Situation auf dem Markt: Arbeitgeber und Azubis suchen einander noch

Kreis Herford. Große coronabedingte Einbrüche auf dem Ausbildungsmarkt im Kreis Herford sind bisher ausgeblieben. &bdquo;Uns wurden im Vergleich zu 2019 ungefähr genauso viele Stellen wie Bewerber gemeldet", sagt Frauke Schwietert, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit. Die weniger gute Nachricht: Deutlich mehr Arbeitgeber und Auszubildende als am 1. Oktober 2019 suchen einander noch. Chancen für Nachrücker Mit dem 1. Oktober beginnt regelmäßig das neue Berufsberatungsjahr. 2020 ist jedoch der Übergang coronabedingt fließend: Die Arbeitsagentur berät junge Leute noch bis Ende Januar, wenn sie bis dahin noch eine Ausbildung beginnen wollen. Schwietert sichert zu, dass die Jugendlichen den späteren Einstieg gut schaffen werden: Die Berufsschulen seien auf die Nachrücker bestens vorbereitet und böten viel Unterstützung an, teilweise hätten auch noch gar keine Unterrichtsblöcke stattgefunden. Zudem habe die Agentur ein großes Repertoire an ausbildungsbegleitenden Hilfen, darunter Nachhilfen. "Wir können aus allen Rohren unterstützen." Zuversichtlich sind die Agentur und ihre Kooperationspartner - Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) und Handwerkskammer (HK) -, dass die Bilanz Ende Januar ein ähnlich gut ausfallen wird wie im Oktober 2019. Darauf deuten die Zahlen hin: Im Vergleich zum Vorjahr lag die Vermittlung im September ungefähr auf Juli-Niveau: 989 abgeschlossene Ausbildungsverträge im September standen 862 Verträgen im Juli 2019 gegenüber. Das lässt sich mit coronabedingter Zurückhaltung von Arbeitgebern und Jugendlichen erklären. Der Vergleich mit 2019 Im Vergleich zu 2019 haben sich aus dem Kreis 25 Jugendliche mehr bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur als suchend gemeldet. Das ist ein Plus von 1,2 Prozent. Gleichzeitig meldeten Arbeitgeber für den Kreis Herford mit 1.635 Ausbildungsstellen zehn mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Plus von 0,6 Prozent. Insgesamt bleiben Angebot und Nachfrage damit aber unausgewogen: Wie im Vorjahr gibt es 77 Ausbildungsplätze auf 100 Bewerber. 252 junge Leuten suchen im Kreis Herford noch einen Ausbildungsplatz, 91 Stellen sind unbesetzt. Der Bereich der Handelskammer Der Rückgang der bisher geschlossenen Ausbildungsverträge zeigt sich für die IHK überraschend drastisch im gewerblich-technischen Bereich. Dort sind bisher 20,8 Prozent weniger Verträge geschlossen worden als im Vorjahr. Im kaufmännischen Bereich liegt das Minus bei 2,1 Prozent. Damit sind in der Summe bisher 10,1 Prozent weniger Ausbildungsverträge geschlossen worden. Das entspricht 101 Ausbildungsverhältnissen. Deutlich zugelegt hat der Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau im E-Commerce. Hauptgründe für die Situation sieht IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke in den coronabedingt eingeschränkten Informations- und Beratungsmöglichkeiten in Schulen, in ausgefallenen Praktika und Azubi-Speeddatings zwischen Jugendlichen und Arbeitgebern. Zwar macht die Berufsberatung viele gute Erfahrungen mit neuen Formaten, unter anderem mit Online-Speeddatings. Trotzdem sei das etwas anderes als die direkte Kontakte. Ihren Instrumentenkasten wollten sie in den nächsten Monaten erweitern, sagte Pigerl-Radtke. Erfolgreich sei immer der Kontakt mit Bildungslotsen: Das sind Auszubildende, die in Klassen auf Augenhöhe mit den Schülern von ihren Erfahrungen im Betrieb berichten. Der Bereich der Handwerkskammer Im Handwerk hat sich der Anstieg der Ausbildungszahlen, der eng mit der ausgesprochen guten Konjunktur der Vorjahre und vollen Auftragsbüchern verbunden war, nicht fortgesetzt. Die HK hat daher ein Bündel an Maßnahmen geschnürt, um Ausbildungsinteressenten und Betriebe zusammen zu bringen. Dazu zählen eine Hotline, digitale Beratung und digitale Speeddatings. Die Anzahl der Neuabschlüsse im Kreis Herford im Bereich der HK sank um 6,5 Prozent auf 373 Verträge, im Vorjahr waren es 399. &bdquo;Weil uns schon jetzt Fachkräfte fehlen, ist jeder Ausbildungsvertrag mehr ein Gewinn für das Handwerk", sagte Marwin Schadwill, Leiter Ausbildungsberatung, Lehrlingsrolle und Fachkräftesicherung. Besonders nachgefragt waren im Kreis Herford die Ausbildungsberufe Kraftfahr-zeugmechatroniker/-in (59), Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (51) und Elektroniker/-in (38). 20,3 Prozent der Azubis im ersten Lehrjahr im Kreis haben Abitur haben, darunter besonders viele Kraftfahrzeugmechatroniker (10). Der Anteil der weiblichen Berufsanfänger im Handwerk liegt bei 20,1 Prozent.

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