Kreis Herford. Die Geschäftslage in Industrie, Handel und bei Dienstleistungsunternehmen im Kreis Herford ist eingebrochen. Auch die Erwartungen an die kommenden Monate sind mit großen Fragezeichen versehen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Sonder-Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK).
An der Umfrage von Mitte Mai bis Anfang Juni nahmen 227 Unternehmen mit 15.731 Beschäftigten teil. „Corona setzt der Wirtschaft im Wittekindkreis mächtig zu“, sagen die beiden IHK-Vizepräsidenten Klaus Bockermann aus Enger und Oliver Flaskämper aus Herford. Der Konjunkturklimaindex, der die momentane Lage und die Zukunftserwartungen gleichermaßen berücksichtigt, ist für die Wirtschaft im Kreis von 102 Punkten im Frühjahr auf 58 Punkte eingebrochen. In OWL fiel der Index von 109 auf 63 zurück.
Erwartungen an die Entwicklung der Geschäftslage bleibt negativ
Nur acht Prozent der Industrieunternehmen im Kreis sprechen aktuell von einer guten, 48 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Im Vergleich zum Vorjahr sind seit Jahresbeginn die Umsätze bei der Hälfte der Industrieunternehmen zwischen 10 und 25 Prozent zurückgegangen. Die Erwartungen an die Entwicklung der Geschäftslage bleibt negativ, nur 12 Prozent rechnen mit einer besseren, 60 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage. Zudem plant mehr als jedes vierte Unternehmen einen Personalabbau. Um der Krise zu begegnen, haben laut IHK-Umfrage 79 Prozent Rationalisierungsmaßnahmen eingeleitet, 59 Prozent setzen auf eine verstärkte Digitalisierung und 42 Prozent stellen ihre Geschäfte auf andere Produkt- und Kundengruppen um.
„Die Geschäftslage im Handel wird ebenfalls deutlich negativ beurteilt“, berichtet Flaskämper. Nur 16 Prozent der Unternehmen sprechen von einer guten, 38 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Die Erwartungen der Händler an die kommenden Monate gingen noch weiter zurück. Bis Ende des Jahres gehen 34 Prozent von einem Umsatzrückgang zwischen 10 und 25 Prozent aus, 18 Prozent rechnen sogar mit einem Rückgang von 25 bis 50 Prozent.
"Der Jobmotor Dienstleistung ist gebremst"
Auch die Dienstleister sind pessimistisch: Lediglich 19 Prozent sprechen von einer guten, 45 Prozent aber von einer schlechten Geschäftslage. Die aktuellen Erträge sind deutlich zurückgegangen. Auch in den kommenden Monaten erwarten nur 10 Prozent der Dienstleister eine bessere Geschäftslage, aber 41 Prozent eine schlechtere. Mit einer Umsatzsteigerung bis Ende des Jahres rechnen nur 10 Prozent, 58 Prozent gehen jedoch von Umsatzrückgängen aus.
„Der Jobmotor Dienstleistung ist gebremst, denn auch wenn 61 Prozent ihr Beschäftigungsniveau halten wollen, planen 27 Prozent einen Personalabbau und nur 12 Prozent einen Aufbau“, erläutert Flaskämper. Angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie würdigten die beiden für den Kreis Herford verantwortlichen IHK-Vizepräsidenten die Maßnahmen der Politik. Mit dem Konjunkturpaket seien viele wichtige Impulse gesetzt worden. Die Beschlüsse würden vielen Betrieben in der schwierigen Lage helfen. Allerdings dauerten trotz der Lockerungen die Umsatzeinbrüche in vielen Branchen deutlich länger an, als erwartet. Umso wichtiger sei es, sie jetzt mit Liquidität über die nächsten Monate zu bringen.
Gesamtbilanz ist um vier Prozent gefallen
Wenig erfreulich ist auch die statistische Rückschau für den Kreis. Der Gesamtumsatz in der Industrie ist dort von Januar bis April 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4 Prozent gefallen, von 2,23 Milliarden Euro auf 2,14 Milliarden Euro. Dabei ging der Auslandsumsatz um 3,2 Prozent auf 747 Millionen Euro zurück, der Inlandsumsatz fiel um 4,5 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Die Zahl der Beschäftigten sank demnach von 27.340 auf 26.957 um 1,4 Prozent. Die Anzahl der Industriebetriebe mit 50 und mehr Beschäftigten beträgt im Kreis aktuell 149.