Ehrenamt: Grüne Damen und Herren in Herford bald wieder im Einsatz

Herford. "Ach, das Klinikum", sagt Sigrid Vahle am Telefon und freut sich hörbar. "Es geht uns gut, mir den Kollegen und Michael Rainer." Seid Mitte März ist das Team der Grünen Damen im Klinikum nicht mehr aktiv. Die Corona-Pandemie hat sie quasi ausgesperrt. "Ja, mir fehlt das Klinikum sehr", sagt sie und hört genau zu, als Kliniksprecherin Monika Bax ihr mitteilt, dass ab der kommenden Woche erste Gespräche stattfinden. "Wir werden diskutieren, wann und in welchem Umfang die Grünen Damen wieder auf die Stationen dürfen." Doch - wie sieht so ein Tag auf den Stationen eigentlich aus? Bereits vor der Corona-Pandemie haben uns Sigrid Vahle und Michael Rainer einen Einblick ihr Ehrenamt ermöglicht. Damals noch ohne notwendigen Sicherheitsabstand und Gesichtsmaske. Erkennungszeichen - grüner Schal Der Sozialraum ist weiß, die Damen tragen grüne Schals – der Herr übrigens auch. &bdquo;Sie können gerne Grüner Herr zu mir sagen“, sagt Michael Rainer und lacht. Der graue Bart ist ordentlich gestutzt, der graue Scheitel korrekt gekämmt. So sitzt er im Büro der &bdquo;Ökumenischen Krankenhaushilfe“ und denkt über die Frage &bdquo;Warum machen Sie das?“ nach. &bdquo;Ich war schon immer sozial engagiert, auch durch meine Kirchenarbeit. Und nach meinem sehr frühen Vorruhestand dachte ich mir Machste mal was ganz anderes.“ Das ist jetzt 14 Jahre her. Die Grünen Damen – und der Herr – sind jeweils einer Station im Klinikum zugeordnet. Michael Rainer ist auf der Urologie. Auf dem Weg dahin habe er heute jemand besonderen kennengelernt. &bdquo;Heute morgen habe ich mit einer jungen Frau gesprochen, die komplett verkabelt und an Schläuche angeschlossen in ihrem Bett liegt“, sagt Rainer. &bdquo;Die Frau hat eine sehr seltene Erkrankung. Die ist Ursache dafür, dass die junge Frau keine normale Nahrung zu sich nehmen kann. Kein Essen und kein Trinken. Darum wird sie seit einigen Jahren künstlich ernährt. Wenn man so was sieht, das geht einem schon recht nahe. Aber es ist auch toll zu sehen, wie tapfer viele Patienten sind“, sagt der 68-Jährige. &bdquo;Ich hatte zum Anfang schon ein bisschen Angst“ 2006 schied der ehemalige Betriebswirt und Banker aus seinem Beruf aus. &bdquo;Ich war mit meinem Job sehr zufrieden, hatte alles erreicht.“ Und doch musste da mal was anderes her. Seine Frau war Krankenschwester und irgendwie lag ein soziales Engagement in einem Krankenhaus nahe. &bdquo;Meine Frau hat halt zuhause öfter über das Elend im Krankenhaus berichtet. Der Impuls war schließlich eine Anzeige des Klinikums, in der Grüne Damen gesucht wurden.“ Das war 2007. Der Start bei den Grünen Damen war von unterschiedlichen Gefühlen begleitet. &bdquo;Auf der einen Seite hatte ich schon ein wenig Angst vor den Krankheiten. Auf der anderen Seite kam der Dank vieler Patienten dazu, einfach nur weil man sich Zeit nimmt und ihnen zuhört. Auch die Erfahrung zu sehen, wie manche dieser Menschen mit ihrem schweren Los umgehen.“ Sigrid Vahle empfindet die Männer bei den Grünen Damen als große Bereicherung. &bdquo;Wir hatten ja auch schon zwei im Team. Insbesondere auf der Urologie ist das gut. Die Männer haben zu den überwiegend männlichen Patienten einen ganz anderen Zugang“, sagt sie. Seit zehn Jahren trägt sie den grünen Schal, in ihrem Team sind aktuell 14 Ehrenamtliche. &bdquo;Ich komme zum Beispiel immer donnerstags. Wir sind zur Kernzeit zwischen circa 9 und 15 Uhr anwesend.“ &bdquo;Du kannst das nicht – Du heulst doch mit den Patienten!“ Die 75-Jährige hat keine Familie mehr, sie wohnt nahe am Klinikum, wie sie mehrfach betont. Als sie damals mit Freunden sprach, diesen sozialen Dienst im Krankenhaus zu machen &bdquo;haben die gesagt du kannst das nicht – du heulst doch mit den Patienten.“ Und sie hatten recht, gibt Vahle unumwunden zu. Sie erzählt von einem verdunkelten Zimmer, geschmückt mit Geburtstags-Luftballons. &bdquo;Eine Frau saß am Bett ihres 28 Jahre alten Mannes, der im Sterben lag. Ich war mit der Situation komplett überfordert. Das hat mich tief berührt. Da habe ich dann auch geheult“, sagt sie. Sigrid Vahle und Michael Rainer haben sich gut eine Stunde Zeit genommen, um über ihr Engagement zu berichten. Warum sie das machen, warum sie sich im Klinikum wohlfühlen und von den Patienten wertgeschätzt. Das treibt sie jeden Tag an. &bdquo;Mir ist das Ehrliche, das Echte im Umgang mit den Menschen in unserem Haus wichtig“, sagt Vahle uns spricht vermutlich für viele Grüne Damen und Herren. Und ja, über Unterstützung würden sie sich freuen. Ebenso wie die Ehrenamtlichen in den anderen Krankenhäusern von Stadt und Kreis. &bdquo;Es braucht niemand Angst zu haben, dass er oder sie überfordert wird“, ergänzt Rainer. &bdquo;Wir sind ja da und unterstützen uns gegenseitig.“ Hier lässt keiner keinen allein.

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