Kreisheimatverein bringt Museumsführer für Gedenkstätte Zellentrakt heraus

Kreis Herford. "Eingesperrt und ausgeliefert - vom Polizeigefängnis zum Erinnerungsort" - so lautet der Titel des neuen Museumsführers für die Gedenkstätte Zellentrakt im Keller des Herforder Rathauses. Erschienen ist der Band in der nun achtteiligen Reihe Stippvisiten Spezial des Kreisheimatvereins. Landrat Jürgen Müller, Aktive des "Kuratoriums Erinnern Forschen Gedenken" sowie Siegfried Lux von der Stiftung der Sparkasse Herford als Geldgeber stellten ihn gestern an dem Ort vor, an dem die Nationalsozialisten missliebige Menschen gefangen hielten. Die Gestapo verhaftete willkürlich Menschen - auch im Kreis Herford Auf 32 Seiten sind wissenswerte Informationen über die Gegenstätte Zellentrakt zusammengestellt - einschließlich aktueller und historischer Fotos. Als Autor wurde der Redakteur Benedikt Paweltzik gewonnen, der mit journalistischer Herangehensweise überwiegend aus Material von Stadtarchivar Christoph Laue einen für historische Laien gut verständlichen Text geschrieben hat. Er schildert, wie und warum aus dem früheren Polizeigefängnis der heutige Erinnerungsort wurde. Im Mittelpunkt stehen die Schicksale der Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus hier gefangen gehalten und in vielen Fällen nach langer Leidensgeschichte in Konzentrationslagern umgebracht worden sind. Aus dem schlichten Herforder Polizeigefängnis wurde ein Ort des Schreckens und der Willkür. Bürger jüdischen Glaubens, Menschen aus dem Widerstand, Mitglieder der SPD und der KPD, Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen - die Geheime Staatspolizei inhaftierte willkürlich, wen immer sie wollte. Das Heft stellt auch die Aktion Stolpersteine zur Erinnerung an Orte jüdischen Lebens in Herford und die Bibliothek der jüdischen Familie Elsbach im Elsbach Haus vor. Die Grafikerin Patricia Ludwig hat den Band mit Fotos von Jürgen Escher, Ute Pahmeyer und Christoph Laue gestaltet. Die Redaktion hatte Christoph Mörstedt vom Kreisheimatverein. Im Vorwort von Jürgen Müller und dem Kuratoriumsvorsitzenden Friedel Böhse, der bei der Präsentation nicht dabei sein konnte, heißt es: "Die Gedenkstätte Zellentrakt unterstreicht: Willkür und Unrecht herrschten hier bei uns, in der Nachbarschaft - mit der einen Familie, die deportiert und umgebracht wurde, und anderen, aus denen die Täter stammten. Weil es so fürchterlich war, dürfen wir es nicht vergessen." Das betonte Müller auch gestern noch einmal: "Wir leben in einer Zeit, in der wir genau hinsehen müssen, dass nicht wieder so etwas passiert." Die stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums und pensionierte Lehrerin Gisela Küster hat die Gedenkstätte schon oft mit Schulklassen besucht. Auch sie mahnt: "Wir müssen sehr aufmerksam bleiben, wenn man die letzten Wahlen bei uns und in Europa rundherum sieht. Sie hat die Reaktion ihrer Schüler immer sehr positiv empfunden: "Die Einzelschicksale gehen unter die Haut. Das geht auch an den Kindern und Jugendlichen nicht spurlos vorbei. Nicht mal von Pubertierenden habe ich dumme Sprüche gehört." Sie ist froh, dass das Kuratorium nun Schulklassen etwas zum Nachlesen an die Hand geben kann. Für die Schüler entstehen sogar keine Kosten. Kreisheimatpfleger Eckhard Möller äußerte sich "froh und stolz", dass die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Kuratoriums als Betreiber der Gedenkstätte Zellentrakt so aktiv sind. Der Kreisheimatverein bilde ein Netzwerk für die Vereine und die örtlichen Museen, die oft ehrenamtlich geführt werden. Die Museumsführer der Stippvisiten Spezial-Reihe sind für 1,50 Euro Schutzgebühr erhältlich in den Museen im Kreis Herford, beim Kreisheimatverein im Kreishaus sowie unter www.kreisheimatverein.de. Bisher erschienen sind Bände über das Holzhandwerksmuseum Hiddenhausen, die Museumsschule Schweicheln, den Doberg in Bünde, das Feuerwehrmuseum Kirchlengern, Rürups Mühle in Löhne sowie das Widukindmuseum Enger in Deutsch und Englisch.

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