Protest: Landwirte fangen Grünen-Chef am Herforder Bahnhof ab

Herford. Noch am Freitagabend feierte die Bundespartei in Berlin-Weißensee mit rund 1.500 geladenen Gästen ihr 40-jähriges Bestehen. Am Samstag, 11. Januar, folgt in deutlich kleinerem Rahmen im Herforder Elsbach-Haus die Feier zum 40. Geburtstag des Grünen-Kreisverbandes Herford. Sowohl in der Hauptstadt als auch in der ostwestfälischen Provinz mit von der Partie war der Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Anton Hofreiter. Zwischen all den Glückwünschen und salbungsvollen Worten wurde dem Bayern bei der Ankunft in Herford die Feierstimmung ein wenig eingetrübt. Zweiter Besuch in Herford binnen eines Jahres Im März des vergangenen Jahres war Hofreiter schon einmal mit dem Zug nach Herford gekommen. Damals hatten ihn seine Parteifreunde in die Hansestadt eingeladen, damit er sich im Zuge der angestrebten Mobilitätswende vom ÖPNV in Herford ein Bild machen konnte. Viel hatte er damals allerdings nicht von Herford gesehen, der Fraktionschef stieg nach einer kurzen Inspektion des Bahnsteigs umgehend in den nächsten Zug zurück nach Bielefeld. Bei seiner neuerlichen Visite musste der 49-Jährige den Bahnhof verlassen - und erhielt direkt vor der Tür seinerseits Besuch. Denn neben den Herforder Grünen Herbert Even und Angela Schmalhorst sowie den ostwestfälischen Bundes- und Landtagsabgeordneten Britta Haßelmann (Bielefeld) und Wibke Brems (Gütersloh) erwarteten Hofreiter auf dem Bahnhofsvorplatz mehrere Landwirte aus dem Kreis Herford. "Wir wollen nicht an den Pranger gestellt werden" Im Gegensatz zum Grünen-Politiker waren die Bauern nicht mit dem Zug, sondern mit sieben Traktoren angereist, um gleich deutlich zu machen, worum es ihnen geht: Die Agrarpolitik der Grünen, gegen die sie Hofreiter ein Positionspapier überreichen wollten. &bdquo;Toni Hofreiter polarisiert, so dass die Bevölkerung das Vertrauen in die Landwirtschaft verliert", sagt Julius Install aus Enger, der einer der Treckerfahrer ist, die ihre mächtigen Maschinen wie einen Trutzwall im Halbbogen vor dem Herforder Bahnhof aufgefahrenhaben. &bdquo;Mit der Aktion wollen wir zeigen, dass unser Druck nicht nachlässt", sagt Landwirt Jan-Wilhelm Wetehof, der die Aktion mit Install angestoßen hat. "Wir wollen den Dialog und nicht an den Pranger gestellt werden", forderte der Löhner Landwirt, Mitglied der Gruppierung "Land schafft Verbindung" (LsV). Entsprechend konfrontierte er den Gast aus Berlin auch prompt mit der Frage, ob sich dieser dessen bewusst sei, dass die Landwirte durch die aktuelle Politik seiner Partei schlechtgemacht und den Schwarzen Peter zugeschoben bekommen würden. Vor der Politik im Bereich der Artenvielfalt geforscht Hofreiter zeigte sich dem Dialog gegenüber offen, nicht aber gegenüber den Argumenten. "Das Artensterben wird auch durch Pestizide verursacht", beharrte der Bundespolitiker auf seinem Standpunkt. Gegenüber der Forderung der Landwirte, dass die Herausforderungen des Artenschutzes und des Klimawandels auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse angegangen werden müssten, ließ Hofreiter wissen, dass er selbst studierter Biologe sei und vor seiner politischen Karriere zum Thema Artenvielfalt geforscht habe. Zudem wies er darauf hin, dass die Probleme der Landwirte auch daraus resultierten, dass viele Nahrungsmittel immer und jederzeit verfügbar seien und deswegen über große Etappen transportiert würden. Beispielsweise der Import von Kartoffeln aus Afrika. Hofreiter: &bdquo;Wir haben kein Erkenntnisdefizit, wir haben ein Umsetzungsdefizit." Das mochte Jan-Wilhelm Wetehof so nicht stehen lassen. &bdquo;Wir haben keine Marktwirtschaftliche Krise, wir haben eine politische Krise." Eine knappe Viertelstunde dauerte das Gespräch vor dem Bahnhof, danach zogen Anton Hofreiter und seine Entourage weiter in Richtung Elsbach-Haus - dann auch wieder in Feierstimmung.

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