Empörung über neue Verordnung für Pflegeheime

Kreis Herford. Pflegeheime sind in der Corona-Krise gefordert wie nie. Denn anders als zum Beispiel bei Supermärkten geht es bei ihren Vorsichtsmaßnahmen nicht nur darum, Infektionsrisiken gering zu halten, sondern das Leben ihrer Bewohner aus der Corona-Risikogruppe zu schützen. Eine neue Verordnung des Landes stellt Pflegeeinrichtungen nun vor eine Herausforderung: Sie sollen getrennte Bereiche für nichtinfizierte Bewohner, infizierte Bewohner sowie einen Quarantänebereich für Neuzugänge einrichten, die dort vorsichtshalber für 14 Tage untergebracht werden sollen. Von den Pflegeeinrichtungen im Kreis gibt es dafür teilweise starke Kritik. So reagieren Altenheime und Pflegeeinrichtungen aus den einzelnen Gemeinden: Herford &bdquo;Die Intention hinter dem Vorschlag ist verständlich, aber es ist operativ nicht machbar", sagt Bodo de Vries, der stellvertretende Vorsitzende von Vorstand und Geschäftsführung des Johanniswerks. Zum Werk gehört auch das Johannes-Haus in Herford. &bdquo;Für eine Umsetzung fehlen Räumlichkeiten und Personal dafür." Deswegen habe das Johanniswerk dem Land den Vorschlag gemacht, die Verordnung weiterzuentwickeln. &bdquo;Wir könnten uns eine Kooperation mit anderen Einrichtungen und Kommunen vorstellen, bei der Quarantäne- und Isolierbereiche nur in einzelnen Pflegeeinrichtungen eingerichtet werden. So können die Bewohner auf diese Häuser entsprechend verteilt werden." Auf diese Weise gäbe es mit den schon bestehenden Bereichen für nichtinfizierte Bewohner immer nur zwei Bereiche pro Haus, nicht drei." Nur zwei Bereiche gibt es bereits in den Pflegeheimen der Diakoniestiftung Herford. &bdquo;Die Bewohner in Quarantäne sind bei uns in ihren Einzelzimmern isoliert", sagt Vorstand Michael Stroop. Eine weitere Ausdifferenzierung der Bereiche hält auch er für räumlich nicht machbar. &bdquo;Wir können auch kein Personal nur für Quarantänefälle zur Verfügung stellen, weil wir die Pflegekräfte dafür nicht haben." Löhne Heike Strüber, Leiterin des St.-Laurentius-Heims in Löhne hält die Regelung ebenfalls für nicht umsetzbar. "Darüber habe ich mich schon echauffiert", sagt sie. Auch sie sieht die Probleme bei den räumlichen und personellen Voraussetzungen. "Wenn die Bewohner zum Beispiel aus dem Krankenhaus zurückkehren, dann müssten wir für sie einen separaten Isolierbereich schaffen und ihr eigentliches Zimmer freihalten. Wie soll das funktionieren?", fragt sie. Zur Personalfrage heißt es bei ihr: "Ich habe das mal hochgerechnet. Wenn nur eine Person isoliert ist, dann brauchen wir mit Blick auf ein Jahr sechs zusätzliche Stellen." Einen entsprechenden Brief habe sie auch an den Kreis Herford geschrieben. Bünde Aus Bünde weht ein etwas anderer Wind. "Wir haben die Verordnung sofort am Montag umgesetzt", sagt Britta Langewitz, Leiterin des Hauses "Illumina" an der Herforder Straße, das von der WH Care Bünde GmbH betrieben wird. Weil einige der 80 Zimmer aktuell nicht belegt sind, konnten die Mitarbeiter das Erdgeschoss frei räumen und eine Isolierstation einrichten. "Wer aus dem Krankenhaus zurückkommt, zum Beispiel nach einem Sturz, kann für zwei Wochen separat untergebracht werden, bevor er umzieht", erklärt Langewitz. Und: "Wenn solche Erlasse kommen, dann nehme ich das sehr ernst", betont sie. Hätte die Einrichtung nicht so schnell reagieren können, hätte sie gleich das Gespräch gesucht: "Entweder direkt mit dem Land oder mit dem Gesundheitsamt vom Kreis", sagt sie. Allerdings würden all diese Maßnahmen nichts nützen, wenn einige Angehörige weiterhin die Anordnungen umgehen und sich zum Beispiel mit Bewohnern am Gartenzaun treffen: "Die Angehörigen sollten sich tunlichst solidarisch zeigen und die Kontaktverbote einhalten. Wir haben keinen Corona-Fall und möchten auch coronafrei bleiben." Enger Bernhard Rössler, der Pressesprecher der Residenz-Gruppe, zu der die Seniorenresidenz Mathilde gehört, erklärt, dass selbstverständlich alle gesetzlichen Forderungen erfüllt würden, zudem aber auch der Schutz der Bewohner und Mitarbeiter im Vordergrund stünden. Voraussetzung dafür, dass ein zusätzlicher Bewohner aufgenommen werde, sei, dass der nicht an Covid-19 erkrankt sei, dass das Haus die Aufnahme in eine 21-tägige Quarantäne sicherstellen könne, und dass genügend Personal zur Verfügung stände. Das müsse geprüft werden.

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