Tag des offenen Denkmals: Hund Schröder überwachte archäologische Grabungen

Herford. Ein Hund mit treuem Blick ist die halbe Miete für den Erfolg eines Familienfilms im Fernsehen. "Schröder" hieß das Maskottchen der Archäologen auf der Ausgrabungsstelle der Herforder Reichsabtei am Münster in den Jahren 1988/89. Es war ein offenbar herrenloser Hund, den die Archäologen gern fütterten, erinnert sich Stadtarchivar Christoph Laue. Er erinnert sich auch an die große Aufmerksamkeit, die die Grabungen mit sensationellen Funden seinerzeit bei den Menschen aus der Region fand - man denke nur an den gläsernen Phallus in dem Stift hochwohlgeborener Damen. Lehrer Horst Hohmann hat damals gefilmt Um diese Begeisterung für Herfords große Geschichte wieder zu wecken, wird das "Archäologische Fenster" über der Ausgrabungsstelle gebaut. Ein kleiner Videofilm zu diesem Thema mit dem Hund in einer Nebenrolle ist der Beitrag des Geschichtsvereins zum "Tag des offenen Denkmals", der an den meisten Orten im Corona-Jahr nur im Internet stattfindet. Fundgrube für die Filmaufnahmen war das Archiv des Löhner Lehrers Horst Hohmann, der damals mit seiner Kamera dabei war. Und noch ein Wiedersehen gibt es im Film: Es ist der noch blutjunge Ausgrabungsleiter Matthias Wemhoff, der inzwischen als bedeutender Mittelalterarchäologe Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin geworden ist und heute mit einem hochrangigen Team am Konzept des Archäologischen Fensters arbeitet. Spielszenen wie bei Terra X in Entwicklung Seinem jungenhaften Charme war wohl damals auch ein Teil der Popularität der Ausgrabungen zu verdanken. Er ließ die Herforder gern an seinen Erkenntnissen teilhaben. Er war seinerzeit als junger Student an den Job gekommen, weil man gar nicht mit bedeutsamen Funden gerechnet hatte. Mit einigen Folgen der Fernsehsendung Terra-X ist er als Moderator auch einem breiteren Publikum bekannt geworden. Die Machart der Dokumentationsserie zu Themen aus Natur und Geschichte mit Animationen und historischen Spielszenen soll auch ein Vorbild für die Filme sein, die im Archäologischen Fenster gezeigt werden sollen. Bürgermeister Tim Kähler durfte sich am Donnerstag als Erster das Video ansehen, das ab sofort auf der Homepage des Geschichtsvereins und ab Sonntag auf der offiziellen Seite zum Tag des offenen Denkmals abgespielt werden kann. Kähler hatte es geschafft, das Projekt, das trotz Millionenspenden des Herforder Unternehmers Dieter Ernstmeier schon fast zu Grabe getragen worden war, durch Erschließung von Fördertöpfen wieder zum Leben zu erwecken. Das Archäologische Fenster soll kein Museum sein, sondern eine sich selbst erklärende Ausstellung. Dazu werden ein Gebäude und der Kreuzgang in historischem Maßstab, aber mit modernen Baustoffen am Ort des Geschehens errichtet. Matthias Wemhoff hatte schon vor Jahrzehnten diese Chance gesehen, weil die historisch bedeutende Fläche am Münster nicht überbaut wurde. Die Original-Ausgrabung wird wieder freigelegt und zugänglich oder mindestens durch Fenster sichtbar gemacht. Nach einer Planänderung werden nun aber nicht mehr alle Fenster begehbar sein, da vergleichbar eingesetzte Glasscheiben anderenorts trübe geworden sind. Geplante Eröffnung ist im April 2022 Das Archäologische Fenster soll am 3. April 2022 eröffnet werden. An diesem Tag hatte Dieter Ernstmeier, der vor 20 Jahren gestorben ist, Geburtstag. Festlegen auf den genauen Termin möchte sich aber noch niemand. Erster Spatenstich kann sein, wenn der Bund seine Förderungsbewilligung zugestellt hat. Im Archäologischen Fensterwerden auch Originalfunde zu sehen sein. Vom legendären gläsernen Phallus wird es wohl nur eine Nachbildung sein. Für Bürgermeister Kähler entsteht ein "Ensemble, das Seinesgleichen sucht": Der Rathausplatz mit Rathaus, Markthalle, Münsterkirche, Archäologischem Fenster und dem Weg zum Museum Marta, der demnächst neu gestaltet wird. Er kann sich vorstellen, dann Wochenend-Kulturpakete für Besucher der Stadt zu entwickeln mit Besuch von Ausstellungen, der historischen Innenstadt, mit Essengehen und NWD-Konzert. Die zunächst für Sonntag vorgesehene Verleihung der Pöppelmann-Medaille für denkmalgerechte Sanierung von Gebäuden hat der Geschichtsverein auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

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