Lebenshilfe eröffnet einen Stand in der erneuerten Herforder Markthalle

Herford. Wenn am 31. August die Herforder Markthalle nach aufwendiger Sanierung mit neuem Konzept wiedereröffnet wird, ist auch die Herforder Lebenshilfe dabei. Der Vertrag ist noch nicht unterschrieben, aber die Aufsichtsratsvorsitzende Bärbel Zuhl freut sich darauf, dass an einem Stand die Produkte aus dem Kreativbereich der Herforder Werkstätten angeboten werden können: "Ich bin froh, wenn wir mitten in der Stadt präsent sind." Das sagte sie am Sonntag am Rand des Sommerfestes. Es war gleichzeitig ein Tag der offenen Tür mit Vorführungen an Arbeitsplätzen, die die Leistungsfähigkeit der Werkstätten demonstrierten. Man will so neue Auftraggeber finden, die den Menschen mit Behinderungen Arbeit geben können. Das wird in Zeiten der Digitalisierung immer schwieriger. Der Verkauf eigener Produkte wie Kerzen, jahreszeitlicher Floristik und Dekorationsartikeln aus dem Kreativ-Bereich des Berufsbildungswerkes ist ein Weg. Der Werkstattladen der Lebenshilfe ist seit November beim Industrieservice Radewig am Jöllenbecker Weg zu finden. Für Umsatz sorgt alljährlich der Basar in der Vorweihnachtszeit. Am Stand in der Markthalle sollen, so plant Bärbel Zuhl, auch Menschen mit Handicap im Verkauf arbeiten. "Miteinander arbeiten - miteinander feiern" lautete das Motto des Sonntags. "Miteinander schwitzen" ergänzte Lebenshilfe-Geschäftsführer Stephan Steuernagel angesichts der hohen Temperaturen. Im Außenbereich zogen sich Gruppen wie die Bongospieler in den Schatten zurück. In den Werkstätten an der Ackerstraße war eine Arbeitsplatz-Rallye organisiert, in der durch selber Ausprobieren die Arbeit erlebbar gemacht wurde. So konnte, wer wollte, an einer Industrienähmaschine Gurte für Haltegriffe von Krankenbetten nähen. Die Herforder Lebenshilfe hat in ihren verschiedenen Arbeitsbereichen rund 650 Beschäftige mit Behinderungen, die von 170 Mitarbeitern betreut und angeleitet werden. Es gibt auch Außenarbeitsplätze, etwa bei Becker-Beschläge. Menschen mit Handicap könnten in Pflegeeinrichtungen persönliche Zuwendung geben Das Werkstatt-Entgelt für die Beschäftigten setzt sich aus einem Grund- und einem Steigerungsbetrag zusammen. Zur Zeit beträgt der Grundbetrag 80 Euro im Monat. Der wird im Januar um 9 Euro und bis 2024 auf dann 119 Euro steigen. "Das summiert sich für die Werkstätten und muss aus den Produktionsaufträgen erwirtschaftet werden", sagt Steuernagel. "Der Bedarf an Handarbeit wird aber in Zeiten fortschreitender Automatisierung weiter zurück gehen. Industrie 4.0 ist auch für uns eine Herausforderung. Wir müssen kreativ sein." Ein Patentrezept gebe es noch nicht, jede Werkstatt müsse in ihrer eigenen Region nach Möglichkeiten schauen. Eine Möglichkeit sei zum Beispiel das Digitalisieren von Akten für Behörden durch Einscannen. Steuernagel: "Wir arbeiten mit dem Kreis Herford daran." Steuernagel kann sich in Zeiten des Pflegenotstandes auch Außenarbeitsplätze in Pflegeeinrichtungen vorstellen. Es gibt Qualifizierungen in diese Richtung. Menschen mit Handicap könnten persönliche Zuwendung leisten, um die Pflegefachkräfte zu entlasten. Er rechnet damit, dass die Lebenshilfe in Zukunft mehr Schwerstmehrfachbehinderte betreut. Gründe sind die erhöhte Lebenserwartung von Behinderten und der medizinische Fortschritt etwa im Bereich der Frühgeburten. Eine große Herausforderung kommt im Bereich der Wohneinrichtungen auf die Verwaltung der Lebenshilfe zu. Nach dem Bundesteilhabegesetz zahlt der Landschaftsverband ab 1. Januar nur noch für Betreuung und Pflege. Miete, Verpflegung und Material zahlt der Kreis im Zuge der Grundsicherung.

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