Radfahrer beklagen: Bei gefährlichen Radwegen in Herford wird nichts getan

Herford. Seit Jahren protestieren die Herforder Radfahrer dagegen wie fahrradunfreundlich ihre Heimatstadt sei. Obwohl dieses Jahr coronabedingt nur mit 50 bis 100 Demo-Teilnehmern gerechnet wurde, finden sich auf dem Rathausplatz rund 150 Fahrradbegeisterte ein. Unter anderem halten sie mit auf Gepäckträgern festgesteckten Poolstangen den nötigen Abstand voneinander. Mit ihrer gewählten Strecke wollen sie unter dem Motto "#MehrPlatzfürsFahrrad" auf die diverseren gefährlichen Stellen für Radfahrer hinweisen. &bdquo;An diesen Gefahrenstellen hat sich seit Jahren nichts geändert", sagt Irmgard Pehle von den Naturfreunden Herford, eine der Initiatorinnen der Demo. Dafür macht sie unter anderem die fehlende Kontinuität bei den Fahrradbeauftragten der Stadt verantwortlich. Nachdem die Stelle knapp zehn Monate nicht besetzt war, wurde sie erst Anfang Juni mit der Bau-Ingenieurin Frauke Heidemann besetzt. Die aktuelle Fahrradbeauftragte Heidemann ist auf der Demo nicht anzutreffen. Sie hatte bereits im Vorfeld abgesagt. Dafür gibt es laute Buhrufe von den Demonstrierenden. Ebenfalls abwesend ist Bürgermeister Tim Kähler (SPD), der sich im Urlaub befindet. Dass auch keine Vertretung für ihn geschickt wurde, stößt bei den Protestierenden auf Unverständnis. &bdquo;Ich hätte Kähler gerne begrüßen wollen", sagt Bernd Meier-Lammering, Vorsitzender der Herforder Kreisgruppe des Naturschutzbundes BUND. &bdquo;Aber da sieht man wie ernst die Stadt Herford es wirklich nimmt, eine fahrradfreundliche Stadt zu sein." Seiner Meinung nach dürfe sich die Stadt mit diesem Titel nicht schmücken. Gefahrenstellen sind schon lange bekannt An zu vielen Stellen in Herford sieht das nämlich ganz anders aus. Zu den bekannten Gefahrenstellen gehört zum Beispiel die Unterführung an der Niedernstraße. Dort endet der Radfahrstreifen abrupt. Weichen Radfahrer dort nicht entsprechend auf den Fußgängerweg aus, - was sie laut Straßenverkehrsordnung nicht müssen - wird es durch auffahrende Autos für die Radfahrer schon eng. Solch unglückliche Verkehrsführung durch Radwege ist kein Einzelfall. Gerade am Bahnhof herrsche dadurch großes Chaos. Dort führt der Radweg plötzlich auf den Fußgängerweg. &bdquo;Dadurch kommt es zu mehreren Engstellen", sagt Pehle. &bdquo;Gerade vor dem McCafé können sich Radfahrer und Fußgänger leicht in die Quere kommen." Vor dem Fastfoodbetrieb hielten regelmäßig Fußgänger an, um die Karte zu lesen. Wenn andere Fußgänger ihnen dann ausweichen wollten, treten sie auf den rot gepflasterten Fahrradstreifen. Passiert das ohne Umschauen, kracht es schnell. Wenn Schüler den Stiftberg zum Königin-Mathilde-Gymnasium hochradeln fehlt ihnen fast komplett der Radweg. Die Stiftbergstraße hinauf gibt es keinen Radstreifen. Die Kinder müssen dort entweder so auf der Fahrbahn oder komplett auf dem Bürgersteig fahren. Und das bei einer Straße, die zur Schule hin immer enger und kurviger wird. Aus entgegengesetzter Richtung führt mit der Vlothoer Straße zwar eine Fahrradstraße zur Schule. Doch: &bdquo;Die Beschilderung dort ist nicht ausreichend. Autofahrer fahren dort wie immer weiter und ignorieren, dass es eine Fahrradstraße ist", sagt Pehle. Die Demonstrierenden forden einen "Masterplan Radverkehr" Um es an diesen und vielen anderen Stellen für Zweiräder einfacher zu machen, fordern die Demonstrierenden einen Masterplan Radverkehr. Mit dem bestehenden Radwegekonzept der Stadt seien sie nicht zufrieden, so Pehle. Ein Masterplan sollte unter anderem gute, breite Radwege, auch am Innenstadtring, sichere Kreuzungen und die Ausweisung weiterer Fahrradstraßen beinhalten. &bdquo;Auch bei der sicheren und guten Abstellung von Rädern gibt es Nachholbedarf", sagt Heidi Hetzvom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Als eigene Position des VCD regt sie auch an, auf vierspurigen Straßen einen Fahrstreifen zur Umweltfahrspur für Busse und Räder umzufunktionieren. Was von den Forderungen umgesetzt wird, bleibt abzuwarten Alle teilnehmenden Gruppen befürworten hingegen die Pläne für eine bessere Vernetzung der Region durch Radwege. So fordern die Demonstrierenden auch die zügige Realisierung einer schnellen Radverkehrsverbindung zwischen Bielefeld, Herford und Minden und zwischen Bünde, Hiddenhausen und Herford. Was davon umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Obwohl sich in den letzten Jahren nicht viel beim Thema Radverkehr getan habe, gibt sich Pehle optimistisch. &bdquo;Bei der diesjährigen Kommunalwahl stehen sehr viele junge Menschen zur Wahl. &bdquo;Da habe ich die Hoffnung, dass sie sich diesen Themen annehmen."

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