
Herford. Eigentlich scheint im Herforder Hombergwald alles in bester Ordnung zu sein. Betritt man den Wald jedoch mit einem Baumpfleger sieht die Welt schon ganz anders aus. „Sehen Sie die schwarzen Flecken? Wenn die an einem Baum auftreten, dann ist sicher, dass er sterben wird", sagt Dirk Weichselsdorfer. Alleine am Eingang des Waldes vom Parkplatz Am Brinke aus zeigt der Sachverständige für Baumpflege und Gehölzschäden auf sechs Ahornbäume, die von der Rußrindenkrankheit betroffen sind. Teilweise sind sie schon komplett abgestorben.
Der schädliche Pilz breitet sich im Wald aus. Mittlerweile spricht auch die Stadt Herford nicht mehr von 400 befallenen Bäumen im Stadtgebiet. Sondern von knapp 1.000. In dieser Woche wurde der Pilz auch im Langenbergwald entdeckt. Dort sind laut Baudezernent Peter Böhm bisher nur etwa 13 Ahornbäume betroffen.
Die ersten Fälle der Rußrindenkrankheit fielen der Stadt Mitte August im Hombergwald auf. Doch bis jetzt wurde noch keiner der kranken Bäume entfernt. Ein Riesenfehler, sagt Weichselsdorfer. „Die betroffenen Bäume müssen hier aus dem Bestand raus", sagt er. Sonst seien bald noch mehr Bäume betroffen.
Befallene Bäume "müssen" aus dem Wald raus
„Der Befallsdruck hier im Wald muss deutlich gesenkt werden, sonst gibt es hier bald keine Ahornbäume mehr", sagt er mit Blick auf bereits abgestorbene Äste, die auf dem Waldboden liegen. Mit Befallsdruck meint er die Situation der noch gesunden Ahornbäume. Denn je mehr umstehende schwächere Bäume von dem Pilz befallen sind, desto höher ist die Gefahr auch für eigentlich stärkere und noch gesunde Bäume in der Umgebung.
Doch die Stadt findet keinen Entsorger, der die befallenen Bäume annimmt und verbrennt. Ähnlich geht es der Stadt Löhne. Der Herforder Baudezernent Peter Böhm bestätigte auf nw.de-Anfrage ebenfalls, dass die Stadt keinerlei Möglichkeiten habe, die befallenen Bäume an einer offiziellen Stelle zu entsorgen. Die Stadt hatte unter anderem bei der Bielefelder Müllverbrennungsanlage (MVA) nachgefragt und eine negative Antwort erhalten.
Die zum Teil städtische Servicegesellschaft für Wirtschaft und Kommunen (SWK) darf die Abfälle ebenfalls nicht annehmen. „Für sogenannte ,gefährliche Abfälle hat die SWK keine Genehmigung zum Lagern oder Transportieren. Stämme von Ahornbäumen, die von der ,Rußrindenkrankheit befallen sind, gehören zu den gesundheitsgefährdenden gefährlichen Abfällen", sagt SWK-Geschäftsführer Wolfgang Rullkötter.
Im Hombergwald nicht nur Ahornbäume betroffen
Im Hombergwald sei die Situation mittlerweile sogar so, dass auch Bäume, die nicht ganz oben „auf der Speisekarte" des Pilzes stehen, befallen werden. „Das hier ist ist ein Fehldahorn, der kommt eigentlich erst an dritter Stelle", erklärt der Baumsachverständige und zeigt auf einen großen Baum vor einer Wiese. Er verstehe nicht, wieso die befallenen Bäume nicht schon längst aus dem Wald geholt worden sind.
Baudezernent Peter Böhm hatte zuletzt gesagt, dass nicht alle betroffenen Bäume im Hombergwald gefällt werden sollen. Nur die, die 30 Meter entfernt von Häusern stehen. Dadurch solle das potenzielle Risiko für die Anwohner minimiert werde. Die kranken Bäume sollen dann weiter in den Wald gezogen und einfach liegen gelassen werden, damit sie verrotten. Nur einige Ahornbäume aus dem Wald herauszunehmen bringe nichts, sagt Weichselsdorfer zu den Plänen der Stadt. Und ebenfalls sei es zu kurz gedacht, die gefällten Bäume dann einfach im Wald liegen zu lassen. Damit entferne man nicht genügend Pilzsporen.
Doch wohin mit den Bäumen? Dirk Weichselsdorfer schätzt die fehlende Entsorgungsmöglichkeit in OWL als großes und auch gefährliches Versäumnis ein – in erster Linie für die Natur. Passieren müsse jetzt etwas, um Wälder wie den Hombergwald noch zu retten.