AWO benennt Bildungszentrum nach der Herforderin Frieda Nadig

Herford. Passend zum 70. Geburtstag des deutschen Grundgesetzes ehrt die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Ostwestfalen-Lippe eine der Frauen, die die Gleichberechtigung von Mann und Frau auch im Grundgesetz verankern ließ: Die ehemalige SPD-Politikerin und AWO-Bezirksgeschäftsführerin Frieda Nadig aus Herford. Als eine der Mütter des Grundgesetzes war sie maßgeblich daran beteiligt, dass der Grundsatz "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" in Artikel 3 aufgenommen wurde. Ihr zu Ehren benennt die Arbeiterwohlfahrt OWL das Bildungszentrum Herford mit Gebäuden am Bahndamm und Schillerstraße in Frieda-Nadig-Bildungszentrum um. Dort sind mehrere AWO-Einrichtungen untergebracht wie das Berufskolleg für das Sozial- und Gesundheitswesen, das Bildungswerk Moorwiese für Aus-, Fort- und Weiterbildung für Sozial- und Gesundheitsberufe und die Abteilung "Sprachförderung der AWO-Fachdienste für Migration", die Sprach- und Orientierungskurse für Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge anbietet. "Keine Frage, dass wir das Bildungszentrum nach ihr benennen" Neben ihrem politischen Engagement hat sich Nadig jahrelang für die Arbeiterwohlfahrt stark gemacht. "Für uns war es keine Frage, dass wir das Bildungszentrum nach ihr benennen", sagt Andreas Jürgens, Schulleiter des AWO-Berufskollegs. "Wir wollen, dass sich unsere Schülerinnen und Schüler mit der Namensgeberin identifizieren. Deshalb haben sie sich in einer zweitägigen Projektphase mit Frieda Nadig auseinandergesetzt." Auch Nadigs Nichte Gisela Bäumer ist ins Berufskolleg gekommen, um gemeinsam mit Bürgermeister Tim Kähler und der NRW-Abgeordneten Angela Lück am Dienstag, 8. Oktober, die Gedenktafel für Frieda Nadig zu enthüllen. Die Tafel werde bald gut sichtbar am Berufskolleggebäude hängen. "Ich finde es toll, was die Schülerinnen und Schüler hier auf die Beine gestellt haben", sagt Bäumer. Frieda Nadig war bisher kein Begriff Für viele der meist noch jungen Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs, die zum Beispiel entweder eine Ausbildung zu Erzieherinnen und Erzieher machen oder ihr Fachabitur, war Frieda Nadig bisher unbekannt. Nele Flörke, Jasmin Pollkläsener und Julia Stellbrink haben sich an den Projekttagen mit den fünf Artikeln des Grundgesetzes beschäftigt und ob die darin beschriebenen Grundsätze im Alltag auch umgesetzt werden. Frieda Nadig beschreiben sie als starke Person, die viel geschafft und viel Mut bewiesen habe. "Sie hat immer weiter gemacht und hat sich nicht unterkriegen lassen", antwortet Nele Flörke auf die Frage, was sie besonders an der Politikerin beeindruckt hat. Auch Joline Strehlau, Ina Günter und Katja Domaschenkin, die sich im ersten Ausbildungsjahr zur Erzieherin befinden, war der Name Frieda Nadig bisher kein Begriff. Dieses Engagement brauche es Nachdem sie sich mit Nadigs Engagement beschäftigt hatten, fällt ihre Meinung klar aus: "Sie war wirklich erstaunlich und inspirierend", sagt Joline Strehlau; "Bewundernswert", ergänzt Ina Günter. Gerade dieses Engagement brauche es in Politik und Gesellschaft, betonte Abgeordnete Angela Lück in ihrer Rede. Sie plädierte an die circa 50 anwesenden Schülerinnen und Schüler, sich auch politisch zu engagieren, "damit es uns im Land besser geht." "Fühlst du dich gleichberechtigt?" In zwei Projekttagen haben die angehenden Erzieherinnen und Erzieher viel über Nadigs Leben erarbeitet, ihre Spuren in Herford und darüber wie das Leben von Frauen vor rund hundert Jahren aussah. Das zentrale Thema ist immer wieder die Gleichberechtigung, dem sich die Schüler kreativ nähern. Herausgekommen sind unter anderem ein Lied über Nadig oder ein Quiz zur Gleichberechtigung. Außerdem gingen die angehenden Erzieherinnen und Erzieher der Frage nach "Fühlst du dich gleichberechtigt?" "Das erlauben eure Männer?" Einige Schülerinnen stellten ein kurzes Theaterstück auf die Beine: Zwei Frauen aus dem Jahr 1920 reisen in das zukünftige 2019. Dort erleben sie, dass Frauen mittlerweile arbeiten, Frauen mit Frauen verheiratet sein können oder sich Männer und Frauen auch gemeinsam um den Haushalt kümmern. Dabei gipfelt der Dialog schließlich in die ungläubige Frage: "Das erlauben eure Männer?" Seit den 1920er Jahren habe sich viel verändert, erzählen die Schülerinnen. Doch noch nicht alles sei erreicht. Zum Beispiel die Lohngleichheit der Geschlechter. "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Eine Botschaft, die besonders in Zeiten von 'MeToo' umso wichtiger sei. Das Thema Gleichberechtigung ist immer noch aktuell", betonte auch Bürgermeister Tim Kähler in seinem Grußwort.

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