Trotz Corona: Mai-Kundgebung in Herford auf dem Alten Markt

&bdquo;Zum ersten Mal seit der Gründung des Deutschen Gewerkschaftsbundes 1949 wird es 2020 keine Demos und Kundgebungen auf Straßen und Plätzen zum Tag der Arbeit am 1. Mai geben", heißt es auf der Homepage des DGB, wo auf den Livestream zum 1. Mai unter Motto &bdquo;Solidarisch ist man nicht alleine" verwiesen wird. Tatsächlich gibt es jedoch bundesweit eine Vielzahl unabhängiger Kundgebungen, so auch auf dem Alten Markt in Herford. &bdquo;Protest ist in diesen Zeiten wichtiger denn je", sagt Irmgard Pehle vom Bündnis für gerechten Welthandel, die die Aktion auf dem Alten Markt mit Inge Höger von der Partei &bdquo;Die Linke" angemeldet hatte. Die Aktion fand unter den coronabedingt noch möglichen Einschränkungen statt – maximal 20 Teilnehmer mit einem Abstand von 3,50 Meter zwischen sich und ohne Reden. Öffentlicher Protest wichtiger den je &bdquo;Gerade im Zuge der Corona-Krise ist es wichtiger denn je, auf die Forderungen der Lohnabhängigen auch öffentlich hinzuweisen. Viele große Unternehmen entlassen gerade Beschäftigte in Erwerbslosigkeit oder Kurzarbeit und damit in Armut per Gesetz", sagt Höger: &bdquo;Die Bundesregierung hat per Verordnung für systemrelevante Berufe die Möglichkeit auf Verlängerung des Arbeitstages auf 12 Stunden geschaffen." &bdquo;Schon vor der Corona-Krise waren Bezahlung und Arbeitsbedingungen in der Pflege schlecht", sagt Helga Hindemith, die als Zehnjährige das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte und sich von den Kampagnen gegen die Wiederbewaffnung in den 1950er Jahren bis heute in der Friedensbewegung und gewerkschaftlich engagiert. Corona droht angestoßene Debatten zurückzuwerfen &bdquo;Die Ideen eines sozial-ökologischen Umbaus wie er zuletzt auch durch Druck von Fridays for Future selbst in der Politik diskutiert wurde, droht ganz aus dem Blick zu geraten", sagt Pehle: &bdquo;Statt Klimarettung stehen wieder Subventionen für die Autoindustrie und zur Rettung des Klimakillers Flugverkehr, namentlich der Lufthansa, im Raum." Da auch die Deutsche Friedensgesellschaft DFG-VK zu den Aufrufern gehörte, werden auf den Plakaten besonders die enormen Rüstungsausgaben und der gerade beschlossene Kauf amerikanischer Kampfflugzeuge zur atomaren und elektronischen Kriegsführung kritisiert. &bdquo;Neue Kampfjets für die Bundeswehr schützen nicht unser Sozialsystem in der Corona-Krise", ist auf einem Plakat zu lesen. Auch dass sich die Bundesmarine an einem neuen Einsatz im Mittelmeer – explizit nicht zur Rettung Flüchtender – beteiligt, wird kritisiert. Eingriffe in Bürgerrechte werden zum Thema Und noch etwas wird spürbar, und zwar nicht nur auf Plakaten wie &bdquo;Mundschutz Ja, Maulkorb Nein!" der Teilnehmer, sondern auch bei den Passanten: Die derzeitigen massiven Eingriffe in die Bürgerrechte werden verstärkt zum Thema, auch über den üblichen Kreis der Aktiven hinaus. Immerhin - gesungen wird am Ende nicht nur im DGB-Livestream, sondern auch auf dem Alten Markt. Das Duo Elan, Anke Reichwald und Elke Eisenburger, stimmt Songs wie &bdquo;Bella Ciao" und &bdquo;Gut, wieder hier zu sein" an. Das Duo hatte mit Gerd Büntzly auf dem Neuen Markt ausgeharrt, wo dieser eine zweite Kundgebung für den Fall angemeldet hatte, dass sich mehr als 20 Teilnehmer angekündigt hätten. Die kamen jedoch nicht, auch weil einige weitere Menschen lieber individuell mit ihren Schildern in der Stadt unterwegs waren, die nicht namentlich in der Teilnehmerliste erfasst werden wollten – auch die Liste war eine Auflage, die vor Corona kaum denkbar gewesen wäre. &bdquo;Und eins ist klar – in ein paar Tagen stehen wir wieder hier", sagt Hindemith: &bdquo;Am 8. Mai jähren sich das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Niederlage Deutschlands zum 75. Mal." Auch dann dürfte es vermutlich nicht nur um einen historisierenden Blicke zurück, sondern auch um das Ansprechen des ein oder anderen aktuellen Themas gehen.

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