Diese Frau hat Geschichte geschrieben: Frieda Nadigs Wirken bekommt in Herford Ort der Anerkennung

Herford. Dass Herford eine Stadt der starken Frauen ist, ist für alteingesessene Bürgerinnen und Bürger der Hansestadt längst bekannt. Doch es lohnt sich, immer wieder den Blick auf die konkreten Errungenschaften zu richten, die diese Frauen für die Gesellschaft geleistet haben. Ein Paradebeispiel hierfür ist Frieda Nadig. Die Herforderin war eine von vier Frauen, die durchgesetzt haben, dass im Artikel 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland ein Satz steht, dessen Tragweite vielen nicht immer bewusst ist. &bdquo;Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, heißt es da in schlichten Worten. &bdquo;Das ist eine großartige Leistung“, sagt Murielle Guéguen, Vorsitzende des Frauenrats NRW. Die Bielefelderin ist nach Herford gekommen, um das Berufskolleg der AWO für das Sozial- und Gesundheitswesen zu einem neuen Frauenort in NRW zu erheben. Mit diesem groß angelegten Projekt will der Frauenrat bis zum Ende dieses Jahres an 52 Orten insgesamt 57 Frauenpersönlichkeiten aus rund 1.000 Jahren würdigen, die mit ihrem Wirken Geschichte geschrieben haben. Auf Infotafeln wird das Leben der jeweiligen Frauenpersönlichkeiten gewürdigt und ihre Errungenschaften aufgezeigt. Jede Frau fungiert als Vorbild Eine solche wurde denn auch in Herford enthüllt. Bald soll die Tafel am Eingang des Berufskollegs hängen und alle Passanten über das Leben und Wirken von Frieda Nadig aufklären. Weiterer Ort der Würdigung: Denkmal in Herford erinnert an eine der vier Mütter des Grundgesetzes &bdquo;Jede Frau, die sichtbar ist, fungiert als Vorbild“, sagt Guéguen bei der kleinen Feierstunde, mit der der Herforder Frauenort offiziell begründet wurde. Frieda Nadig zähle zweifellos zu diesen Vorbildern, fügt sie hinzu. Sie habe für eine bessere Welt gearbeitet. Dass gerade das Berufskolleg der AWO ein sehr geeigneter Frauenort sei, betont Schulleiter Andreas Jürgens. Immerhin bestehe die Schülerschaft zu rund 90 Prozent aus Frauen. &bdquo;Demokratie und Gleichberechtigung werden im Unterricht immer thematisiert“, so Jürgens. Nichte Nadigs erinnert sich an ihre prominente Tante Jüngst sei am Berufskolleg auch das Grundgesetz behandelt worden. In kurzen Videos schildern Schülerinnen die großen Vorzüge des von Frieda Nadig mitgeprägten Grundgesetzes. &bdquo;Jeder soll so akzeptiert werden, wie er ist“, heißt es da. Oder: &bdquo;Jeder bekommt das gleiche Gehalt, egal, ob Mann oder Frau.“ Gisela Bäumer nickt immer wieder zustimmend bei den lobenden Redebeiträgen über die prominente Herforderin. Die 92-Jährige ist eine Nichte Frieda Nadigs und eine der letzten Bürgerinnen der Stadt, die diese persönlich sehr gut kannten. &bdquo;Was sie sagte, hatte Hand und Fuß. Sie lebte für ihre Arbeit“, erinnert sich Bäumer. Trotz ihrer Durchsetzungskraft sei Nadig eher ein ruhiger Typ Mensch gewesen. &bdquo;Ich finde es wirklich gut, dass das im Nachhinein alles gewürdigt wird“, sagt sie zu der Auszeichnung des Berufskollegs als Frauenort NRW. Lesen Sie auch: Frieda Nadig - Die Mutter eines &bdquo;Jahrhundertwerks“ Herfords Bürgermeister Tim Kähler bedankt sich bei allen Initiatoren dafür, dass es möglich gewesen sei, diesen Platz für die Würdigung Frieda Nadigs zu schaffen. Es sei nicht einfach gewesen, &bdquo;einen Herrenclub davon zu überzeugen, in das Grundgesetz reinzuschreiben, dass Männer und Frauen gleich sind“, so das Stadtoberhaupt. Immerhin saßen in dem Parlamentarischen Rat, der das Grundgesetz aus der Taufe hob, auch noch 61 Männer. Grundgesetz ist nur so gut, wie die Menschen es verteidigen &bdquo;Das Grundgesetz ist nur so gut, wie wir es verteidigen und täglich leben“, unterstreicht Kähler und macht an dieser Stelle einen Bogen zu der jüngsten Demonstration von Neonazis in Herford und den großen Gegendemonstrationen am selben Tag. Die Ultrarechten hätten ein anderes Frauenbild, so Kähler. &bdquo;Ich habe mich sehr gefreut, dass so viele Menschen gesagt haben: ,Das wollen wir nicht’“. Die Demokratie funktioniere nur, wenn sie in den Köpfen präsent sei. Angela Lück, Vorsitzende des Präsidiums und des Aufsichtsrats der AWO OWL, weist darauf hin, dass Nadigs Idee &bdquo;untrennbar mit der AWO verbunden“ sei. Sie habe die Rechte derer vertreten, die an den Rand gedrängt wurden: Kinder, Familien, die Gleichstellung und der soziale Zusammenhalt seien Nadigs Themen gewesen. Sie sei &bdquo;eine der prägenden Kräfte in der Neuordnung unseres Sozialstaats“ gewesen. Nadigs Leben zeige, &bdquo;dass Veränderung möglich ist, wenn wir für unsere Überzeugungen einstehen.“

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