Klinikum Herford macht weniger Verluste als im Vorjahr

Kreis Herford. Das Klinikum Herford behandelt weiterhin zwei Covid-19-Patienten stationär. Der drastische Anstieg der Infektionszahlen in den Kreisen Gütersloh und Warendorf mache sich noch nicht bemerkbar, sagt Peter Hutmacher. Offenbar reichten die Kapazitäten der Krankenhäuser in den betroffenen Kreisen noch aus. Dem Verwaltungsrat legte der Vorstand zudem das Rechnungsergebnis für 2019 vor. Das Klinikum hatte diese Woche vorsorglich ein Besuchsverbot für Angehörige von Patienten ausgesprochen. Auch, weil die Infizierten-Zahlen im Kreis Herford wieder leicht steigen. Sollte sich die Situation entspannen, würden sie das Verbot aufheben. "Aber sicherlich nicht mehr diese Woche", sagte Hutmacher. Unklar sind die Folgen der Infektion in Indien für die Produktion von Medikamenten Sorgen machen dem 54-Jährigen die weltweit rasant steigenden Infiziertenzahlen, insbesondere in Indien, wo die Medikamente für Europa hergestellt würden. "Die Frage ist, welche Auswirkungen das auf die Produktionsketten hat." Hutmacher sagt das auch mit Blick auf Länder, in denen die Pandemie ebenfalls grassiert und die ebenfalls Medikamente benötigen. Welche finanziellen Auswirkungen die Corona-Krise für das Klinikum am Ende des Jahres gehabt haben wird, kann er noch nicht abschätzen. Es gebe zu viele Unwägbarkeiten, darunter auch die gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland. Entlastet werde das Krankenhaus dadurch, dass die Krankenkassen die Kosten der Abstriche übernehmen: Mehrkosten von 1 Million Euro bis Ende 2020 hätte das sonst bedeutet. Denn das Klinikum testet jeden Patienten, der stationär aufgenommen wird - bei geplanten Operationen vorab - auf eine Covid-19-Infektion. Zurzeit kostet das 58 Euro je Test, ab Juli dank einer Neuentwicklung nur noch 42 Euro. Das Klinikum erhält 560 Euro für jedes Bett, das es wegen der Pandemie freigehalten hat Zudem erhält das Klinikum 560 Euro Tagespauschale für jedes Bett, das es wegen der Covid-19-Pandemie freihalten konnte. Die Höhe der Erstattung orientiert sich an der Bettenbelegung im vergangenen Jahr und wird allen Krankenhäuser gleichermaßen ausgezahlt. Ab 1. Juli fließt in die Berechnung die durchschnittliche Komplexität der Behandlung im jeweiligen Krankenhaus mit ein: Es gibt Kliniken, die übers Jahr hinweg eher komplexere und andere, die eher weniger komplexe Erkrankungen behandeln. Häuser mit höherem Aufwand sollen mehr erhalten, solche mit geringerem Aufwand weniger. Für das Klinikum Herford werde die Erstattung weiterhin bei 560 Euro liegen. Hutmacher zufolge können die Krankenhäuser mit dem Verteilungsschlüssel zurecht kommen, ohne gravierend in die Miesen zu rutschen. Dennoch gebe es Mehrkosten, zum Beispiel durch das Schutzmaterial: Die Erstattung von 50 Euro je Patienten liege um 25 Euro unter den bis Mai dafür gezahlten Ausgaben. Rund 1 Milliarde Euro für Investitionen in die NRW-Krankenhäuser Erleichtert ist Hutmacher über eine Entscheidung von Mittwoch dieser Woche, nach der die Krankenhäuser und Kliniken in NRW rund 1 Milliarde Euro für Investitionen erhalten sollen. "In den vergangenen Jahren hatten wir nie ausreichend Mittel, um zu investieren. Wir haben von der Substanz gelebt." Das Rechnungsergebnis des Klinikums weist für 2019 ein Defizit von 5,6 Millionen Euro aus - bei einem Gesamtumsatz von 180 Millionen Euro. 2018 lag es bei 7,7 Millionen Euro. Hutmacher, der erst seit Anfang des Jahres Vorstand im Klinikum ist, verweist aber auf den Sicherstellungsauftrag in der medizinischen Versorgung: Die Kinderkliniken seien schlecht finanziert. Das müssten sie hinnehmen. Viele Häuser hätten ihre Geburtsstationen geschlossen. "Das wollen wir nicht." In Sachen Finanzen sieht Hutmacher das Klinikum aber auf einem guten Weg: Die Corona-Pandemie habe das Team zusammenwachsen lassen. "Das stärkt für die Zukunft", sagt der Vorstand.

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