Neue App für den Busverkehr: Haltewunsch per Handy anwählen

Kreis Herford. Eine digitale Revolution kündigt sich im Öffentlichen Personennahverkehr an: Für zunächst fünf Linienbusse im Löhner Stadtgebiet, im Laufe des Jahres 2021 dann für weitere 28 Linienbusse im Kreisgebiet wird der Kreis Herford eine Mobilitäts-App ausschreiben. Das Programm für mobile Endgeräte wie Smartphones wird vieles können. Es wird Menschen mit Behinderungen, aber auch anderen Nutzern das Leben deutlich erleichtern. Das erste Modul der App ermöglicht Nutzern von Bussen, schon an der Haltestelle Fahrzeuge, die sich nähern, anhand ihrer Liniennummer und dem Fahrtziel zweifelsfrei zuzuordnen. Das ist derzeit gerade für blinde und sehbehinderte Menschen ein Problem. Ihnen soll die App zudem akustisch signalisieren, wo genau sich die Einstiegstür des Busses befindet. Der Haltewunsch lässt sich mit dem Smartphone auslösen Im Bus können die Fahrgäste dann den Fahrtverlauf mit den Haltestellen nachvollziehen, die der Bus anfährt. Ihren Haltewunsch können sie direkt vom Sitzplatz aus per Smartphone auslösen. Zudem besteht die Möglichkeit, einen Hinweis an den Fahrer zuzuschalten, mit dem Fahrgäste signalisieren, dass sie Hilfe benötigen, oder, falls nicht, dass der Fahrer beim Ein- und Ausstieg des Fahrgastes besonders aufmerksam ist. Davon können beispielsweise auch Eltern mit mehreren kleinen Kindern oder Kinderwagen sowie ältere, nicht mehr so bewegliche Menschen profitieren. Ein zweites Modul der App soll die Nutzer auf ihrem Fußweg von und zur Haltestelle oder dem endgültigen Fahrtziel navigieren. Hilfsbedürftige Personen will der Kreis damit eine vollständige Mobilitätskette anbieten. Die Grundlage für diesen Baustein soll ein - auf zehn Zentimeter genaues - Kartenmaterial bieten. Es könnte auch Ortsfremden den Weg zur Haltestelle weisen. Die App soll mittelfristig für alle Linien im Kreisgebiet nutzbar werden Die App soll die Mobilitätsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung deutlich verbessern. Das ermöglicht ihnen in der Folge dann auch einen besseren Zugang zu einer Vielzahl an Dienstleistungen darüber hinaus, heißt es in dem Beschlussvorschlag, den der Kreisausschuss jetzt verabschiedet hat. Mittelfristig ist geplant, die App für sämtliche Linien im Kreisgebiet nutzbar zu machen. Das ist derzeit nicht möglich, weil beihilferechtliche Regelungen dem entgegen stehen. Sie verhindern eine Förderung der eigenwirtschaftlich fahrende BVO (Busverkehr Ostwestfalen GmbH), die in Herford, Enger, Spenge und Hiddenhausen mit Bussen unterwegs ist. Perspektivisch strebt der Kreis aber eine kreisweite Ausstattung an. So will er mit der BVO nach erfolgreicher Einführung der App weitere Gespräche über eine eigenwirtschaftliche Anschaffung führen und bei zukünftigen Linienausschreibungen eine entsprechende Ausstattung der Busse vorgeben. Fast 90 Prozent der Verkehrsleistung in Löhne ist Individualverkehr Ein Förderantrag bei der zuständigen Bewilligungsbehörde für Fördermittel, dem Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), ist bereits gestellt. Der Kreisausschuss hat jetzt die Verwaltung beauftragt, das Verfahren weiter zu betreiben und den nötigen Eigenanteil des Kreises zur Verfügung zu stellen. Der Dank der Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD ging an Hans-Gerd Adolphy und Alexander Elbracht, die sich sehr dabei engagiert hatten, die Anforderungen an die Ausschreibung auszuarbeiten. Elbracht sagte, dass er den Dank an den Beirat für Menschen mit Behinderungen weiterleiten werde. Das Pilotprojekt in Löhne könnte ein Baustein sein, mehr Menschen die Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs nahezulegen. Denn fast 90 Prozent der Verkehrsleistung laufen in der Stadt über den motorisierten Individualverkehr. Das ist ein Wert, der rund zehn Punkte über dem Bundesdurchschnitt und selbst fünf Punkte über dem vergleichbarer Regionen liegt. Jedes Jahr werden in Löhne 70.000 Tonnen CO2 allein durch die Nutzung von Autos erzeugt.

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