Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen: Heiner Wemhöner feiert 70. Geburtstag

Herford. Im chinesischen Changzhou steht seine dritte Fabrik vor der Fertigstellung. Im Herforder Stammwerk ist er als alleiniger Geschäftsführer wieder mit voller Arbeitskraft präsent. Und in Berlin plant er mit einem ganz besonderen Architekten ein Domizil für seine Kunstsammlung. Ruhestand ist noch längst kein Thema für den Herforder Maschinenbau-Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen Heiner Wemhöner, der am heutigen Donnerstag (13. August) seinen 70. Geburtstag feiert. Bisher gut durch die Krise gekommen Wirtschaftlich ist der Weltmarktführer für Kurztaktpressen zur Veredelung von Holzwerkstoffen bislang gut durch die jüngste Krise gekommen, anders als 2008, als die Produktion weitgehend lahmgelegt war. Die Auftragsbücher in Herford und Changzhou sind noch gefüllt, rund 500 Mitarbeiter bis ins nächste Jahr ausgelastet. Nach 130 Millionen Euro Umsatz, davon 100 Millionen in Herford (2019) stehen 2020 die Zeichen auf weiteren Zuwachs. Und auch für die Jahre danach hält der geschäftsführende Gesellschafter in seinen Werken in China und Westfalen solide Umsatz- und Ergebnis-Zahlen für möglich. &bdquo;Es läuft ganz gut, aber ausruhen geht natürlich nicht", sagt der Familienunternehmer in dritter Generation. Vater Heinrich fädelte erste Geschäfte mit Russland ein Die Wemhöner-Story ist oft erzählt worden: Vater Heinrich hatte den 1925 gegründeten Handwerksbetrieb zur kleinen Maschinenfabrik ausgebaut und erste Geschäfte mit Russland eingefädelt. Der Sohn kam 1979 in die Firma, etablierte Wemhöner-Maschinen in den USA und dann in Asien. Er setzte auf neue Technologien und komplette Systeme und machte &bdquo;Wemhöner-Pressen", das heute Wemhöner Surface Technologies heißt, zum Innovations- und Weltmarktführer bei Kurztaktpressen. Und hat längst die nächsten Entwicklungsschritte, zum Beispiel den kleine Losgrößen ermöglichenden Digitaldruck, im Kopf. Digitalisierung war bei Wemhöner tagtäglich gelebtes Kernthema, als die meisten das Wort gerade einmal buchstabieren konnten. Globalisierung ist hier Chefsache, seit der junge Diplom-Ökonom – und damals international erfolgreiche Reitsportler – vor 41 Jahren in die Firma einstieg. China wurde zur großen Leidenschaft Seine Rolle in der Firma gibt ihm die Möglichkeit, die Welt kennenzulernen. Heiner Wemhöner bezeichnet das als &bdquo;großes Geschenk". Asien faszinierte ihn besonders und China wurde weit über das Geschäftliche hinaus zur großen Leidenschaft für den Ostwestfalen, dessen Sehnsuchtsort zuvor eher die Toscana war. 2002 traf er die Entscheidung, in diesem riesigen Markt auch einen Produktionsstandort zu errichten, wo seit 2007 Wemhöner-Maschinen gebaut werden. Auch das wurde zu einer Erfolgsgeschichte. In diesem Jahr soll die zweite, organisatorisch eigenständige, chinesische Fabrik mit der Produktion beginnen, ebenfalls in Changzhou zwei Stunden von Shanghai entfernt. Wemhöner fördert auch in China Wirtschaftlicher Erfolg, so sieht man es seit jeher bei den Wemhöners, verlangt gesellschaftliches Engagement. In Herford setzte die Familie sich von Anfang an für das Kunst- und Architekturprojekt Marta ein und förderte zahllose weitere Projekte. So hält Heiner Wemhöner es auch in China. Nach dem Vorbild seiner hiesigen Wemhöner-Stiftung errichtete er auch in Changzhou eine Stiftung, die ärmeren jungen Leuten ein Studium ermöglicht und sportliche Aktivitäten fördert. Für den im Rahmen einer Städtepartnerschaft organisierten gegenseitigen Schüler- und Sportaustausch zwischen Herford und seinem Distrikt in Changzhou ist der Initiator besonders dankbar. Solche Begegnungen werden, davon ist er überzeugt, auf beiden Seiten positive Veränderungen auslösen. Dass mehrere Teilnehmende sich inzwischen um einen Ausbildungsplatz in seiner Firma bewarben, gilt ihm als erfreulicher Nebeneffekt. Sammler folgt den Ideen eines Star-Architekten In Deutschland steht der Name Wemhöner inzwischen nicht mehr nur für den Welterfolg des mittelständischen Maschinenbaus, sondern auch für die Kunst. Dabei entwickelte Heiner Wemhöner erst spät Interesse am Kunstgeschehen das Marta Herford und sein erster Leiter Jan Hoet trugen dazu bei. Wieder waren es Chinesen, die seine Sammler-Neugier weckten – in Goslar ist im nächsten Jahr die chinesische Abteilung seiner Sammlung zu sehen. Doch die Sammlung wuchs weit darüber hinaus. Der Verzicht auf stilistische Festlegungen ermöglicht immer neue Überraschungen. Eine der gewichtigsten Kollektionen Die Künstlerliste verrät Sicherheit im Umgang mit jüngeren Positionen. So entstand in kaum 15 Jahren eine der gewichtigsten Kollektionen. Die soll demnächst in Berlin, nach mehreren temporären Auftritten, einen festen Platz bekommen. Heiner Wemhöner hat lange gesucht und in der Hasenheide 13 in Kreuzberg am Hermannplatz ein passendes Objekt mit einer erstaunlichen Geschichte gefunden: Vergnügungslokal, Tanzsaal, Polit-Treffpunkt, Theaterbühne, Kinopalast, Diskothek. Spuren dieser früheren Nutzungen werden sichtbar bleiben, wenn hier in einigen Jahren die Wemhöner-Collection einzieht. Beim Umbau will der Sammler den Ideen des Star-Architekten David Chipperfield folgen, dessen Büro für einen respektvollen Umgang mit historischer Bausubstanz bekannt ist. Herford soll Lebensmittelpunkt bleiben Herford soll trotzdem auch im achten Lebensjahrzehnt sein Lebensmittelpunkt bleiben, das verlangen schon seine Pflichten in der Firma. Heiner Wemhöner, verheiratet und Vater einer Tochter und zweier Söhne, will sie als Familienunternehmen halten. Das Marta wird davon profitieren, in dem es einen starken Vorsitzenden des Fördervereins behält und einen der bundesweit bestdotierten Kunstförderpreise ausloben kann. Und es wäre erstaunlich, wenn Heiner Wemhöner nicht weitere Pläne auch in seiner Heimatstadt hätte.

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