Enger setzt Zeichen: Solidarität und Wut zum Tag gegen Gewalt an Frauen

Enger. Mit bewegenden Zitaten, Schülerprojekten und emotionaler Musik wurde jetzt in der Stadtbibliothek Enger ein sensibles Thema in den Fokus gerückt: Gewalt an Frauen und Mädchen. Anlass war der bevorstehende Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt und Diskriminierung gegenüber Frauen, der jährlich am 25. November stattfindet. &bdquo;Dieser Tag erinnert uns daran, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen in vielen Facetten existiert und häufig unsichtbar bleibt“, sagt Lydia Ercan von der Gleichstellungsstelle Enger. Sibylle Thiel von der Kreispolizei Herford wies auf die Zahlen häuslicher Gewalt hin: &bdquo;2023 wurden in Herford 642 Fälle registriert.“ Im Vorjahr seien es 688 Fälle gewesen, was einer Abnahme von sechs Prozent entspricht. &bdquo;Inzwischen zählen wir zu dieser Zahl nicht nur partnerschaftliche Gewalt, sondern auch innerfamiliäre Gewalt“, erklärt Thiel weiter. Die Dunkelziffer dürfte noch weitaus höher ausfallen, sagt sie. Franziska Kolmar und Eva Lotte Heine vom Mädchenhaus Femina Vita in Herford berichteten über ihre Arbeit für und mit Betroffenen. Die Beratungsstelle, die seit 35 Jahren besteht, hat ihren Schwerpunkt auf Prävention, Unterstützung und Therapie für Mädchen und junge Frauen bis 27 Jahre gelegt. &bdquo;Wir gehen jetzt auch aktiv in die Schulen, zum Schutz der Mädchen“, erklärt Heine. Kinder werden überwacht Viele Eltern würden Tracking-Programme nutzen, um ihre Kinder zu überwachen, so Heine. Durch installierte Apps auf dem Smartphone, die ein Sicherheitsgefühl vermitteln sollen, werde häufig die persönliche Freiheit der Mädchen eingeschränkt. &bdquo;Manche dürfen nicht einmal nach der Schule raus“, ergänzt Kolmar. Das erschwere den betroffenen Mädchen die Kontaktaufnahme mit Beratungsstellen wie der Femina Vita. Neben der Prävention biete Femina Vita kostenfreie, anonyme Beratung und Therapie an. &bdquo;Viele Mädchen kommen aus den unterschiedlichsten Gründen zu uns – sei es wegen Liebeskummer, sexueller oder körperlicher Gewalt, familiären Konflikten oder psychischer Belastung“, erklärt Heine. Gerade digitale Gewalt, insbesondere das Verschicken ungewünschter Nacktfotos von Männern über soziale Netzwerke, sei mittlerweile alltäglich geworden. &bdquo;Wir erklären den Mädchen, dass so etwas nicht passieren darf“, sagte Heine. &bdquo;Wir haben wöchentlich Anfragen für psychosoziale Prozessbegleitung“, ergänzt Kolmar. Dabei gehe es darum, die Mädchen und Frauen im ganzen Strafverfahren zu begleiten. Ihr Ziel sei es immer, dass die Mädchen selbst entscheiden, wie viel Hilfe sie benötigen. Nicht selten würden die Beratungen über Jahre hinweg andauern. Heine erklärte: &bdquo;Für das Jahr 2024 haben wir bereits zur Jahresmitte so viele Fälle wie sonst zum Jahresende.“ Die Zahl der Neuanfragen liege jährlich bei etwa 300. Daher, so Kolmar, bleibe die Organisation stets auf Spenden angewiesen, um ihre Arbeit fortzusetzen. &bdquo;Danke, dass ich diesen schweren Weg nicht allein gehen musste“ Aus ihrer Arbeit in der Beratungsstelle hatte Kolmar einige Zitate von betroffenen Frauen und Mädchen mitgebracht. &bdquo;Danke, dass ich diesen schweren Weg nicht allein gehen musste“, hieß es in einem der Zitate. Ein anderes lautete: &bdquo;Ich habe keine Schuldgefühle mehr wegen dem, was passiert ist.“ Ein weiteres Mädchen berichtete: &bdquo;Ich bin eine Betroffene und kein Opfer, das habe ich endlich verstanden.“ Mit einem musikalischen Beitrag einer Schülerin des Widukind-Gymnasiums fand der Abend seinen Abschluss. Sie sang die Lieder &bdquo;Girl is on Fire“ von Alicia Keys und &bdquo;Halleluja“ von Leonard Cohen – eine berührende Erinnerung daran, wie wichtig es ist, den Mut der Frauen und Mädchen zu stärken und sie auf ihrem Weg zur Heilung zu begleiten. Mädchen und Frauen, die Unterstützung benötigen oder mehr Informationen wünschen, können sich an die Beratungsstelle der Femina Vita an der Höckerstraße in Herford oder telefonisch unter Tel. 05221 50622 sowie per Mail an mail@feminavita.de melden.

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