Wie der Herforder Eishockey Verein nach oben wil

Herr Johann, der HEV scheiterte in der vergangenen Saison als Titelverteidiger im Play-Off-Halbfinale klar am EHC Neuwied. Wie enttäuscht waren Sie vom Abschneiden ihrer Mannschaft? Uwe Johann: &bdquo;Ich war eher traurig als enttäuscht. Wir hatten noch ein paar Wochen zuvor die Neuwieder in der Hauptrunde klar besiegt. Die Mannschaft konnte dieses Mal in der entscheidenden Phase ihre Leistung nicht abrufen. Die Spieler waren nach dem Ausscheiden am Boden zerstört. In den Meisterjahren 2018 und 2019 hat der HEV im Winter mit Ben Skinner, Aric Schinke oder Matyas Kovacs weitere Spieler verpflichtet. Warum hat der Verein nicht erneut nachjustiert? Uwe Johann: Unser Kader war bereits größer als in den Vorjahren und der Markt war wie leer gefegt. Wir hätten schon eine Menge Geld in die Hand nehmen müssen, um noch einen weiteren Spieler zu verpflichten. Wir haben das im Vorstand sportlich und betriebswirtschaftlich abgewogen und uns letztlich dagegen entschieden. Trotzdem meine ich, dass wir die besten Spieler der letzten Jahre bei uns im Kader hatten. Aber die besten Spieler garantieren einem nicht immer die beste Mannschaft. In den Meisterjahren 2018 und 2019 verzichtete der HEV auf den Aufstieg in die Oberliga. Warum wollen Sie gerade jetzt hoch? Uwe Johann: Wir haben uns den Schritt nicht leicht gemacht. Im Vorstand haben wir uns aber einstimmig und vor allen Dingen mit großer Überzeugung dazu entschlossen, diesen Weg zu gehen. Die Regionalliga ist einfach zu einer Sackgasse geworden. Es ist sicher ein Abenteuer, aber trotzdem wollen wir mutig in die Zukunft schauen. Wir wollen keinen Selbstmord aus Angst vor dem Tod begehen. Was hat sich an den Rahmenbedingungen im Vergleich zu den Vorjahren verändert, damit es in der kommenden Saison für die Oberliga reicht? Uwe Johann: Im Bereich Sponsoring haben wir in den letzten Monaten sehr deutliche Fortschritte gemacht. Zudem sind wir auch bei der Vermarktung der Eishalle und beim Thema Catering entscheidend weitergekommen. Wie definieren Sie die sportlichen Ziele des Herforder EV? Uwe Johann: Die Oberliga ist eine echte Top-Liga. Wir haben ein sehr kleines Budget. Ich denke, dass man es am unteren Ende der Liga einordnen kann. Das wichtigste Ziel ist der Klassenerhalt. Trotzdem wollen wir versuchen, in die Play-Offs zu kommen. Noch ist unsicher, wann die Saison starten kann und ob vor Zuschauern gespielt werden darf. Der Verein bewirbt gerade die Aktion 300 (Dauerkarten) x 300 (Euro). Warum sollten die HEV-Fans bereits jetzt zuschlagen? Uwe Johann: Wir wünschen uns ein klares Bekenntnis der Fans zu unserem Team und zum gemeinsamen Ziel Oberliga. Je früher und von mehr Menschen dieses Zeichen kommt, desto mehr Rückenwind wird uns das geben. Würden die Kosten bei einem Zuschauerausschluss erstattet werden? Uwe Johann: Wenn es wirklich einen Zuschauerausschluss geben sollte, wird es auch keine Spiele und keine Saison geben. Dann wird alles rückabgewickelt, auch die Karten. Ich halte das aber so radikal für wenig wahrscheinlich. Gehen wir einmal vom schlimmsten Fall aus, dass wirklich keine Saison stattfindet. Ist der Herforder EV dann in seiner Existenz gefährdet? Uwe Johann: Nein. Wir werden den Verein, vor allem auch den Nachwuchs, durch diese Zeit bringen, egal wie viel Mühe und Arbeit es kostet. Und wir vertrauen auf die Treue der Fans, der Sponsoren und auf die gute Zusammenarbeit mit der Stadt und Stadtwerken. Was lässt Sie optimistisch in die Zukunft schauen? Uwe Johann: Der Verein arbeitet weiter konsequent an seinen Strukturen und seiner Zukunft. Vorstand, Sponsoren, Stadt, Stadtwerke, viele treue Fans, 150 Eishockey-Kinder und ihre Familien, jede Menge ehrenamtliche Helfer – die Begeisterung für das Eishockey in Herford ist nicht kleinzukriegen. Herford ist eine Eishockey-Stadt.

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