Bad Oeynhausener mit Beeinträchtigung erfüllt sich Traum von „richtigem“ Job

Bad Oeynhausen. Nudeln mit Gemüsepfanne? Königsberger Klopse? Oder doch lieber die Reibekuchen mit Kräuterquark? Egal, was Frank Hünecke den Patientinnen und Patienten der Rehaklinik in Bad Oexen serviert, ein Lächeln und ein freundliches Wort gibt es immer dazu. Seit Oktober 2024 arbeitet der 36-Jährige im Service der Klinik. Es ist nach 18 Jahren in Behinderten-Werkstätten und auf betreuten Arbeitsplätzen des Wittekindshofes seine erste Stelle im allgemeinen Arbeitsmarkt. &bdquo;Endlich“, sagt Frank Hünecke. Denn der Gedanke, einen ganz &bdquo;normalen“ sozialversicherungspflichtigen Job zu haben, beschäftigt Frank Hünecke schon lange. Auch, aber nicht nur aus finanziellen Gründen. &bdquo;Ich will mein eigenes Geld verdienen, meine Sachen selbst bezahlen“, erklärt er. &bdquo;Und ich wollte auch mal mit meiner Frau in Urlaub fahren.“ Was bei einer Tätigkeit in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung oder auch mit einem betriebsintegrierten Arbeitsplatz des Wittekindshofes nur schwer möglich ist. Denn bei diesen betreuten Arbeitsplätzen bekommen die Beschäftigten nur etwa 300 bis 400 Euro im Monat, wie Katharina Haukambe, die Bereichsleiterin für Arbeit und berufliche Integration im Wittekindshof, im Pressegespräch erläutert. Lesen Sie auch: Führungswechsel im Wittekindshof Von der Tischlerei, zum Hausmeister, zur Gastronomie Angefangen hat Frank Hünecke im Holzbereich der Wittekindshofer Werkstätten in Volmerdingsen, wo er Tischleraufgaben übernahm. Danach unterstützte er zehn Jahre lang die Hausmeister verschiedener Wohnbereiche. Dann sattelte er um, vom Handwerk in die Gastronomie. &bdquo;Ich habe immer gern zu Hause gekocht“, berichtet Hünecke. Und so arbeitete er acht Jahre lang im Cafè Solero des Wittekindshofes in der Küche und im Service. Doch es blieb der Wunsch nach einem &bdquo;normalen“ Arbeitsplatz. Dabei geht es dem 36-Jährigen auch um Anerkennung. &bdquo;Ich wollte wie ein richtiger Mitarbeiter behandelt werden, auf Augenhöhe“, so beschreibt er seine Motive. Katharina Haukambe knüpfte dann im vergangenen Jahr den Kontakt zu Thomas Steinbrink, dem Personalleiter der Klinik Bad Oexen. &bdquo;Wir hatten gerade Stellen frei im Service“, berichtet er. Und die Klinik habe durchaus Erfahrungen mit Mitarbeitern mit Beeinträchtigungen. Etwa 15 bis 20 der 420 Beschäftigten der Klinik seien beeinträchtigt, berichtet der Personalchef. Eingesetzt werden sie in Bad Oexen in ganz verschiedenen Bereichen: In Küche und Service, im Reinigungsdienst und Verwaltung, aber auch in der Ärzteschaft oder bei den Therapeuten gibt es Mitarbeiter mit Handicap. Auch interessant: Wittekindshof zieht Grundstückskauf in Espelkamp zurück Klinik Bad Oexen versorgt jährlich 5.000 Patienten Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Ines Schult I Leben nach Brustkrebs (@___happ.ines___) Frank Hünecke startete im Juli vergangenen Jahres mit einem Praktikum. Vor seinem ersten Besuch in der Rehaklinik, in der sich jährlich rund 5.000 Patienten nach einer Krebsbehandlung erholen sollen, hatte er schon ein wenig Bammel. &bdquo;Ich hatte Angst, dass hier lauter kranke, traurige Menschen sind“, erinnert er sich. Aber so war es nicht: &bdquo;Die meisten sind lustig drauf“, ist seine Erfahrung. Im großen Speisesaal der Klinik ist Hünecke für die jungen Erwachsenen zuständig, für Patienten im Alter zwischen 18 und 32 Jahren. Er deckt für sie die Tische ein, räumt das Geschirr auch wieder ab, hilft in der Küche. Und serviert den jungen Frauen und Männern auch ihr Essen. Was in der Rehaklinik durchaus anspruchsvoll ist. Denn für einige Patienten müssen besondere Einschränkungen berücksichtigt werden - nicht jeder darf alles essen. Welche Vorgaben da zu beachten sind, das steht auf Zetteln am Tisch. Und obwohl Frank Hünecke Probleme beim Lesen und Schreiben hat, kommt er damit klar. &bdquo;Ich habe aber manchmal Probleme, die Namen der Patienten richtig auszusprechen“, berichtet er. Der damit ganz locker umgeht. &bdquo;Ich erkläre das dann und die Leute verstehen das“, sagt er. Mehr zum Thema: Darum stehen Behindertenwerkstätten unter Druck Jobs für beeinträchtigte Menschen scheitern oft am Bus Diese offene, fröhliche Art kommt bei den Patienten gut an. Die bedanken sich zuweilen mit kleinen Geschenken bei ihrem Mann vom Service, auch weil Frank Hünecke seinerseits gern kleinere Wünsche - etwa nach einem besonderen Brotaufstrich - erfüllt. Aber auch im Kreis der 30 Servicekräfte der Klinik sei der neue Mitarbeiter geschätzt, berichtet Personalchef Steinbrink. &bdquo;Für uns spielt es keine Rolle, ob ein Mitarbeiter Beeinträchtigungen hat. Für uns ist wichtig, dass er seine Aufgaben gut erledigt und zuverlässig ist“, erklärt er. Und Katharina Haukambe ergänzt: &bdquo;Der Wille, das zu schaffen, ist dabei ganz wichtig.“ Den Sprung vom betreuten Arbeiten im Wittekindshof in den allgemeinen Arbeitsmarkt haben im vergangenen Jahr fünf Menschen geschafft, berichtet Haukambe. Tatsächlich gibt es einige Hürden zu überwinden, die bürokratischen Zuständigkeiten sind nicht immer leicht zu durchschauen. &bdquo;Aber dazu sind wir ja da, dabei zu helfen“, sagt Katharina Haukambe. Für sie ist ein anderer Grund ausschlaggebend dafür, dass es doch nur vergleichsweise wenige Klienten des Wittekindshofes schaffen, einen sozialversicherungspflichtigen Job außerhalb der Behinderteneinrichtung zu bekommen: der öffentliche Personennahverkehr. &bdquo;Es scheitert oft an den Busverbindungen. Die Menschen kommen nicht zu ihren Arbeitsplätzen“, sagt Haukambe. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Beeinträchtigungen im allgemeinen Arbeitsmarkt Frank Hünecke hat diess Problem nicht: Er fährt die Strecke von seiner Wohnung in der Bad Oeynhausener Innenstadt nach Bad Oexen mit dem Motorroller. Die Freude über seinen neuen Arbeitsplatz dort ist ihm anzusehen. &bdquo;Es macht mich stolz, dass ich jetzt einen richtigen Job habe“, sagt er. Der Übergang von Menschen mit Beeinträchtigungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt wird auch Thema des Aschermittwochsempfangs im Wittekindshof sein. Wer Fragen zum Thema hat, kann sich an Katharina Haukambe wenden unter katharina.haukambe@wittekindshof.de. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Diakonische Stiftung Wittekindshof (@wittekindshof)

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