht fernhalten und kürzlich als Ausreißer Schlagzeilen machten. Die stattlichen Gänse können auf sich selber aufpassen. Wenn sie im August als flauschige gelbe Küken auf den Hof kommen, interessiert sich der Greifvogel noch nicht für sie, ist die Erfahrung der Storcks. "Wir können den Gänsen und Enten beim Wachsen zuschauen", sagt die studierte Gartenbauingenieurin. Sie füttert Weizen vom eigenen Hof, das mit Spezialfutter ergänzt wird. Mit Medikamenten behandelt werden sie nicht. "Wir haben ja keine Massentierhaltung", sagt Ulrike Storck.

Mitte Dezember wird geschlachtet

Geschlachtet werden die Gänse und Enten am 14. und 15. Dezember in einer Geflügelschlachterei. Danach können sich die Kunden das nach ungefährem Wunschgewicht vorbestellte Geflügel abholen und bis zum Fest einfrieren. Die Vorbestellungen sind früher eingegangen als in anderen Jahren. Doch noch sind Gänse und Enten zu haben. Die Preise sind stabil geblieben.

Ulrike Storck hofft, dass die Vogelgrippe nicht näher kommt. Dann müssten ihre Freilandhühner im Scharr-Raum unter dem mobilen Stall bleiben. Gänse und Enten fänden Unterkunft in den Gewächshäusern, in denen im Sommer Tomaten gedeihen. Das hat es vor Jahren schon einmal gegeben. "Dann setzen die Tiere sogar mehr an, weil sie sich weniger bewegen können", erinnert sich Ulrike Storck. Eine Gans wurde sogar sieben Kilo schwer. Die passte aber nicht mehr in gängige Backöfen und fand keinen Abnehmer.

Heiligabend geht der Betrieb bis mittags

Bei Familie Storck kommt die Gans gefüllt mit Äpfeln und Ziebeln und mit Rotkohl und Kroketten als Beilage auf den Tisch - aber nicht an Heiligabend. "Der Betrieb im Laden geht bis mittags", weiß die Mutter von sechs Kindern. "Da habe ich nicht so viel Zeit zum Kochen." Doch es gibt zarten Tafelspitz vom eigenen Rind mit weißer Soße und grünen Bohnen.