Eilshauser Messerattacke: Wie die Familie des Toten das Urteil aufnimmt

Herford/Hiddenhausen. Ende Mai 2019 wird der 29-jährige Bünder Raschad A. an der Kreuzung Bünder Straße/Löhner Straße in Eilshausen erstochen. Mehr als 20 Messerstiche, die sogar dem bereits am Boden liegenden Opfer beigebracht wurden, sowie Schlagverletzungen stellen die Gerichtsmediziner später fest. Jetzt hat das Bielefelder Landgericht nach dem corona-bedingt fast ein Jahr dauerenden Verfahren gegen die Täter einen Schlussstrich gezogen. Die angeklagten Brüder (32,34) müssen lange in Haft. Der Haupttäter, bis kurz vor der Tat sogar mit dem Opfer befreundet, soll acht Jahre und sechs Monate, sein Bruder sieben Jahre im Gefängnis verbringen. Verurteilt werden sie wegen Körperverletzung mit Todesfolge, wie der Vorsitzende der 1. Großen Strafkammer deutlich macht. Worum es geht &bdquo;Der Kammer ist es nur unzureichend gelungen, die Beweislage deutlich zu machen", skizziert er zu Beginn der Urteilsverkündung die Gründe. Er macht auch deutlich, dass die Tat an sich durchaus als Mord oder Totschlag bewertet werden kann. Allein: Die Kammer kann aber nicht abschließend klären, wer zustach, ob es der 32-Jährige, der 34-Jährige oder aber sogar eine andere Person war. Damit gibt es zwar zwei schuldige Brüder aber keinen Täter. Unter anderem fehlt als wichtiges Beweisstück das Messer. Dass die vor Gericht bisher schweigenden Männer vor Ort und an der Tat beteiligt waren, ist aber sicher für die Kammer. Sie geht davon aus, dass die am Tatort gefundenen Feuerzeuge der Männer bei der anfänglichen Prügelei mit Raschad A. von ihnen in den Fäusten gehalten wurden. Wie alles abgelaufen sein soll Die Kammer geht von folgendem Ablauf aus: Die beiden früheren Freunde – Raschad A. und der 31-Jährige – treffen sich einen Tag vor der Tat. Es kommt zum Streit um Schulden, so das Gericht. Raschad A. wird von seinem Freund geschlagen, wehrt sich und bricht dem 32-Jährigen durch einen Schlag mit seinem mit Sand gefüllten Handschuh die Nase. Der zur Tatzeit 31-Jährige sinnt aber auf &bdquo;kalte Rache", spricht immer wieder mit Freuden über seine Verletzung und fordert sogar in einem Telefongespräch mit Raschad A.s Bruder ein &bdquo;Blutgeld" als finanzielle Entschädigung, sonst werde sein Bruder die Tat büßen. Schließlich zieht er seinen bis dato strafrechtlich nicht in Erscheinung getretenen Bruder in die Sache rein. Über das Handy des eigentlich als ruhig und besonnen geltenden Lkw-Fahrers wird um 22.45 Uhr ein Treffen mit Raschad A vereinbart. Ziel ist es wohl zunächst, den Fall im Gespräch zu klären, Geld zu fordern und wenn das nicht klappt, dem 29-Jährigen eine Lektion zu erteilen. Dafür spricht etwa der zentral gelegene und gut ausgeleuchtete Treffpunkt an der Bäckerei – aber auch die Tatsache, dass ein Schlagwerkzeug, etwa ein Knüppel, eingesetzt wird. Durch ihn werden die Blutergüsse an A.s Körper verursacht. Doch wie die Situation so eskaliert, dass der bis dato nicht bekannte Messerstecher wie von Sinnen auf sein Opfer einsticht, kann die Kammer nicht klären. Auch nicht, er das Messer mitgebracht hat. Sie geht zwar aufgrund der Beweise davon aus, dass es eine große Wahrscheinlichkeit gibt, dass der verletzte 32-Jährige zusticht, kann es aber nicht beweisen. Wie die Familie das Urteil aufnimmt Die Vertreter der Nebenklage hatte eine Verurteilung wegen Mordes gefordert. &bdquo;Ich kann das nicht verstehen, dass es zu so einem Urteil kommt", sagt ein Jugendfreund des Opfers vor dem Gerichtssaal. Auch die Angehörigen von A., wirken während der Urteilsverkündung wie gelähmt. Der Bruder von Raschad A. will gegen das Urteil vorgehen. &bdquo;Wir lassen über unseren Anwalt Christian Simonis Berufung einlegen." Für seine ganze Familie sei es Mord. Auch die Bad Oeynhasuer Strafverteidiger der Angeklagten, Martin Lindemann und Tobias Diedrich, zeigten sich unzufrieden mit der Entscheidung. &bdquo;Wir werden Rechtsmittel einlegen", erklärten sie nach dem Prozess.

Meistgelesen