Herforder Schlachter Gocksch: "Schwarze Schafe gibt es leider in jeder Branche"

Herford. Nur kurz nach Bekanntwerden des Corona-Ausbruches in einem Westfleisch-Betrieb in Coesfeld kam im Schlachthof Gocksch der Anruf vom Kreis Herford: Sämtliche Mitarbeiter mussten auf das Coronavirus getestet werden. Der Vorfall in Coesfeld stieß eine Debatte an, unter welchen Bedingungen Leiharbeiter im Fleischgewerbe arbeiten müssen. Der kritische Blick der Öffentlichkeit liegt nun auf der gesamten Branche. Zu Unrecht, wie Geschäftsführer Guido Gocksch findet. "Im Moment wird alles zu sehr über einen Kamm geschoren", sagt Gocksch. Selbst privat wäre er schon darauf angesprochen worden. "Aber schwarze Schafe gibt es leider in jeder Branche. Die kann man immer finden." Die Tests zeigen auch schnell: In Gockschs eigenem Betrieb gibt es nach aktuellem Stand keinen Corona-Ausbruch. 120 von 127 Tests sind bisher negativ ausgefallen. Weitere Mitarbeiter sollen noch getestet werden. Die Durchführung der Massentests durch das Gesundheitsamt seien schnell und unkompliziert gelaufen, sagen sowohl der Kreis als auch der Schlachthof. "Die Zusammenarbeit war wirklich top", sagt Gocksch. Das sieht auch die Kreisgesundheitsamtsleiterin Marie-Luise Kluger so: Das Unternehmen habe schnell Mitarbeiterlisten zur Verfügung gestellt und diese zum Test ins Akutzentrum an der Oststraße geschickt: "Das ging alles ruck zuck." "Die Arbeit ist vielen Deutschen körperlich zu anstrengend" Dass es in Herford keine Infektion bislang gab, liegt sicher auch daran, dass die viel diskutierten Werksarbeiter aus Rumänien bei Gocksch in ausreichend großen Unterkünften untergebracht sind. Während die Bezirksregierung Detmold in Espelkamp eine Sammelunterkunft schließen musste, in der 19 Werksarbeiter auf engstem Raum gelebt haben, sind die Werksunterkünfte bei Gocksch deutlich größer. "Wir haben zwei Häuser mit Unterkünften, in denen 20 Personen untergebracht sind", sagt der Geschäftsführer. "Im einen Haus leben zwölf Arbeiter auf 435 Quadratmetern und im anderen acht auf 193 Quadratmetern." Eine der Wohnungen werde auch schon seit Wochen als potenzieller Isolationsraum freigehalten, wurde aber noch nicht gebraucht. Weitere 21 Arbeitskräfte aus Rumänien würden zudem mit ihren Familien in eigenen Wohnungen außerhalb der Unterkünfte leben. Die 41 Werksarbeiter aus Rumänien werden von einem deutschen Subunternehmen beschäftigt, stehen mit am Fließband und verrichten harte körperliche Arbeit, indem sie die Tiere zerlegen. &bdquo;Einige von ihnen machen das schon seit fünf Jahren", sagt Gocksch. Dazu beschäftigt das Unternehmen 110 Mitarbeiter aus Deutschland, von denen rund 30 ebenfalls in der Zerlegung tätig sind, der Rest arbeitet in organisatorischen Bereichen der Firma. Warum so viele osteuropäische Arbeiter? "Weil man hier in Deutschland nicht genug Arbeitskräfte für diese Jobs findet", so Gocksch. "Die Arbeit ist vielen Deutschen zu körperlich anstrengend. Und die Leute verdienen hier gutes Geld." Es gebe die gleiche Bezahlung für deutsche und rumänische Angestellte. "Wir haben auch schon vor Corona strenge Hygienestandards eingehalten" Aber auch die Arbeitsbedingungen verhinderten, dass der Schlachthof Gocksch schnell zu einem Infektionsherd werde. &bdquo;Wir sind ein Lebensmittelbetrieb. Wir haben auch schon vor Corona strenge Hygienestandards eingehalten. Mundschutz und Desinfektionsmittel kennen und nutzen unsere Arbeiter schon lange", sagt der Geschäftsführer. Die große Änderung bei Sicherheitsmaßnahmen sei ein Schichtensystem, um die einzelnen Abteilungen nicht miteinander in Pausen- und Umkleideräumen in Kontakt kommen zu lassen. Diese Räumlichkeiten werden nun zudem nach Nutzung desinfiziert. Ein großer Vorteil sei auch die Größe des Betriebs. "Wir sind ja im Vergleich ein recht kleiner Betrieb. Aber weil wir so überschaubar sind, können wir natürlich besonders gut darauf achten, dass sich unsere Mitarbeiter an die Vorsichtsmaßnahmen halten", so Gocksch. Schließlich habe er auch jeden Anreiz, absolut vorsichtig zu sein. "Wenn es bei uns einen Corona-Ausbruch gäbe, würde das ja den ganzen Betrieb lahmlegen."

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