Coronavirus: Sollen Eltern ihre Kinder bei Erkältung aus der Kita holen?

Herford. In den sozialen Medien ist eine Diskussion über Verhaltensregeln in Kindertageseinrichtungen entbrannt: Die Stadt hat die Eltern von Kita-Kindern aufgefordert, Kinder mit Erkältungssymptome zu Hause zu behalten. Inzwischen hätten sie diese Empfehlung zurückgenommen, sagt Sozialbeigeordnete Birigit Froese-Kindermann. Zunächst schien das aber nicht alle Kitas und Eltern erreicht zu haben. Und die Diskussion dürfte mit den ersten Corona-Fällen in der Region neu entflammen. Sie hätten das Schreiben kassiert, weil es den Eindruck erweckt habe, dass eine Corona-Pandemie bereits bestehe, sagt Froese-Kindermann. Das sei aber nicht der Fall. Das Kreisgesundheitsamt erklärte auf Nachfrage, dass es in Kitas bisher nur die für diese Jahreszeit üblichen meldepflichtigen Krankheiten gebe. Darunter sei nichts Auffälliges oder Ungewöhnliches, so die Kreis-Pressestelle. Konkret handele es sich um Influenza und den Noro-Virus. Die Verwaltung hatte verschiedene Verhaltensregeln empfohlen In dem von der Verwaltung zunächst formulierten Papier hatte es geheißen: "Zur Eindämmung des Coronavirus wird empfohlen, in Kindertageseinrichtungen alle bekannten Schutzmaßnahmen, wie sie auch für andere Atemwegserkrankungen gelten, zu beachten." Danach hatte die Stadt verschiedene Verhaltensregeln aufgeführt. "Die Eltern behalten ihre Kinder bei Auftreten von Erkältungssymptomen zu Hause", so eine der Regeln. "Ein Arztbesuch wird empfohlen. Der Hausarzt/Kinderarzt sollte zunächst telefonisch kontaktiert werden, um die weitere Vorgehensweise abzuklären." Und: "Das Kind bleibt bis zur vollständigen Genesung zu Hause (nach Angaben des Arztes/zuständigen Gesundheitsamtes)." In den sozialen Medien halten manche das für übertrieben, andere für selbstverständlich. Schließlich steckten erkältete Kinder andere Kinder immer wieder neu an - und auch ihre Betreuer und Erzieher. Erzieher seien außerdem keine Krankenpfleger. Die Diskussion zeigt allerdings, dass Eltern ein Betreuungsproblem bekommen werden, wenn der Corona-Virus erst einmal die Region erreicht hat. Mindestens eine Kita ließ Eltern ihre Kinder abholen Eine Mutter berichtete, dass in der Kita ihres Nachwuchses Eltern ihre Kinder abholen müssten, wenn sie Erkältungssymptomen zeigten. "Wir sind richtig sauer." Eine andere Mutter entgegnete: "Eltern, die ihre Kids zu Hause auskurieren lassen, sind auch sauer, wenn kranke Kids in der Kita sind und die Welle dadurch wieder von vorne los geht." Die Frau räumt ein, dass kein Arbeitgeber begeistert sei, "wenn man ständig zu Hause bleiben muss. Wenn aber jeder ein bisschen verantwortungsbewusster handeln und die Kids richtig auskurieren lassen würde, müsste man nicht ständig zu Hause bleiben". De facto hätten Kinder unter Umständen wochenlang Schnupfen, entgegnet eine Mutter. "Ich bezweifle, dass Sie sechs Wochen der Arbeit fern bleiben, weil Ihr Kind Schnupfen hat." Einige Eltern wollen den Großeltern die Betreuung nicht zumuten Die Behörden gehen davon aus, dass sich der Corona-Virus weiter verbreiten wird. Damit dürfte sich das Problem berufstätiger Eltern verschärfen, Betreuung für ihre Kinder zu finden. Zumal, wenn sonst die Großeltern einspringen: Mit zunehmendem Alter steigt bei einer Infektion mit Coronaviren die Gefahr eines schwereren Krankheitsverlaufs. Dem Risiko wolle sie ihre Eltern nicht aussetzen, sagte eine Mutter im Gespräch mit der NW. Als ihre Kinder kürzlich an Scharlach erkrankten, habe sie deshalb selbst die Betreuung übernommen. Als Anwältin habe sie Akten zu Hause bearbeiten können. Sollte sie mit dem Coronavirus infiziert sein oder unter Quarantäne stehen, wäre das schwieriger, weil ihr keiner die Akten bringen würde und sie dann Akten auch nicht rausgeben dürfe. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte können vom Arbeitgeber eine begrenzte Zahl von Tagen frei bekommen, wenn ihre Kinder krank sind, sagt Froese-Kindermann. Für den Fall einer Quarantäne zeichnet sich, Medienberichten zufolge, eine ähnliche Handhabe ab. Allerdings dürfte es ein weites Spektrum an Grenzfällen geben, die juristisch noch ungeklärt sind.

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