Bonitas-Chef gibt Geschäftsführung ab

Herford. Den ersten Auftrag vergisst Lars Uhlen nicht. &bdquo;Das war ein psychiatrischer Patient, den ich am 21. März 1995 durch den Stuckenberg zu Fuß von Herford nach Bad Salzuflen und zurück begleitet habe. Das hat fünf Stunden gedauert“, sagt der 50-Jährige. Aus dem Einmann-Betrieb von damals ist unter dem Namen Bonitas inzwischen eine Holding mit 72 Firmen an 126 Standorten geworden. Als letzte Instanz immer erreichbar gewesen &bdquo;Ich war als letzte Instanz immer erreichbar und habe in den 25 Jahren zweimal Urlaub auf Mallorca gemacht. Ich wollte immer nah an meinem Baby sein. Irgendwann habe ich gemerkt, dass meine Energie flöten geht“, sagt Lars Uhlen, der jetzt ein wenig kürzer treten will. Deswegen steht dem gelernten Krankenpfleger seit Mitte Februar mit Can Chory ein neuer Geschäftsführer in Herford zur Seite. Lars Uhlen bleibt aber Geschäftsführender Gesellschafter der Bonitas-Holding. &bdquo;Die Sehnsucht nach selbstbestimmten Arbeiten“ sei es gewesen, die den damals 25-Jährigen aktiv werden ließ. &bdquo;Am Anfang hat mich keiner Ernst genommen“, sagt Uhlen, der mit seinem ambulanten Pflegedienst zwar Mitbewerber bestehender Unternehmen war, trotzdem aber von fast allen unterstützt wurde. &bdquo;Naiv“ sei er gewesen, und dass er &bdquo;heute so einen Anfang nicht mehr machen würde“. Dabei war Lars Uhlen seiner Zeit voraus, indem er mit Bonitas auf den richtigen Namen und die auffällige Farbe gelb beim Firmenwagen setzte. Der Name macht ein gutes Gefühl &bdquo;Beim Namen musste es ein Anfangsbuchstabe sein, der im Alphabet ganz oben steht. Außerdem wollte ich einen Namen haben, der ein gutes Gefühl macht. Das Auto war ein Renault Twingo, der an den Frontscheinwerfern Wimpern hatte, so dass ich in Herford schnell bekannt war. Ich war der erste in Herford, der ein Corporate Identity hatte.“ Das Unternehmen wuchs. Zu Beginn war es die klassische ambulante Pflege. 1997 kam ein Pflegedienst auf Mallorca hinzu. Zeitweise flog Bonitas mit 130 dementen Patienten auf die Mittelmeerinsel. Lars Uhlen: &bdquo;Das ist großartig, wenn ein 90-Jähriger mit seinen Füßen im Meer steht und auf einmal weiß, wie er heißt.“ Nach zweieinhalb Jahren beendete der Herforder den Reise-Service und gab den Standort Mallorca auf. &bdquo;Das ist dort nicht angenommen worden“, sagt Lars Uhlen, der sich nicht beirren ließ. Im Jahr 2000 ergänzte er sein Angebot um die Intensiv-Pflege, Wohngemeinschaften für Beatmungs-Patienten sowie die Intensivpflege für Kinder zu Hause. Das jüngste Projekt heißt &bdquo;Das kleine Heim mitten im Leben“ für Menschen mit Hilfebedarf und ist Uhlens &bdquo;Herzensangelegenheit“. &bdquo;Für mich war von Anfang an klar, dass ich Filialen haben wollte. Damit konnte ich anderen Leuten die Chance geben, etwas Neues zu machen.“ Diese Filialen finden sich fast überall in Deutschland und tragen die unterschiedlichsten Namen wie &bdquo;Magnus“ in Schleswig oder &bdquo;Levi“ in Hamburg. Gebündelt sind sie in der 2001 gegründeten Bonitas-Holding, die mittlerweile 4.387 Beschäftigte zählt. &bdquo;Ich wollte immer, dass wir bunt sind“, sagt Lars Uhlen, der sich seit Beginn auf einen Finanzier verlassen kann. Wie hoch dessen und seine eigenen Anteile sind, behält der Geschäftsmann für sich. Das gilt auch für die Hannoveraner Deutsche Fachpflege-Gruppe (DFG) mit 4.800 Beschäftigten in 64 Firmen als zweiter Holding, an der Lars Uhlen eine sogenannte Überkreuzbeteiligung besitzt. Beide Unternehmen sind für sich die größten Pflegedienste in Deutschland und werden zunehmend verzahnt. Auch wenn Lars Uhlen kürzer treten und nur noch vier Tage in der Woche im Unternehmen präsent sein will, langweilig wird ihm wohl nicht werden. Ab Mitte dieser Woche sucht er Personal für sein jüngstes Projekt, das zum &bdquo;Wohnzimmer“ umgebaute ehemalige &bdquo;Schiller“ an der Kurfürstenstraße. Am 1. Oktober soll die Eröffnung sein.

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