Herforder Arbeitgeber bilden trotz Corona weiter Nachwuchs aus

Herford. Der wirtschaftliche Flurschaden aufgrund der Covid-19-Pandemie ist bereits jetzt immens. Und in den kommenden Monaten wird das unternehmerische Handeln weiterhin von Unsicherheiten geprägt sein. Das hat je nach Branche Auswirkungen auf die Ausbildungssituation. Die großen Arbeitgeber in Herford stellen den Zahlen nach unverändert viele Nachwuchsmitarbeiter ein. Doch insbesondere bei kleinen und mittleren Betrieben ist ein dramatischer Rückgang bei den abgeschlossenen Verträgen zu verzeichnen. "Im Kreis Herford gibt es im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von circa 22 Prozent bei den Ausbildungsverträgen", teilt die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld mit. Während 2019 rund 320 junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk begonnen hätten, seien es in diesem Jahr nur etwa 250. "Wir sehen die Ursache für den Rückgang bei den Ausbildungsplätzen vor allem in der Corona-Pandemie", erklärt Sprecherin Dilek Güzel. Ein späterer Ausbildungsbeginn ist möglich Was die Lage entzerren könnte: Ein späterer Ausbildungsbeginn bis zum 1. Oktober sei ohne Rücksprache möglich. "Hiervon wird in der Regel auch oft Gebrauch gemacht", so Güzel. Danach gebe es weitere Möglichkeiten für einen individuellen Einstieg. Die Handwerkskammer kann dabei mit einer Ausbildungsberatung unterstützend wirken. Da die abschließende Bewertung der Zahlen zum 30. September fällig wird, "erwarten wir einen gewissen Nachholeffekt". Möglicherweise – so die Hoffnung – könnte finanzielle Unterstützung durch die eingeführte Ausbildungsprämie eine positive Wirkung entfalten. Eine Umfrage unter Ausbildungsbetrieben der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld kommt zu diesem Ergebnis: "In fast 80 Prozent der befragten Unternehmen läuft die Ausbildung trotz der schwierigen Corona-Zeit normal weiter", so IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff. Die neue Ausbildungsprämie werde gerade für kleinere und mittlere Betriebe als eine gute Maßnahme bewertet. Klinikum und Sparkasse stellen weiterhin Nachwuchs ein Schon "traditionell" am 1. September beginnen die angehenden Bankkaufleute der Sparkasse Herford ihre Ausbildung. Dieses Jahr sind es insgesamt sogar drei Azubis mehr als noch im Vorjahr, nämlich 20 statt 17. Neben den Bankkaufleuten starteten laut Sprecher Peter Platz in diesem Jahr zwei Fachinformatiker in ihr Berufsleben bei der Sparkasse. Im nächsten Jahr würden ebenfalls 19 Auszubildende eingestellt. Das dreistufige Bewerbungsverfahren wird dabei teilweise in einer "Homevariante" per Videokonferenz durchgeführt. Ein Vorstellungsgespräch unter Berücksichtigung der Corona-Regeln gibt es aber dennoch. In einer besonderen Situation befindet sich das Klinikum Herford. Das pflegerische und medizinische Personal wird im Zuge der Coronakrise als unverzichtbarer Bestandteil der gesellschaftlichen Funktionsfähigkeit mit dem Begriff "systemrelevant" betitelt. Es wird daher weiterhin Nachwuchs benötigt, was sich in Zahlen widerspiegelt. In den Schulen der Pflegeberufe würden danach in diesem Jahr 204 Azubis, davon 63 am Klinikum Herford zu Pflegefachkräften ausgebildet. "Nein, hier gibt es keinen Rückgang", teilt Klinikums-Sprecherin Monika Bax mit. Es werde auch weiterhin im kaufmännischen Bereich, in der Fachinformatik und in medizinisch-technischen Berufen ausgebildet. Am Start der Ausbildungen hat sich in diesem Jahr nichts geändert. Lediglich die angehenden Pflegefachkräfte starteten aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht am 1. April, sondern am 1. Mai in ihre Ausbildung. Brax kann trotz schwieriger Situation alle Plätze besetzen Das Herforder Modeunternehmen Brax kündigte bereits Ende Juni einen Stellenabbau und Umstrukturierungen an. Die bereits abgeschlossenen Ausbildungsverträge für den Start zum 1. August blieben davon jedoch unberührt. "Trotz der aktuell herausfordernden Lage wurden bei Brax alle Ausbildungsplätze wie geplant besetzt", erklärt Vertriebsgeschäftsführer und Unternehmenssprecher Marc Freyberg. Neun Jugendliche werden nun zu Industriekaufleuten ausgebildet und eine junge Frau beginnt ein duales Studium. Der Auswahlprozess für das kommende Ausbildungsjahr werde sich laut Freyberg auf den Herbst verschieben.

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