Schuhgeschäft im Kreis Gütersloh schließt – Räumungsverkauf hat begonnen

Halle. Alle vier Mitarbeiterinnen von Rainer Neumann sind an diesem Montagmorgen im Geschäft am Ronchin-Platz. Martina Haschke und Ute Janzen, Sigrid van den Bogaert und Erika Wacker. Sie tragen Kartons und Schuhe, kontrollieren die Größen, gleichen ab, verschwinden im Lager, kehren wieder zurück. Und stellen die Schuhe schließlich in die Regale. Immer paarweise. Alles muss raus, der gesamte Bestand - bis Ende des Jahres. Für die Kundinnen und Kunden soll das verbliebene Sortiment mit aktueller Herbstware und vielen Saisonschuhen eben so übersichtlich wie möglich präsentiert werden. Lesen Sie auch: Schuhgeschäft im Kreis Gütersloh schließt nach 17 Jahren Rainer Neumann betrachtet das geschäftige Treiben mit ernster Miene. Seine Hüfte und sein Knie schmerzen, in diesen Wochen noch mehr als sonst. Sie waren ein entscheidender Grund dafür, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen. Hinzu kommt das Alter, 67 ist der gelernte Orthopädieschuhtechniker mittlerweile. &bdquo;Aber natürlich bin ich auch wehmütig“, räumt er ein. Und dann lächelt er, zumindest ein wenig. Geschäftsmann hängt am Ronchin-Platz und Halle &bdquo;Ich bin ja niemand, der das ständig nach außen trägt - aber ich hänge eben sehr an dieser kleinen Stadt. Ich hänge am Ronchin-Platz. Und vor allem an den Menschen hier um uns herum, an unseren Kundinnen und Kunden ...“ Rainer Neumann überlegt einen Moment. Dann schiebt er hinterher: &bdquo;Das ganze Leben drehte sich ja praktisch um das Geschäft. Meine Verbundenheit zu Halle ist so groß.“ Während sein Blick in die Runde schweift, werden mittlerweile auch fahrbare Regale weiter bestückt, es erfolgen kurze Abstimmungen. Dann erzählt der Haller Geschäftsmann, wie er 1982 ganz offiziell das Schuhgeschäft seiner Eltern Bruno und Ilse Neumann übernommen hatte. Als das Unternehmen 1962 gegründet wurde, war Rainer Neumann fünf Das befand sich damals noch an der Langen Straße. Hier war der damals 25-Jährige groß geworden. Ein Familienunternehmen, 1962 gegründet - da war Rainer Neumann gerade mal fünf. Mit der Weitergabe des Schuhgeschäftes an die nächste Generation renovierte der jüngste von drei Brüdern das Geschäft und verkaufte fortan Damen-, Herren- und Kinderschuhe auf zwei Etagen. Lesen Sie auch: Nach 145 Jahren: Traditionsgeschäft im Kreis Gütersloh schließt endgültig 18 Jahre ging das so weiter - dann erfolgte der Umzug ins Stadtzentrum, an den Ronchin-Platz. &bdquo;In dieses wunderschöne, denkmalgeschützte Fachwerkhaus von Familie Kiesling“, erinnert sich Rainer Neumann. Events in der Haller Innenstadt bleiben in Erinnerung &bdquo;Das war damals eine ganz besondere Zeit“, fährt der Familienvater fort. &bdquo;Wir waren anfangs ja nur sehr wenige hier - außer uns noch Stefan Barz vom Möbelhaus Vollmer und Jutta Janßen von der Parfümerie Plassmann. Und wir haben Veranstaltungen wie den ’Haller Herbst’, ’Halle mediterran’ oder den ’Laternenmarkt’ initiiert. Auch der leuchtende Laternenbaum war unsere Idee.“ Rainer Neumann lächelt. &bdquo;Das war wirklich schön damals. Und alles rund um unsere Kinder aufgezogen, ich kann mich noch erinnern, dass wir anfangs einen Waffelstand hatten und die ganze Familie beim Verkauf mit dabei war.“ Aber sein Dank gelte allen, die hier mit angepackt und geplant hätten. Und die diese Events am Ende auch hätten genießen können. &bdquo;Da hängen wirklich viele Erinnerungen dran“, sagt der Geschäftsmann. Räumungsverkauf hat Anfang Oktober begonnen Dann steht er auf und geht einmal durch den Laden, bespricht wieder ein paar Details. Und sein Blick fällt auf die Deko an den Wänden. Auf einem Schild nahe des Tresens mit der Kasse steht: &bdquo;Aschenputtel ist der beste Beweis dafür, dass ein neues Paar Schuhe dein Leben verändern kann.“ Oben an der Wand lautet der Slogan über einem Paar hochhackiger Pumps &bdquo;Wo ein Wille ist, da ist auch ein Schuhgeschäft.“ Rainer Neumann und Ute Janzen ziehen die Schultern hoch und lächeln. Und bereiten sich auch gedanklich auf das Finale bei Schuhmoden Neumann vor: Offiziell hat der Räumungsverkauf am Mittwoch, 2. Oktober begonnen. Neben Damen- und Herrenschuhen werden auch Schuhpflegeprodukte ins Sichtfeld der Kundinnen und Kunden geräumt, Taschen, Geldbörsen, Rucksäcke. Und für Rainer Neumann die Gewissheit, dass er sich zwar aus seinem Laden verabschiedet - aber seine Frau Sabine Neumann, die das Geschäft &bdquo;Sabrina“ direkt nebenan betreibt, ab dem neuen Jahr weiter unterstützen kann. Für das Ladenlokal gibt es offenbar bereits einen Nachmieter &bdquo;Ja, das ist ganz wichtig“, betont Rainer Neumann. &bdquo;Wir hier schließen zwar - aber ’Sabrina’ bleibt weiterhin geöffnet!“ Auch dort gibt es Damenschuhe namhafter Fabrikate, Textilien sowie ausgesuchte Modeaccessoires wie Taschen, Gürtel, Schmuck und viele andere Dinge. Und Rainer Neumann hat noch eine gute Nachricht für Halle. &bdquo;Ich habe von unserem Vermieter die Aussage erhalten, dass es bereits einen Nachmieter für unser Ladenlokal gibt“, berichtet er. &bdquo;Es wird also keinen Leerstand in dieser zentralen Lage geben“, stellt Rainer Neumann fest. Und mit Blick auf seine Liebe zur kleinen Stadt, zum Ronchin-Platz und den Menschen hier in Halle ein wichtiger Punkt. Dann steht er auf und hilft seinem Team, räumt Schuhe in die Regale. Mehr als 40 Jahre Teil seines Lebens. Und in der Hoffnung, dass er in den verbleibenden drei Monaten noch viele Menschen hier trifft, die er noch einmal beraten kann und die sich von ihm verabschieden.

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