Coronavirus: Das öffentliche Leben im Kreis Herford wird eingeschränkt

Herford. Die Zahl der bestätigten Corona-Fälle im Kreis Herford ist auf neun gestiegen. Mittlerweile gibt es fünf Fälle in Herford, einen in Löhne, einen in Hiddenhausen und die zwei zuerst bekannt gewordenen Fälle in Bünde. Der Landrat und die Bürgermeister aller neun Kommunen haben nun entschieden, in großem Umfang Veranstaltungen abzusagen und Veranstaltungsorte zu schließen. &bdquo;Wir haben eine für die Gesamtbevölkerung kritische Situation“, sagt Landrat Jürgen Müller. Für den Einzelnen sei das gesundheitliche Risiko aber noch &bdquo;überschaubar“. VERANSTALTUNGEN Nach einem Erlass des Gesundheitsministeriums sollen Veranstaltungen in NRW mit mehr als 1.000 Personen abgesagt werden, oder ohne Zuschauer stattfinden. Der Landrat und die Bürgermeister haben darüber hinaus entschieden, alle Veranstaltungen mit 100 bis 1.000 Besuchern, die von den Städten und Gemeinden organisiert werden, und/oder in öffentlichen Gebäuden stattfinden, abzusagen. Bei privaten Veranstaltungen mit weniger als 1.000 Teilnehmenden wird nach einem Kriterienkatalog im Einzelfall entschieden. Bewertungskriterien sind beispielsweise die zu erwartenden Teilnehmenden aus Risikogebieten, die Dauer und Räumlichkeiten der Veranstaltung, die bestehenden Hygienemaßnahmen sowie die zentrale Registrierung der Teilnehmenden, um eine Rückverfolgung zu ermöglichen. Die Stadt Herford hat gestern bekannt gegeben, dass ab sofort das H2O, die Eishalle und das Stadttheater geschlossen werden. Auch der Go Parc und das X sollen dicht gemacht werden. Der Schützenhof war auch zunächst auf der Liste. Da dieser aber privat betrieben wird, wird hierfür auch der Kriterienkatalog angewendet. Fest steht bereits, dass die Philharmonic Open der Nordwestdeutschen Philharmonie am Wochenende abgesagt sind. Auch der Stadtgarten in Bünde wird privat betrieben und wird deshalb nicht generell geschlossen. SPORTVERANSTALTUNGEN Alle Sportveranstaltungen in Sporthallen finden ohne Zuschauer statt. Die sportliche Nutzung kann aufrecht erhalten bleiben. Bei Sportveranstaltungen im Freien wird im Einzelfall entschieden. Freiluftveranstaltungen können aller Voraussicht nach mit Zuschauern stattfinden. VOLKSFESTE Volksfeste, die bis zum 31. Mai stattfinden sollten, werden abgesagt. Das betrifft die Herforder Osterkirmes, das Kirschblütenfest in Enger, das Bünder Frühlingsfest und voraussichtlich auch das Löhner Frühlingsfest, für das aber noch kein Termin feststeht. Ob Osterfeuer stattfinden können, wird am kommenden Mittwoch entschieden. BEKANNTE CORONA-FÄLLE Unter den neun bislang auf das Coronavirus positiv getesteten Fällen gibt es acht Erwachsene und das neunjährige Mädchen aus der Herforder Grundschule Eickum, bei dem am Dienstag festgestellt worden war, dass es das Virus hat. Die neu dazugekommenen infizierten Personen stehen nicht im Zusammenhang mit den anderen bekannten Fällen im Kreis. Die acht Erwachsenen seien zwischen 35 und 72 Jahre alt, informiert der Kreis Herford. Es handele sich um vier Männer und vier Frauen. Zwei Menschen sind im Klinikum Herford untergebracht, die anderen sind in häuslicher Quarantäne. &bdquo;Sie stehen im engen Austausch mit dem Gesundheitsamt“, betont der Kreis. Bei den neuen Fällen werde geklärt, welche Kontakte sie hatten. Bei nahezu allen Fällen handele es sich um Menschen, die in Risikogebieten waren und sich dort infiziert hatten. Bei zwei Personen ist noch nicht geklärt, wie sie sich angesteckt haben – dazu zählt die Neunjährige. SCHULEN Die Schließung der Grundschule Eickum gilt nach wie vor. Derzeit ermittele das Gesundheitsamt die Kontakte des infizierten Kindes. Erst nach einer genauen Analyse könnten weitere Aussagen gemacht werden, zum Beispiel wann der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Die Kinder aus der Klasse des Mädchens stehen unter häuslicher Quarantäne. &bdquo;Sollten sie Symptome zeigen, dann werden auch entsprechende Abstriche gemacht“, so der Kreis. Bislang waren alle Abstriche der Schülergruppe vom Herforder Friedrich-List-Berufskolleg, die am Samstagabend aus Südtirol zurückgekehrt ist, negativ. Es stehen aber noch Ergebnisse aus. ZENTRALE ABSTRICHSTELLE Derweil gehen die Planung bei der Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für Abstriche voran. Der Kreis bespreche sich mit Ärzten, Krankenhäusern, Laboren und Wohlfahrtsorganisationen. Ein geeigneter Standort muss noch abgestimmt werden, sowie geeignetes medizinisches Personal für die Abstriche und die Logistik. Spätestens Mitte kommender Woche soll die zentrale Anlaufstelle in Betrieb gehen. BÜRGERTELEFON Unter Tel. (0 52 21) 13 15 00 ist das Bürgertelefon des Kreises bei Fragen rund um die Coronaviren-Infektion erreichbar (montags bis donnerstags, 8 bis 17 Uhr, freitags, 8 bis 16 Uhr, samstags, 10 bis 15 Uhr, sonntags 10 bis 13 Uhr). &bdquo;Es sind sechs Telefone besetzt, wir arbeiten in drei Schichten“, erklärt der Kreis-Krisenstabsleiter Norbert Burmann. 18 Menschen seien dafür am Tag im Einsatz. Um die hohe Zahl an Anrufen zu bewältigen, beantworten neben Mitarbeitern des Ordnungs- und des Gesundheitsamtes auch Mitarbeiter anderer Abteilungen die Anrufe. &bdquo;Wir überprüfen, welche Arbeiten zurück gestellt werden können“, so Burmann. PERSONELLE SITUATION Unter Hochdruck arbeiteten auch die Kollegen des Gesundheitsamtes, die die Kontaktpersonen von Coronavirus-Erkrankten überprüfen. Beim Kreis Herford seien glücklicherweise alle Stellen im Gesundheitsamt besetzt. Am Limit seien die Mitarbeiter dennoch.

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