Erstes Quartal 2020: Mehr Unternehmensinsolvenzen im Kreis Herford

Kreis Herford. Landesweit sind die Zahlen rückläufig und könnten somit in Krisenzeiten einigen Optimismus ausstrahlen. Doch die im ersten Quartal in den Amtsgerichten des Landes Nordrhein-Westfalen eingegangenen Anträge auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens spiegeln lediglich in den letzten beiden Wochen des März die Auswirkungen der Corona-Pandemie wieder – das dicke Minus wird somit wohl erst noch kommen. Wie das aussieht, kann man sich schon einmal bei den vom Statistischen Landesamt it.nrw auch für den Kreis Herford und seine Kommunen ermittelten Zahlen anschauen. Denn im Gegensatz zum Land sind hier in den ersten drei Monaten des Jahres bereits deutlich mehr Insolvenzen aktenkundig geworden als noch im Vorjahr. Mehr bedeutende Unternehmen insolvent In ganz NRW wurden von Januar bis März 6.221 Insolvenzanträge gestellt. Das sind 7,6 Prozent weniger als im ersten Quartal 2019. Die Höhe der voraussichtlichen Forderungen, also alle Forderungen, die von den Gläubigern bis zum Zeitpunkt der Datenübermittlung an die Statistiker bei den Amtsgerichten angemeldet wurden, summierte sich auf 1,5 Milliarden Euro, was um 43,9 Prozent über dem entsprechenden Vorjahresergebnis von 1,1 Milliarden lag. Diesen scheinbaren Widerspruch erklären die Statistiker damit, dass &bdquo;eine höhere Zahl von Insolvenzanträgen wirtschaftlich bedeutender Unternehmen" verzeichnet wurden. Betroffen von den insgesamt 1.312 Unternehmensinsolvenzen waren im ersten Quartal 12.340 Beschäftigte. In 979 Fällen wurde ein Verfahren eröffnet; in 333 Fällen wurde dies mangels Masse abgewiesen. Neben den Unternehmen beantragten 3.864 Verbraucher die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens (-10,2 %). Die übrigen Fälle betrafen ehemals Selbstständige, Nachlässe, Gesamtgut sowie natürliche Personen als Gesellschafter. Während landesweit somit weniger Insolvenzen verzeichnet wurden, stieg die Zahl im Kreis Herford um 19 Prozent – total von 63 auf 75 Anträge, davon 39 Verbraucherinsolvenzen. Bei den Unternehmen wurde ein Plus von 23,5 Prozent registriert. In Ostwestfalen-Lippe ist der Kreis Herford damit ebenfalls ein Sonderfall: In Bielefeld (-21,5 %), dem Kreis Gütersloh (-24,2 %) und dem Kreis Lippe (-22,1 %) sanken die Zahlen kräftig, im Kreis Paderborn (-6,6%) und im Kreis Minden-Lübbecke (-3,6 %) waren zumindest leichte Rückgänge festgestellt worden. Lediglich der Kreis Höxter hat wie auch der Wittekindkreis ein Plus, das mit 38,9 Prozent allerdings noch ein ganzes Ende deutlicher ausfällt. Insolvenzantragspflicht ist vorübergehend ausgesetzt Da der Berechnungszeitraum der Statistiker die Corona-Krise lediglich mit knapp zwei Wochen geschrammt hat, spiegeln sich die daraus resultierenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten noch nicht in einem Anstieg der Verfahren wieder. &bdquo;Das liegt unter anderem daran, dass die Insolvenzen grundsätzlich aufgrund der regulären Bearbeitungszeit bei den zuständigen Insolvenzgerichten ein sogenannter ,nachlaufender Konjunkturindikator sind", heißt es in einer Mitteilung von it.nrw. Weitere Ursachen sind laut den Statistikern aus Düsseldorf zurzeit die &bdquo;vorübergehende Aussetzung der Insolvenzantragspflicht", die bis vorerst zum 30. September gilt. Hinzu kommen die besonderen staatlichen Finanzhilfen für Unternehmen sowie der teilweise durch Corona eingeschränkte Betrieb der Insolvenzgerichte und Schuldnerberatungsstellen.

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