Überraschender Neustart: Warum es in Engers letzter Traditionsgaststätte doch weitergeht

Enger. Das Ende war eigentlich besiegelt: Engers letzte Traditionsgaststätte - das Gasthaus &bdquo;Zur Post“ in Herringhausen - sollte verkauft werden. Sogar die Immobilienanzeige war bereits geschaltet. Nun jedoch die überraschende Wende: Inhaber Frank Kenter und seine Frau Sara wagen den Neustart. Im Gespräch mit der Neuen Westfälischen berichten die beiden, wie es dazu kam - und was sie nun für die Gaststätte planen. Es ist Mittagszeit, als sich Frank und Sara Kenter mit der Neuen Westfälischen im Gastraum der &bdquo;Post“ treffen. Der rustikal-gemütliche Charme vergangener Jahrzehnte umfängt einen hier: An den Wänden hängen Dekoteller aus Zinn, auf der Fensterbank stehen kleine Porzellanfiguren neben einer stoffbeschirmten Lampe. Der Blick fällt auch auf die mit dunklem Holz vertäfelte Theke. Unweigerlich fragt man sich, wer dort wohl schon alles auf den Barhockern gesessen hat - und welche Geschichten hier erzählt wurden. Acht Wochen - diese Zeit hätten sie sich für den Verkauf der Immobilie gegeben, erzählt Frank Kenter. Ein Kompromiss, denn seine Frau Sara habe sich eigentlich überhaupt nicht von Gebäude und Gastwirtschaft trennen wollen. &bdquo;Sie hat sich in dieses Haus, den Garten und die Tiere verliebt“, sagt der 65-Jährige. Jedes Mal, wenn sich potenzielle Käufer das Gebäude angeschaut hätten, habe sie gebangt, berichtet Sara Kenter. Lesen Sie auch: Gaststätte steht in Herringhausen zum Verkauf Was auf der Speisekarte stehen soll Die acht Wochen sind inzwischen abgelaufen, ein Käufer sei in dieser Zeit nicht gefunden worden. Die Entscheidung war daher gefallen: Die beiden wollen den Traditionsgasthof an der Hauptstraße zwischen Enger und Herford zu neuem Leben erwecken. In Kürze öffnet die &bdquo;Post“ wieder, zunächst allerdings nur an zwei Abenden in der Woche. Jeden Freitag und Samstag ab 18 Uhr wollen die Kenters ihre Gäste in dem charakteristischen roten Backsteingebäude an der Ecke Herforder Straße und &bdquo;Antersiek“ wieder bewirten. Freitags solle es Schnitzel oder auch mal einen Steaktag geben, kündigt Frank Kenter an. Samstags solle dann auch &bdquo;leichte Küche“ und Salat serviert werden. Und: Die beiden wollen in Abständen auch wieder persische Gerichte anbieten. Kulinarisches Heimspiel Für Sara Kenter gewissermaßen ein kulinarisches Heimspiel: Die 43-Jährige stammt aus dem Iran, hat bis vor ein paar Jahren noch in Teheran gelebt. Solche &bdquo;iranischen Abende“ hätten sie auch früher schon mehrfach veranstaltet - und sie seien bei den Gästen immer gut angekommen, erzählt sie. Für Familienfeste oder andere Feiern wollen die beiden die Gaststätte künftig auch vermieten. &bdquo;Und wir würden für geschlossene Gesellschaften auch kochen“, sagt Frank Kenter. Oder man könne das Catering selbst organisieren - ganz wie gewünscht. Sara Kenter könnte sich zudem noch etwas anderes vorstellen: später mal den großen Saal modernisieren und wieder in Betrieb nehmen. Für Hochzeiten oder andere Feste zum Beispiel. Eine Gaststätte gebe es an der Stelle schon mindestens seit Ende des 19. Jahrhunderts, hatte Frank Kenter 2022 im Gespräch mit der NW berichtet. 1961 habe seine Familie den Gasthof übernommen, zunächst jedoch seien die Räume gepachtet gewesen. 1970 sei das Gebäude dann ins Eigentum der Familie übergegangen. Lesen Sie auch: Essen wie bei Oma: Gaststätte in Enger gehört zu den letzten ihrer Art Seit Ende 2023 geschlossen Aus der Kneipe, in der es zuvor nur mal ein kaltes Kotelett oder eine Frikadelle gab, machten die Kenters im Laufe der Jahre ein richtiges Restaurant. Jeden Freitag und Samstag gab es damals außerdem Tanz in der &bdquo;Post“, dreimal im Jahr auch große Zeltfeste. &bdquo;Mein Vater hatte dann fünf Theken – zwei in den Zelten, eine im Saal, eine im Gastraum und draußen gab es noch eine Bude“, hatte Frank Kenter der NW damals erzählt. Ende Dezember 2023 jedoch musste die Traditionsgaststätte schließen - aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen, wie Kenter der NW berichtet hatte. Auch die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg hätten sich auf den Betrieb ausgewirkt. Bekannt gewesen ist die &bdquo;Post“ immer für ihre deutsche Küche. Die solle auch künftig auf der Speisekarte stehen. Über ihren Instagram-Kanal wollten sie jeweils ankündigen, &bdquo;was es so gibt“. Zu dieser Jahreszeit könne das Deftiges wie etwa Gans, Ente oder auch Grünkohl sein, sagt Frank Kenter: &bdquo;Und jetzt ist auch gerade die Zeit für ’Grüner Heinrich’ - Bohnen mit Birnen und Speck.“ Ein kulinarisches Alleinstellungsmerkmal Gewissermaßen ein Alleinstellungsmerkmal der Gaststätte ist jedoch immer auch etwas anderes gewesen: der westfälische Lappenpickert. In kaum einem Restaurant steht die regionale Spezialität heute noch auf der Speisekarte. &bdquo;Das ist immer ein Highlight hier gewesen“, sagt Sara Kenter. Und das Gericht soll auch in Zukunft wieder in der &bdquo;Post“ aufgetischt werden: &bdquo;Pickert ist ein Muss, da geht kein Weg dran vorbei“, sagt Frank Kenter, der nun noch jemanden zur Hilfe in der Küche sucht. Die Kenters schauen optimistisch in die Zukunft: &bdquo;Ich habe das sichere Gefühl, dass es wieder aufwärts geht und es einen Bedarf an solchen Kommunikations-Orten gibt“, sagt der 65-Jährige und seine Frau Sara ergänzt: &bdquo;Ich bin voll motiviert, optimistisch und positiv und möchte hier gern wieder mit viel Kraft anfangen. Zwei Jahre hatten wir zu und viele haben mir geschrieben, wie schade das ist.“

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