Kreis Herford

Umweltschützer blockiert Pläne für Photovoltaikanlage auf dem Reesberg

Für den Kreis Herford zählt bei einer Photovoltaik-Anlage auf dem Reesberg in Kirchlengern auch der wirtschaftliche Aspekt. Dieser Aspekt könnte ebenfalls für den schärfsten Kritiker der Anlage eine Rolle spielen.

Diskutabel: Eine ähnliche Photovoltaik-Anlage könnte auf dem Reesberg in Kirchlengern entstehen. Nachdem der Gemeinderat Kirchlengern zugestimmt hatte, gab es jetzt im Kreis-Naturschutzbeirat Einwände vom Sprecher des BUND im Kreis Herford. | © Andreas Zobe

Peter Steinert
16.07.2019 | 16.07.2019, 16:57

Kreis Herford. Es sieht nach ganz großer Allianz aus. Der Kreis Herford spricht sich für eine Bürger-Photovoltaik-Anlage auf dem Reesberg in Kirchlengern aus. Die Politik der Gemeinde Kirchlengen votiert für das Projekt. Zuletzt soll der Naturschutzbeirat des Kreises Herford seine Einschätzung einfließen lassen – und kommt keinen gemeinsamen Nenner.

Artenschutzrichtlinie ist nicht berücksichtigt worden

Bernd Meier-Lammering schießt quer. Dem Sprecher der Kreisgruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) fehlt eine sogenannte Kartierung. Deswegen sei die Artenschutzrichtlinie nicht berücksichtigt worden. In vergleichbaren Fällen, wie auf Bielefelder Deponien, sei diese Vorgabe nicht vernachlässigt worden. Und was für Bielefeld gelte, müsse auch für Herford gültig sein, sagt Bernd Meier-Lammering im jüngsten Naturschutzbeirat und stimmt gegen die Bürger-Photovoltaik-Anlage.

Ist dagegen: Bernd Meier-Lammering vom Bund (hier bei einem Termin zur Werreabsenkung am Bergertor) fordert bei der Planung für die Photovoltaikanlage auf dem Reesberg Nachbesserungen. Archivfoto - © Frank-Michael Kiel-Steinkamp
Ist dagegen: Bernd Meier-Lammering vom Bund (hier bei einem Termin zur Werreabsenkung am Bergertor) fordert bei der Planung für die Photovoltaikanlage auf dem Reesberg Nachbesserungen. Archivfoto | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Für diese Anlage auf dem Gelände der Boden- und Bauschuttdeponie hatte der Rat der Gemeinde Kirchlengern Anfang Juli einstimmig grünes Licht gegeben. Nach der Sommerpause soll die Öffentlichkeit inklusive Nabu (Naturschutzbund Deutschland) und BUND beteiligt werden. Im Herbst legt die Gemeinde Kirchlengern zudem die Pläne aus, so dass für einen Monat Einwände und Bedenken eingebracht werden können.

Photovoltaikanlage soll auf der Südseite des Reesbergs entstehen

Entstehen soll diese Freiflächen-Photovoltaikanlage in ausreichendem Abstand vom nahen Wäldchen auf der Südseite des Reesbergs, wo die Deponie still gelegt und mit Folien gegen Beschädigungen geschützt worden ist. Noch ist die Versiegelung so frisch, dass sich auf den obersten Bodenschichten keine Pflanzen gebildet oder Kleintiere angesiedelt haben, wie Kreis-Umweltamtsleiter Uwe Busse im Naturschutzbeirat mehrfach betont.

Bernd Meier-Lammering lässt sich davon nicht überzeugen. Er ist grundsätzlich gegen die Beschattung, sorgt sich um den daraus resultierenden Nahrungsverlust für Kleintiere und um Bodenbrüter im Allgemeinen. Ohnehin seien Dächer die geeignetere Grundlage für solche Anlagen.

Sollte sich Meier-Lammering mit seinen Einwänden durchsetzen, hätte die „Friedensfördernde Energie-Genossenschaft Herford" als sogenannter Vorhabenträger das Nachsehen. Diese Genossenschaft hat das Gebiet vom Kreis Herford gepachtet und plant auf dem 1,3 Hektar großen Areal 2.460 Module, mit denen 120 Haushalte mit Strom versorgt werden könnten.

Der Naturschutzbeirat umschiffte jetzt die Einwände, obwohl Umwelt-Abteilungsleiter Karl-Heinz Diekmann einräumt: „Eine artenschutzrechtliche Prüfung ist nicht durchgeführt worden." Umweltamtsleiter Uwe Busse vermeidet einen Beschluss, sieht ein umfassendes Meinungsbild als gegeben an und führt auch wirtschaftliche Gründe an. „Wir wollen damit Geld verdienen", sagt Uwe Busse und belässt es bei einer Kenntnisnahme.

Kirchlengern ist für jede Anregung dankbar

Bernd Meier-Lammering kann seine Einwände erneut bei der Gemeinde Kirchlengern einbringen. Deren Sachbearbeiter Armin Kuschel gibt sich auf NW-Anfrage gelassen: „Wir sind für jede Anregung dankbar".

Sollte sich der Sprecher der Kreisgruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) mit seinen Argumenten durchsetzen, könnte ein Kartierungsbüro zum Zuge kommen. Womöglich die „Arbeitsgemeinschaft Biotop-Kartierung". In der haben sich die Diplom-Biologin Dorothee Gößling, Jörg Haddasch sowie der Diplom-Biologe Martin Starrach zusammengeschlossen. Und Bernd Meier-Lammering.